Ratingen 04/19 setzt auf eine gute Jugendarbeit
Die U 19-Fußballer des Klubs steigen in die Niederrheinliga auf – und einige Talente schaffen es vielleicht bis ins Oberliga-Team.
RATINGEN Natürlich ist für jeden Fußballverein die erste Mannschaft das Aushängeschild. Nicht anders ist es beim Klub Ratingen 04/19, der derzeit in der Oberliga eine gute Rolle spielt. Zu einem gut geführten Verein ist aber auch der Unterbau von großer Bedeutung. Und diesbezüglich hat der Ratinger Traditionsverein einiges zu bieten.
Da wäre die zweite Mannschaft zu nennen, die in der Bezirksliga oben mitspielt. Genauso wichtig ist aber eine gute Jugendarbeit. Das sieht auch der Vorsitzende Jens Stieghorst so und wird nicht müde, ständig auf diesen Teil des Vereins lobend hinzuweisen. „Wenn man nicht immer viel Geld für alternde Stars ausgeben will, dann kann die Alternative nur eine gute Jugend sein“, sagt Stieghorst und ergänzt: „Allein wenn man sich unseren derzeitigen Kader der ersten Mannschaft ansieht, wird deutlich, wie wichtig gute Jugendarbeit ist. Mehr als die halbe Mannschaft kommt aus unserer Jugend.“
Ganz besonders stehen da die U19-Junioren im Blickpunkt. Dieses Team hat die abgelaufene Saison mit dem Aufstieg in die Niederrheinliga gekrönt. Und das ist gelungen, obwohl der U 19-Trainer Martin Hasenpflug als Chefcoach die erste Mannschaft übernahm. Aber für das Traineramt der U 19 wurde überraschend schnell Ersatz gefunden. Der Vorstand von Ratingen 04/19 verpflichtete zwei erfahrene Jugendtrainer: Nämlich das Duo José Concellon (51) und Dominic Geier (28), der zugleich auch zum Jugendleiter aufstieg.
Bezeichnend für die Vereinspolitik ist, dass dieses Duo nicht von auswärts geholt werden musste, sondern aus dem eigenen Verein stammt. Beide sind gestandene Männer. José Concellon verdient seine Brötchen als kaufmännischer Angestellter, ebenso Dominic Geier. Als die beiden angefragt wurden, ob sie sich für das Traineramt erwärmen könnten, lautete ihre Antwort: „Ja gerne, aber nur wenn wir es gemeinsam machen dürfen.“Und das durften sie. „Wir reiten auf einer Wellenlänge und wissen, dass vier Augen mehr sehen als zwei“, so das Trainerduo.
Coronabedingt war in den ersten zwei Monaten nur kontaktloses Training möglich, später im Juli und August mit Kontakt. Dazu mussten Trainingsprogramme ausgearbeitet werden. „Schließlich waren die Qualifikationsspiele für den Aufstieg in die Niederrheinliga für September terminiert. Und da mussten wir alle fit sein“, erklärt Concellon die Maßnahme. Und als es losging, waren die 04/19-Junioren heiß und gierig auf die Spiele und fit. Die Gegner hießen 1.FC Mönchengladbach und RW Oberhausen. Als Zweiter qualifizierte sich 04/19 für das Entscheidungsspiel gegen den anderen Gruppenzweiten, SG Essen-Schönebeck. Ein wahrer Krimi, den die Ratinger nach Verlängerung mit 3:1 für sich entschieden.
Direkt im ersten Meisterschaftsspiel musste 04/19 sich unglücklich mit 0:1 gegen den VfR Fischeln geschlagen geben. Dann folgte die Corona-Pause. Weitergehen soll es laut dem Fußballverband Niederrhein im Dezember. Realistisch ist wohl eher der Januar 2021. Bis dahin muss die Mannschaft wieder mit kontaktlosem Training bei Laune gehalten werden.
