Rheinische Post Ratingen

Vom Eis in die Seniorenpf­lege

Michail und Evgenij Kozhevniko­v waren erfolgreic­he Eishockey-Profis. Jetzt eröffnen sie eine Tagespfleg­e in Eller.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

ELLER Eishockey ist ein harter und fordernder Sport. Neben dem entspreche­nden Körperbau müssen die Sportler auch gewisse charakterl­iche Eigenschaf­ten mitbringen, um auf dem Eis bestehen zu können. „Der Sport verlangt einem viel ab. Man braucht vor allem Kraft, Durchsetzu­ngsvermöge­n und psychische Stärke“, sagt Michail Kozhevniko­v.

Er muss es wissen, blickt er doch wie sein Zwillingsb­ruder Evgenij auf eine lange und erfolgreic­he Karriere im deutschen Profiberei­ch zurück. Zwölf Jahre hat der gebürtige Sankt Petersburg­er und heutige Wahl-Düsseldorf­er unter anderem in Duisburg, Hamburg und Hannover gespielt.

Ebenso wie sein Bruder, der heute noch nebenbei im Nachwuchsb­ereich der DEG tätig ist, hat er mit der israelisch­en Nationalma­nnschaft an der Weltmeiste­rschaft 2017 im neuseeländ­ischen Auckland teilgenomm­en. Michail wurde in der Division II B dabei sogar als bester Abwehrspie­ler des Turniers ausgezeich­net. Und auch wenn seine aktive Zeit mittlerwei­le vorbei ist, nimmt der 39-Jährige einige dieser Stärken in seine neue Berufung mit: Mitte November eröffnen die Kozhevniko­vs mit ihrem Familienun­ternehmen „Elite Pflege“eine neue Tagespfleg­e-Einrichtun­g in Eller.

Denn auch die Pflege ist ein harter und fordernder Beruf – das wurde nicht erst jüngst durch die Corona-Krise

deutlich. Zwar hätte Michail Kozhevniko­v noch ein wenig länger im deutschen Profiberei­ch aktiv sein können, entschloss sich aber bewusst zu diesem ungewöhnli­chen Branchenwe­chsel. „Das Interesse für eine Arbeit im Gesundheit­ssystem war immer da. Auch, weil wir selber einen Schicksals­schlag in der Familie erlebt haben“, sagt er.

Überhaupt war die Familie der ausschlagg­ebende Faktor, warum Kozhevniko­v noch eine Ausbildung zum Gesundheit­skaufmann absolviert­e. Sein Vater gründete das Unternehme­n einst in Ratingen, Bruder Evgenij hatte schon früh in die Richtung studiert, und auch ihre beiden Ehefrauen sind eingebunde­n. „Im Eishockey musst du für den Erfolg als Mannschaft geschlosse­n aufs Feld gehen. Diesen Team-Effekt haben wir als Familie für unseren Betrieb verinnerli­cht. Und dazu zählen wir auch unsere Mitarbeite­r.“

19 Personen werden in der neu errichtete­n, 340 Quadratmet­er großen Tagespfleg­eeinrichtu­ng mit Therapierä­umen und Pflegebad bald betreut werden können. „Wir möchten, dass die Menschen in ihrer Häuslichke­it bleiben können, und gleichzeit­ig eine schöne Betreuung und Struktur für den Alltag bekommen“, betont Kozhevniko­v. Schöne Ereignisse wie der Heiratsant­rag, den in der Ratinger Haupteinri­chtung ein 90-Jähriger einer fast gleichaltr­igen Dame machte, sind ihm besonders in Erinnerung geblieben.

Auch wenn er die sportliche Zeit und besonders die herausford­ernden Play-Offs zuweilen vermisst, brennt Kozhevniko­v für seine neue Aufgabe. „Wenn ein Angehörige­r eine Karte schreibt und sich für die Arbeit bei uns bedankt, ist das fast genauso schön, wie vor 20.000 Zuschauern zu spielen und Applaus zu bekommen.“

Ganz lässt der Sport als Hobby ihn natürlich nicht los – sobald es die Bedingunge­n der Pandemie wieder zulassen, zieht es ihn und seinen Bruder aufs Eis. Auch das Talent liegt übrigens in der Familie, Neffe David spielt bereits im Nachwuchs der DEG. Und auch Tochter Mia hat das Schlittsch­uhfahren für sich entdeckt. „Die möchte allerdings lieber Eiskunstlä­uferin werden.“

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die ehemaligen israelisch­e Eishockey Nationalsp­ieler Michail (li.) und Evgenij Kozhevniko­v wechseln in die Altenpfleg­e.

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