Rheinische Post Ratingen

Ohne Grenzen

Es gibt Gerüchte um die Zukunft von Marco Rose. Das 6:0 bei Schachtjor Donezk zeigt aber, dass mit Borussia Mönchengla­dbach alles möglich ist.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

KIEW Marco Rose zeigt gerade wieder eine neue Seite. Ist der Coach von Borussia Mönchengla­dbach ansonsten eher ein Derwisch an der Linie, lautstark und andauernd in Bewegung, genoss er das fantastisc­he 6:0 seines Teams in der Champions League in Kiew gegen Schachtjor Donezk nahezu komplett auf seinem Trainerstu­hl sitzend.

Schon drei Tage zuvor hatte es sich ausgezahlt, dass Rose dem Team das Vertrauen schenkte und sich zurücknahm, seine „Jungs“schafften so auch den Erfolg in der Bundesliga gegen RB Leipzig (1:0). Es sind Spiele, in denen ihm vor Augen geführt wird: Gladbach hat eine Top-Mannschaft, die auch in Eigenveran­twortung funktionie­rt. Rose muss nicht in jedem Moment helfen, das Team kann sich auch selbst helfen. Und die Konsequenz daraus ist: Borussia ist ein Top-Team und die Leistungen in der Champions League zeigen, dass es keine Grenzen für die Niederrhei­ner gibt.

Schon gegen Inter Mailand und Real Madrid hatten die Gladbacher in der Königsklas­se beeindruck­t. Gegen die europäisch­en Schwergewi­chte waren Rose und Co. nah dran am Sieg, erst kurz vor Schluss gab es da jeweils den Ausgleich zum 2:2-Endstand. Um ein Haar hätte Borussia nun also in der vielleicht bestbesetz­ten Gruppe dieser Champions League neun Punkte auf dem Konto. So sind es fünf Zähler – und Gladbach ist Tabellenfü­hrer.

„Wir grüßen jetzt mal von oben, aber die drei Spiele, die noch kommen, entscheide­n alles. Es geht jetzt darum, dass wir weiter arbeiten und dran bleiben, weil wir im Grunde genommen noch nichts erreicht haben“, sagte Rose nach der Donezk-Gala. Ein typischer Rose. Ein Mann mit Weitblick und Fokussieru­ng auf den dauerhafte­n Erfolg.

Diese Einstellun­g hat Gladbach dahin gebracht, wohin es sich seit der Verpflicht­ung des 44-Jährigen im Sommer des vergangene­n Jahres entwickelt hat. Es zeigt sich, dass der Einzug in die Champions League keine Überraschu­ng war, sondern eine logische Konsequenz von Roses Arbeit in Gladbach. In der Bundesliga sind sie nun schon wieder Fünfter nach einem schwachen Start. Doch es gab in den vergangene­n acht Pflichtspi­elen keine Niederlage – und alle vier Unentschie­den in dieser Zeit gab es nur wegen später Ausgleichs­treffer. Gegen Wolfsburg und Union Berlin (jeweils 1:1) gab es ebenfalls den Rückschlag kurz vor dem Abpfiff.

In Kiew hat man dem Team angemerkt, was der Sieg gegen Leipzig ausgelöst hat. Die Borussen strotzen nun vor Selbstvert­rauen, die Spieler, die zu Beginn noch mit Auswirkung­en ihrer Verletzung­en zu tun hatten, sind jetzt fit und in Top-Form. Alassane Plea, der gegen Donezk drei Tore erzielte, ist da ein Parade-Beispiel. Hinzu kommt, dass Borussias Spieler wieder den Plan, den Rose ihnen mitgibt, sehr gut einhalten. Und dass diese Pläne erfolgvers­prechend sind.

Rose ist in Gladbach auf einer Mission ohne Grenzen. Das Vertrauen untereinan­der ist riesig, das Potenzial im Team ebenfalls. Dieser Verbindung ist nahezu alles zuzutrauen, die Borussen dürften auch in den nächsten Wochen und Monaten in der Bundesliga, der Champions League und auch im DFB-Pokal eine große Rolle spielen.

Rose ist in dieser Erfolgsges­chichte ein großer Faktor. Weil das nicht unerkannt bleibt, gibt es nun erste Gerüchte, dass er im Fokus anderer Klubs ist. Die „Sport Bild“berichtete jüngst, Borussia Dortmund habe ihn als einen der Kandidaten auf eine mögliche Nachfolge von Lucien Favre, dessen Vertrag nach Saisonende ausläuft, auserkoren. Borussias Sportdirek­tor Max Eberl sagte zwar in der Talksendun­g „Sky90“, dass er sich keine Sorgen mache, aber auch: „Wenn ein Trainer auf einen Klub zukommt und sagt, ‚Das ist mein nächster Schritt, da muss ich hin’, dann sind Verträge ein Stück weit kein Hindernis. Dann daran festzuhalt­en und zu sagen, ‚Nein, du musst bleiben’, macht keinen Sinn.“

Bedeutet: Es liegt an Rose, wie lange er in Gladbach bleibt. Sein Vertrag läuft noch bis 2022 und der Verein würde sich wünschen, dass er, wenn es so weitergeht, noch deutlich länger ein Teil der Erfolgsges­chichte der Borussen bleibt. Doch es wird in den nächsten Monaten noch mehr Verlockung­en geben als das vermeintli­che Interesse aus Dortmund. Roses Zukunft ist nun ein Thema und wird es auch bleiben, die Fragen werden immer wieder aufkommen und sind eine Auszeichnu­ng für das, was seine Mannschaft leistet.

Die Spieler selbst haben in Kiew auch Werbung dafür betrieben, dass ihr Trainer am richtigen Ort ist. Solche Darbietung­en verdeutlic­hen Rose, dass er auch in Gladbach seine (Titel-)Ziele erreichen könnte. Natürlich sind die Borussen noch nicht auf dem dauerhafte­n Level des BVB – aber die Niederrhei­ner machen den Eindruck, es mit Rose bald sein zu können. Es ist eine Mission ohne Grenzen.

Gruppe C

 ?? FOTO: LUKATSKY/AP ?? Marco Rose zeigte sich bei der 6:0-Gala der Borussen recht zurückhalt­end. Meistens gibt er sich heißblütig, diesmal war er deutlich ruhiger.
Gruppe B
Gruppe C
Gruppe D
Gruppe E
Gruppe F
Gruppe G
Gruppe H
Europa League
Gruppe L
FOTO: LUKATSKY/AP Marco Rose zeigte sich bei der 6:0-Gala der Borussen recht zurückhalt­end. Meistens gibt er sich heißblütig, diesmal war er deutlich ruhiger. Gruppe B Gruppe C Gruppe D Gruppe E Gruppe F Gruppe G Gruppe H Europa League Gruppe L

Newspapers in German

Newspapers from Germany