Die Niederrheinliga wurde in zwei Zehnergruppen aufgeteilt. Ziel des Trainerduos Concellon/Geier ist es, unter die ersten vier zu kommen. „Das ist möglich und unser großer Wunsch, denn dann wären wir bereits für die nächste Saison für die Niederrheinliga qualifiziert“, gibt sich Geier optimistisch und zukunftsorientiert zugleich: „So können wir dann nachhaltig für die neue Saison planen. Auf die Frage „Und wenn ihr Erster werdet und sogar in die Bundesliga aufsteigen könntet, was macht ihr dann?“antwortet Cocellon trocken und mit einem verschmitzten Lächeln: „Dann steigen wir eben in die Bundesliga auf.“Die Plätze fünf bis acht bedeuten eine erneute Qualifikation für den Klassenerhalt. Das man absteigen wird, glaubt niemand: „Absteigen müssen nur der Neunte und Zehnte, und das werden wir nicht sein“, sind sich die Trainer einig.
Ein halbes Jahr arbeiten nun Concellon und Geier zusammen. Auch wenn beide nicht immer einer Meinung sind, so sind sie sich am Ende des Tages doch immer noch einig geworden. „Man muss miteinander sprechen. Dann gibt es für jedes Problem eine Lösung“, sagt Concellon, der vor elf Jahren schon als Jugendtrainer beim Wuppertaler SV arbeitete und dort auch die B-Jugend (Bundesliga) trainiert hat. Erfahrungen aus der damaligen Zeit kann Concellon heute kaum verwerten. „Es hat sich vieles verändert.
Niederrheinliga A-Junioren Gr. 1
Auch im Fußball ist Stillstand nicht gut. Damit müssen wir alle umgehen können. Heutzutage steht bei uns zu 98 Prozent die Arbeit mit dem Ball im Mittelpunkt. Das war nicht immer so“, weiß Concellon. Geier hat als Jugendlicher beim TV Grafenberg Fußball gespielt, aber schnell erkannt, dass seine Stärken im Funktionärsbereich liegen und sich entsprechend weitergebildet.
Profitiert hat auch der neue Kader von der guten Jugendarbeit des Vereins. So bilden 16 Spieler aus der alten B-Jugend den neuen U19-Kader. Zehn weitere Spieler hat sich das Trainerduo aus der näheren Umgebung besorgt. Mit Geld oder ähnlichen materiellen Angeboten konnte und wollte Ratingen 04/19 nicht locken. „Stattdessen bieten wir einen bestens aufgestellten Verein, eine tolle Sportanlage und gut ausgebildete Trainer. Und dass wir nicht nur leere Versprechungen machen, das hat sich mittlerweile im ganzen Kreis herumgesprochen“, erklären Geier und Concellon übereinstimmend.
„Wenn man nicht viel Geld für alternde Stars ausgeben will, dann kann die Alternative nur eine gute Jugend sein“Jens Stieghorst Vorsitzender Ratingen 04/19
„Heutzutage steht bei uns zu 98 Prozent die Arbeit mit dem Ball im Mittelpunkt. Das war nicht immer so“José Concellon Jugendtrainer Ratingen 04/19
Der 26-köpfige Kader ist ein internationales Team, denn die Spieler kommen zum Teil auch aus Afrika, Türkei, Griechenland, Südkorea und dem Kosovo-Albanien sowie natürlich aus Deutschland. „Wir fordern strenge Disziplin ein. Ansonsten hat ein Spieler bei uns nichts zu suchen. Das haben alle schnell gemerkt, dass es bei uns nur so geht“, sagt Concellon. Alle Spieler haben kapiert, dass es ohne Teamgeist nicht geht. Bestes Beispiel dafür war die Qualifikationsrunde für den Aufstieg: „Da haben wir vier Spieler eingewechselt. Und jeder von den Eingewechselten hat ein Tor geschossen oder eine Vorlage zum Tor gegeben“, erinnert sich das Trainerduo, das unbedingt gemeinsam weiterarbeiten will. „Wir sind davon überzeugt, dass unser Konzept aufgeht, auch wenn die Realität uns oft genug zeigt, dass solch gute Vorsätze leider nicht immer lange halten.“