„Wir hoffen auf eine langsame Stabilisierung der Nachfrage“
Trotz Corona bietet Emirates als erste Airline wieder Langstreckenflüge ab Düsseldorf an. Europachef Volker Greiner hofft auf eine Erholung ab 2022.
Herrr Greiner, Sonntag startete der Erstflug nach Dubai, nachdem es seit März keine Verbindung gab. Wie man hört, waren nur 80 Passagiere dabei. Sind Sie trotzdem zufrieden?
GREINER Wir sind erfolgreich in Düsseldorf gestartet. Die Sitzplatzauslastung war gut und lag über unseren Erwartungen. Zudem war die Frachtkapazität sehr gut gebucht.
Emirates startet zu Beginn eines neuen Lockdown in Deutschland. Übernehmen Sie sich?
GREINER Die Planung der Wiederaufnahme der Düsseldorf-Flüge war längerfristig geplant. Unser wichtigstes Standbein ist weiter das Cargo-Geschäft. Dank der großen weltweiten Frachtnachfrage und unseren Cargo-Kapazitäten auf unseren Vollfrachtern sowie im Unterdeck
unserer Passagierjets können wir die bisher wieder aufgenommenen Strecken wirtschaftlich betreiben.
Sie setzen die Boeing 777 zweimal die Woche ein mit je rund 300 Sitzen, früher täglich zwei A380 mit insgesamt mehr als 1000 Plätzen. Sie sind also vorsichtiger?
GREINER Die 777-300ER ist das optimale Flugzeug für die aktuelle Passagiernachfrage. Für das starke Cargo-Geschäft bietet dieser Typ zudem die notwendige Frachtkapazität. Natürlich dämpfen die vielen Reisebeschränkungen sowie unterschiedliche Quarantäne-Regelungen weiterhin stark die Nachfrage, und wir befinden uns weit entfernt von den Zahlen vor der Pandemie.
Wie geht es weiter?
GREINER Ab 18. November starten wir eine dritte wöchentliche Verbindung ab Düsseldorf. Wir hoffen auf eine langsame Stabilisierung der Nachfrage. Wir bedienen aktuell bereits wieder fast 100 Ziele weltweit und bieten sichere Flugverbindungen nach Dubai, in den indischen Ozean, nach Asien oder Afrika.
Düsseldorf war immer stolz auf seine A380-Flüge von Emirates. Ist die Zeit der A380 vorbei?
GREINER Die A380 bleibt das Emirates-Flaggschiff für die nächsten zehn Jahre. Unsere Passagiere lieben das Flugzeug und das Platzangebot. Aktuell fliegt unsere A380-Flotte zu sechs Zielen. Wann die A380 wieder nach Düsseldorf kommt, hängt von der weiteren Passagiernachfrage ab.
Welche Waren gehen nach NRW? GREINER Unser Cargo-Geschäft lief relativ schnell wieder an und entwickelt sich sehr stabil. Aktuell bieten wir eine wöchentliche Frachtkapazität von über 90 Tonnen pro Richtung. Nach Düsseldorf transportieren wir vor allem Textilien. Ab Düsseldorf pharmazeutische Waren, Maschinen, Ersatzteile. Aktuell werden zum Beispiel verstärkt Covid-19-Testkits und Schokolade ab Düsseldorf befördert.
Lufthansa sagt, vor der Langstrecke wird sich die Mittelstrecke in Deutschland und Europa erholen. Sieht Emirates das anders?
GREINER Aktuell planen wir, ab Sommer 2021 wieder unser gesamtes Streckennetz anzufliegen. Wir sind überzeugt von unserem Geschäftsmodell und unserem Hub Dubai als zentralem Umsteigeflughafen. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage kontinuierlich wieder steigen und sich der touristische Flugverkehr etwas schneller erholen wird. Ich bleibe optimistisch, dass wir im Laufe des Jahres 2022 das Vor-Corona-Nachfrageniveau erreichen.
Sie setzen also eher auf Urlaubsals auf Geschäftsreisende?
GREINER Auf den Strecken ab Deutschland verzeichnen wir einen motivierenden Mix aus Besuchen bei Verwandten und Freunden, Geschäfts- sowie Urlaubsreisende.
Viele Menschen haben die Sorge, sich im Flieger anzustecken. GREINER Wir haben ein umfassendes Maßnahmenpaket für jeden Reiseabschnitt eingeführt, um die Sicherheit unserer Passagiere und Mitarbeiter zu gewährleisten. Alle unsere Passagiere erhalten ein kostenloses Hygienekit. Die Kabinenluft wird alle zwei bis drei Minuten ausgetauscht. Alle unsere Flugzeuge sind mit den modernsten Hepa-Filtern ausgestattet, so dass die Wahrscheinlichkeit, sich an Bord anzustecken, fast bei null liegt.