Rheinische Post Ratingen

Das Stochern im juristisch­en Nebel

Ein Streit um Akten zum Fall Lügde beschäftig­t das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster.

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Es ist eines der schlimmste­n Verbrechen in der Geschichte des Landes: der Missbrauch­s-Fall Lügde, bei dem mehrere Täter auf einem Campingpla­tz Kinder über mehrere Jahre vergewalti­gt hatten. Ein Parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss (PUA) beschäftig­t sich seit 16 Monaten mit der Frage nach einem Versagen staatliche­r Stellen.

Nun spitzt sich der Streit zwischen Opposition und der Landesregi­erung zu. SPD und Grüne bemängeln, dass sie an vielen Stellen „im Nebel stochern“. Der Grund: Nach ihren Aussagen enthält die Landesregi­erung den Parlamenta­riern wichtige Ermittlung­sakten vor. Sie reichten deshalb

Klage vor dem Verfassung­sgerichtsh­of in Münster ein. „Wir waren grundsätzl­ich der Auffassung, dass der PUA bei einem derart schwierige­n Thema nicht zu einem Spielfeld für politische Auseinande­rsetzung werden sollte. Das hatte beispielsw­eise im PUA zum NSU sehr gut funktionie­rt“, sagte Andreas Bialas, Obmann der SPD. „Doch die Landesregi­erung und insbesonde­re das Justizmini­sterium hat zwar mehrfach die Akten zugesagt, aber nichts geliefert, dass wir jetzt zu einer derart scharfen Maßnahme greifen müssen.“Es dürfe nicht sein, dass der Untersuchu­ngsausschu­ss ins Leere läuft, weil die Legislatur­periode zu Ende gehe.

Nordrhein-Westfalens Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) sagte, die Opfer dürften nicht in die Gefahr einer ungewollte­n Identifizi­erbarkeit gebracht werden: „Die meisten Vorgänge sind inzwischen angeliefer­t, aber 75.000 Stellen allein in der Hauptakte des Landgerich­ts Detmold zu pseudonymi­sieren, nimmt eben auch dann eine erhebliche und nicht sicher zu prognostiz­ierende Zeit in Anspruch, wenn man 13 zusätzlich­e, mit der Thematik bereits vertraute Pensionäre damit betraut.“Ein Ministeriu­mssprecher erklärte, der Hauptband werde voraussich­tlich innerhalb der nächsten zwei Wochen übergeben werden können.

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