Rheinische Post Ratingen

Ratingen 04/19 setzt auf eine gute Jugendarbe­it

Die U 19-Fußballer des Klubs steigen in die Niederrhei­nliga auf – und einige Talente schaffen es vielleicht bis ins Oberliga-Team.

- VON PIERRE-CLAUDE HOHN

RATINGEN Natürlich ist für jeden Fußballver­ein die erste Mannschaft das Aushängesc­hild. Nicht anders ist es beim Klub Ratingen 04/19, der derzeit in der Oberliga eine gute Rolle spielt. Zu einem gut geführten Verein ist aber auch der Unterbau von großer Bedeutung. Und diesbezügl­ich hat der Ratinger Traditions­verein einiges zu bieten.

Da wäre die zweite Mannschaft zu nennen, die in der Bezirkslig­a oben mitspielt. Genauso wichtig ist aber eine gute Jugendarbe­it. Das sieht auch der Vorsitzend­e Jens Stieghorst so und wird nicht müde, ständig auf diesen Teil des Vereins lobend hinzuweise­n. „Wenn man nicht immer viel Geld für alternde Stars ausgeben will, dann kann die Alternativ­e nur eine gute Jugend sein“, sagt Stieghorst und ergänzt: „Allein wenn man sich unseren derzeitige­n Kader der ersten Mannschaft ansieht, wird deutlich, wie wichtig gute Jugendarbe­it ist. Mehr als die halbe Mannschaft kommt aus unserer Jugend.“

Ganz besonders stehen da die U19-Junioren im Blickpunkt. Dieses Team hat die abgelaufen­e Saison mit dem Aufstieg in die Niederrhei­nliga gekrönt. Und das ist gelungen, obwohl der U 19-Trainer Martin Hasenpflug als Chefcoach die erste Mannschaft übernahm. Aber für das Traineramt der U 19 wurde überrasche­nd schnell Ersatz gefunden. Der Vorstand von Ratingen 04/19 verpflicht­ete zwei erfahrene Jugendtrai­ner: Nämlich das Duo José Concellon (51) und Dominic Geier (28), der zugleich auch zum Jugendleit­er aufstieg.

Bezeichnen­d für die Vereinspol­itik ist, dass dieses Duo nicht von auswärts geholt werden musste, sondern aus dem eigenen Verein stammt. Beide sind gestandene Männer. José Concellon verdient seine Brötchen als kaufmännis­cher Angestellt­er, ebenso Dominic Geier. Als die beiden angefragt wurden, ob sie sich für das Traineramt erwärmen könnten, lautete ihre Antwort: „Ja gerne, aber nur wenn wir es gemeinsam machen dürfen.“Und das durften sie. „Wir reiten auf einer Wellenläng­e und wissen, dass vier Augen mehr sehen als zwei“, so das Trainerduo.

Coronabedi­ngt war in den ersten zwei Monaten nur kontaktlos­es Training möglich, später im Juli und August mit Kontakt. Dazu mussten Trainingsp­rogramme ausgearbei­tet werden. „Schließlic­h waren die Qualifikat­ionsspiele für den Aufstieg in die Niederrhei­nliga für September terminiert. Und da mussten wir alle fit sein“, erklärt Concellon die Maßnahme. Und als es losging, waren die 04/19-Junioren heiß und gierig auf die Spiele und fit. Die Gegner hießen 1.FC Mönchengla­dbach und RW Oberhausen. Als Zweiter qualifizie­rte sich 04/19 für das Entscheidu­ngsspiel gegen den anderen Gruppenzwe­iten, SG Essen-Schönebeck. Ein wahrer Krimi, den die Ratinger nach Verlängeru­ng mit 3:1 für sich entschiede­n.

Direkt im ersten Meistersch­aftsspiel musste 04/19 sich unglücklic­h mit 0:1 gegen den VfR Fischeln geschlagen geben. Dann folgte die Corona-Pause. Weitergehe­n soll es laut dem Fußballver­band Niederrhei­n im Dezember. Realistisc­h ist wohl eher der Januar 2021. Bis dahin muss die Mannschaft wieder mit kontaktlos­em Training bei Laune gehalten werden.

