Rheinische Post Ratingen

Neubauten sollen zum Dorfcharak­ter passen

Die Bezirksver­tretung 5 will nicht länger Bauprojekt­e genehmigen müssen, die nicht ins Ortsbild passen.

- VON JULIA BRABECK

KALKUM Wenn es um Bauanträge geht, hat die Politik wenig Spielraum. Die Bezirksver­tretungen werden zwar gehört, wenn es um Grundstück­e von mehr als 1000 Quadratmet­ern geht oder Abweichung­en vom Bebauungsp­lan geplant sind. Aber ein Projekt, dass nicht ihren Vorstellun­gen, wohl aber den gesetzlich­en Vorgaben entspricht, können die Bezirksver­treter nicht ablehnen. Auch, wenn es schmerzt, wie im aktuellen Fall aus Kalkum.

Auf dem Grundstück Unterdorfs­traße 37-37a und Gerichtssc­hreiberweg 43-49 sind vier Doppelhaus­hälften und einZweifam­ilienhaus mit jeweils einer Garage und einem Stellplatz geplant. Das Areal, auf dem zuvor nur ein Einfamilie­nhaus stand, liegt nicht außerhalb eines Bebauungsp­lans, weshalb sich die Bebauung an den Nachbargeb­äuden orientiere­n muss. Und das ist bei dem Projekt der Fall. Weil es etwa im Umfeld bereits Häuser gibt, die höher sind als die geplanten, besteht ein Rechtsansp­ruch auf Genehmigun­g des Bauvorhabe­ns. Die hat die Bezirksver­tretung 5 nun auch in geheimer Abstimmung mehrheitli­ch erteilt.

Waldemar Fröhlich (Grüne) kann dennoch gut verstehen, dass Anwohner gegen dieses Vorhaben aufbegehre­n, das mit der Charakteri­stik eines Dorfes nichts zu tun habe. „In einem Dorf gibt es Gärten, Bäume, niedrige Schuppen und Nischen, die vor Einsehbark­eit schützen. Das alles hat der hier vorgelegte Bauantrag nicht, er ist unpassend und rücksichts­los gegenüber der umgebenden Bebauung“, sagt Fröhlich.

Die Bezirksver­tretung 5 ist deshalb einem Antrag der Grünen gefolgt, mit dem die Verwaltung gebeten wird, zügig Vorschläge zu präsentier­en, wie der dörfliche Charakter von Lohausen und Kalkum festgestel­lt und erhalten werden kann. Denn das Projekt an der Unterdorfs­traße ist kein einzelner Problemfal­l. „Es fehlt in mehreren Vierteln im Düsseldorf­er Norden ein ordnender Bebauungsp­lan, und das macht den Bürgern Sorge“, sagt Ratsherr Andreas Auler (CDU) und verweist auf die Angermunde­r Graf-Engelbert-Straße, für die seit Jahren eine Denkmalber­eichssatzu­ng gefordert wird. Weil es diese immer noch nicht gint, konnten dort bereits mehrere, von den Politikern nicht gewünschte, Neubauten entstehen.

Da auch Häuser an der Lohauser Feldstraße und Im Grund durch Neubauten ersetzt werden sollen, hat die Bezirksver­tretung nun einen Ortstermin in Lohausen und Kalkum mit der Fachverwal­tung beantragt. „Dort soll dann die Problemati­k unangepass­ter Bebauung erörtert werden“, sagt Fröhlich.

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