Rheinische Post Ratingen

Cornelia Dingendorf ist auch mal müde

Die Youpila-Gründerin plädiert für zukunftstr­ächtigere Lösungen. Der Lockdown macht das deutlich.

- PROTOKOLLI­ERT VON BRIGITTE PAVETIC

Zum zweiten Mal musste ich meine beliebten Youpila-Studios für Barre Workout, Mama-Trainings und feminine Sportarten schließen und bin, bei aller Hingabe, Power und Liebe einfach auch mal müde um die Situation.

Realtalk: Die letzten Monate haben wir viel investiert, um allen Anforderun­gen gerecht zu werden, und das haben wir – und zwar das gesamte Team – auch unfassbar gut gemacht. Unsere Kunden kommen so gerne. Sport macht gesund und glücklich. Nachweisli­ch. Das nicht machen zu dürfen, erschließt sich mir nicht.

Verkaufsof­fene Sonntage ja, Rest nein. Hm. Da muss ich schon mal überlegen. So geht es vielen meiner Kollegen in den unterschie­dlichen Branchen. Eine zukunftstr­ächtigere Lösung muss her, eine technologi­sche. Ich habe viele Jahre in Werbung und Marketing gearbeitet. Zusammen mit meinem Mann und einem super Team hat die Digitalisi­erung bei Youpila im März in Rekordgesc­hwindigkei­t geklappt!

Davon profitiere­n wir jetzt, was nicht heißt, dass die Schließung spurlos an Mensch und Firma vorbeigeht. Das alles beschäftig­t uns sehr.

Die Arbeit an einem nachhaltig­en und erfolgreic­hen Angebot, an dem sehr viele Menschen beteiligt sind, findet immer im Hier und Jetzt statt. Und das hat oftmals nichts mit Geld zu tun. Die Energie, die ein Gründer in sein Unternehme­n steckt ist, unbezahlba­r und allgegenwä­rtig. Diesen Fluss immer wieder zu unterbrech­en und in Ungewisshe­it zu wiegen, ist schädlich für das Unternehme­rtum in Deutschlan­d insgesamt.

Nun, ich nutze die Zeit des Lockdowns, um zu arbeiten. Wie bei Lockdown eins auch, arbeite ich härter, als ich es sonst schon tue, denn wenn es um das Überleben des eigenen Unternehme­ns geht, bin ich als Inhaber an der Front! Außerdem beschäftig­e ich mich mit einem weiteren, wichtigen und großen Projekt, über das wir vielleicht bald berichten können.

Zudem bin ich Botschafte­r für die Initiative „Happy Baby – no Alcohol“, und hier werde ich eine digitale Charity-Aktion starten. Ich bin zudem Gründerin der Barre Workout Academy und bilde Frauen zu Trainern aus. Ich unterstütz­e außerdem meine Unternehme­r-Kollegen im Kiez Unterbilk, in dem ich ihre „to go“Produkte kaufe. Zudem shoppe ich nicht wild in der Stadt herum, weil das sicher (aktuell) vollkommen sinnfrei ist, in meinen Augen. Ich mache etwas anderes: Ich investiere stattdesse­n in mein Familienun­ternehmen.

Bei all dem, was wir gewagt und durchgemac­ht haben, ist es das einfach Wert in meinen Augen. Ich möchte unbedingt Arbeitsplä­tze erhalten, glückliche Kunden wiedersehe­n und das höchste Gut schützen, was wir haben: die Familie – und dazu zählt bei uns jedenfalls der Schutz und das Fortbesteh­en des Unternehme­ns!

 ?? FOTO: YOUPILA ?? Sport-Unternehme­rin Cornelia Dingendorf hat viele Fragen. Die Folgen durch den zweiten Lockdown sieht sie sehr kritisch.
FOTO: YOUPILA Sport-Unternehme­rin Cornelia Dingendorf hat viele Fragen. Die Folgen durch den zweiten Lockdown sieht sie sehr kritisch.

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