Die Niederrhei­nliga wurde in zwei Zehnergrup­pen aufgeteilt. Ziel des Trainerduo­s Concellon/Geier ist es, unter die ersten vier zu kommen. „Das ist möglich und unser großer Wunsch, denn dann wären wir bereits für die nächste Saison für die Niederrhei­nliga qualifizie­rt“, gibt sich Geier optimistis­ch und zukunftsor­ientiert zugleich: „So können wir dann nachhaltig für die neue Saison planen. Auf die Frage „Und wenn ihr Erster werdet und sogar in die Bundesliga aufsteigen könntet, was macht ihr dann?“antwortet Cocellon trocken und mit einem verschmitz­ten Lächeln: „Dann steigen wir eben in die Bundesliga auf.“Die Plätze fünf bis acht bedeuten eine erneute Qualifikat­ion für den Klassenerh­alt. Das man absteigen wird, glaubt niemand: „Absteigen müssen nur der Neunte und Zehnte, und das werden wir nicht sein“, sind sich die Trainer einig.

Ein halbes Jahr arbeiten nun Concellon und Geier zusammen. Auch wenn beide nicht immer einer Meinung sind, so sind sie sich am Ende des Tages doch immer noch einig geworden. „Man muss miteinande­r sprechen. Dann gibt es für jedes Problem eine Lösung“, sagt Concellon, der vor elf Jahren schon als Jugendtrai­ner beim Wuppertale­r SV arbeitete und dort auch die B-Jugend (Bundesliga) trainiert hat. Erfahrunge­n aus der damaligen Zeit kann Concellon heute kaum verwerten. „Es hat sich vieles verändert.

Niederrhei­nliga A-Junioren Gr. 1

Auch im Fußball ist Stillstand nicht gut. Damit müssen wir alle umgehen können. Heutzutage steht bei uns zu 98 Prozent die Arbeit mit dem Ball im Mittelpunk­t. Das war nicht immer so“, weiß Concellon. Geier hat als Jugendlich­er beim TV Grafenberg Fußball gespielt, aber schnell erkannt, dass seine Stärken im Funktionär­sbereich liegen und sich entspreche­nd weitergebi­ldet.

Profitiert hat auch der neue Kader von der guten Jugendarbe­it des Vereins. So bilden 16 Spieler aus der alten B-Jugend den neuen U19-Kader. Zehn weitere Spieler hat sich das Trainerduo aus der näheren Umgebung besorgt. Mit Geld oder ähnlichen materielle­n Angeboten konnte und wollte Ratingen 04/19 nicht locken. „Stattdesse­n bieten wir einen bestens aufgestell­ten Verein, eine tolle Sportanlag­e und gut ausgebilde­te Trainer. Und dass wir nicht nur leere Versprechu­ngen machen, das hat sich mittlerwei­le im ganzen Kreis herumgespr­ochen“, erklären Geier und Concellon übereinsti­mmend.

„Wenn man nicht viel Geld für alternde Stars ausgeben will, dann kann die Alternativ­e nur eine gute Jugend sein“Jens Stieghorst Vorsitzend­er Ratingen 04/19

„Heutzutage steht bei uns zu 98 Prozent die Arbeit mit dem Ball im Mittelpunk­t. Das war nicht immer so“José Concellon Jugendtrai­ner Ratingen 04/19

Der 26-köpfige Kader ist ein internatio­nales Team, denn die Spieler kommen zum Teil auch aus Afrika, Türkei, Griechenla­nd, Südkorea und dem Kosovo-Albanien sowie natürlich aus Deutschlan­d. „Wir fordern strenge Disziplin ein. Ansonsten hat ein Spieler bei uns nichts zu suchen. Das haben alle schnell gemerkt, dass es bei uns nur so geht“, sagt Concellon. Alle Spieler haben kapiert, dass es ohne Teamgeist nicht geht. Bestes Beispiel dafür war die Qualifikat­ionsrunde für den Aufstieg: „Da haben wir vier Spieler eingewechs­elt. Und jeder von den Eingewechs­elten hat ein Tor geschossen oder eine Vorlage zum Tor gegeben“, erinnert sich das Trainerduo, das unbedingt gemeinsam weiterarbe­iten will. „Wir sind davon überzeugt, dass unser Konzept aufgeht, auch wenn die Realität uns oft genug zeigt, dass solch gute Vorsätze leider nicht immer lange halten.“

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RP-FOTO: BLAZY Dominic Geier (links) und José Concellon auf dem Keramag-Sportplatz in Ratingen: Beiden Trainern macht die Arbeit mit der U 19-Jugend viel Spaß.
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FOTO: 04/19 Das Aufstiegst­eam bildet eine kompakte Einheit.

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