Ohne Grenzen
Es gibt Gerüchte um die Zukunft von Marco Rose. Das 6:0 bei Schachtjor Donezk zeigt aber, dass mit Borussia Mönchengladbach alles möglich ist.
KIEW Marco Rose zeigt gerade wieder eine neue Seite. Ist der Coach von Borussia Mönchengladbach ansonsten eher ein Derwisch an der Linie, lautstark und andauernd in Bewegung, genoss er das fantastische 6:0 seines Teams in der Champions League in Kiew gegen Schachtjor Donezk nahezu komplett auf seinem Trainerstuhl sitzend.
Schon drei Tage zuvor hatte es sich ausgezahlt, dass Rose dem Team das Vertrauen schenkte und sich zurücknahm, seine „Jungs“schafften so auch den Erfolg in der Bundesliga gegen RB Leipzig (1:0). Es sind Spiele, in denen ihm vor Augen geführt wird: Gladbach hat eine Top-Mannschaft, die auch in Eigenverantwortung funktioniert. Rose muss nicht in jedem Moment helfen, das Team kann sich auch selbst helfen. Und die Konsequenz daraus ist: Borussia ist ein Top-Team und die Leistungen in der Champions League zeigen, dass es keine Grenzen für die Niederrheiner gibt.
Schon gegen Inter Mailand und Real Madrid hatten die Gladbacher in der Königsklasse beeindruckt. Gegen die europäischen Schwergewichte waren Rose und Co. nah dran am Sieg, erst kurz vor Schluss gab es da jeweils den Ausgleich zum 2:2-Endstand. Um ein Haar hätte Borussia nun also in der vielleicht bestbesetzten Gruppe dieser Champions League neun Punkte auf dem Konto. So sind es fünf Zähler – und Gladbach ist Tabellenführer.
„Wir grüßen jetzt mal von oben, aber die drei Spiele, die noch kommen, entscheiden alles. Es geht jetzt darum, dass wir weiter arbeiten und dran bleiben, weil wir im Grunde genommen noch nichts erreicht haben“, sagte Rose nach der Donezk-Gala. Ein typischer Rose. Ein Mann mit Weitblick und Fokussierung auf den dauerhaften Erfolg.
Diese Einstellung hat Gladbach dahin gebracht, wohin es sich seit der Verpflichtung des 44-Jährigen im Sommer des vergangenen Jahres entwickelt hat. Es zeigt sich, dass der Einzug in die Champions League keine Überraschung war, sondern eine logische Konsequenz von Roses Arbeit in Gladbach. In der Bundesliga sind sie nun schon wieder Fünfter nach einem schwachen Start. Doch es gab in den vergangenen acht Pflichtspielen keine Niederlage – und alle vier Unentschieden in dieser Zeit gab es nur wegen später Ausgleichstreffer. Gegen Wolfsburg und Union Berlin (jeweils 1:1) gab es ebenfalls den Rückschlag kurz vor dem Abpfiff.
In Kiew hat man dem Team angemerkt, was der Sieg gegen Leipzig ausgelöst hat. Die Borussen strotzen nun vor Selbstvertrauen, die Spieler, die zu Beginn noch mit Auswirkungen ihrer Verletzungen zu tun hatten, sind jetzt fit und in Top-Form. Alassane Plea, der gegen Donezk drei Tore erzielte, ist da ein Parade-Beispiel. Hinzu kommt, dass Borussias Spieler wieder den Plan, den Rose ihnen mitgibt, sehr gut einhalten. Und dass diese Pläne erfolgversprechend sind.
Rose ist in Gladbach auf einer Mission ohne Grenzen. Das Vertrauen untereinander ist riesig, das Potenzial im Team ebenfalls. Dieser Verbindung ist nahezu alles zuzutrauen, die Borussen dürften auch in den nächsten Wochen und Monaten in der Bundesliga, der Champions League und auch im DFB-Pokal eine große Rolle spielen.
Rose ist in dieser Erfolgsgeschichte ein großer Faktor. Weil das nicht unerkannt bleibt, gibt es nun erste Gerüchte, dass er im Fokus anderer Klubs ist. Die „Sport Bild“berichtete jüngst, Borussia Dortmund habe ihn als einen der Kandidaten auf eine mögliche Nachfolge von Lucien Favre, dessen Vertrag nach Saisonende ausläuft, auserkoren. Borussias Sportdirektor Max Eberl sagte zwar in der Talksendung „Sky90“, dass er sich keine Sorgen mache, aber auch: „Wenn ein Trainer auf einen Klub zukommt und sagt, ‚Das ist mein nächster Schritt, da muss ich hin’, dann sind Verträge ein Stück weit kein Hindernis. Dann daran festzuhalten und zu sagen, ‚Nein, du musst bleiben’, macht keinen Sinn.“
Bedeutet: Es liegt an Rose, wie lange er in Gladbach bleibt. Sein Vertrag läuft noch bis 2022 und der Verein würde sich wünschen, dass er, wenn es so weitergeht, noch deutlich länger ein Teil der Erfolgsgeschichte der Borussen bleibt. Doch es wird in den nächsten Monaten noch mehr Verlockungen geben als das vermeintliche Interesse aus Dortmund. Roses Zukunft ist nun ein Thema und wird es auch bleiben, die Fragen werden immer wieder aufkommen und sind eine Auszeichnung für das, was seine Mannschaft leistet.
Die Spieler selbst haben in Kiew auch Werbung dafür betrieben, dass ihr Trainer am richtigen Ort ist. Solche Darbietungen verdeutlichen Rose, dass er auch in Gladbach seine (Titel-)Ziele erreichen könnte. Natürlich sind die Borussen noch nicht auf dem dauerhaften Level des BVB – aber die Niederrheiner machen den Eindruck, es mit Rose bald sein zu können. Es ist eine Mission ohne Grenzen.
Gruppe C