04/19 II muss man auf dem Zettel haben
Die neu formierte Oberliga-Reserve schickt sich an, ein Wörtchen im Kampf um den Aufstieg in der Fußball-Bezirksliga mitzureden.
RATINGEN Gar nicht mehr satt sehen können sich die Bezirksliga-Kicker von Ratingen 04/19 II beim Blick auf die Tabelle. Denn mehr als überraschend hat das Team von Trainer Peter Köppen nach dem siebten Spieltag Platz zwei erobert. Vereinsboss Jens Stieghorst freut sich: „Das ist einfach super. Zudem haben wir noch ein Spiel weniger als Spitzenreiter Sparta Bilk. Und wenn wir das Nachholspiel auch noch gewinnen, dann sind wir sogar Erster.“
Damit konnte kaum jemand ernsthaft rechnen, denn für die Saison 20/21 musste Köppen zusammen mit Teammanager André Schulz nahezu eine neue Mannschaft zusammenstellen. Keine einfache Aufgabe, denn vom alten Kader sind gerade einmal fünf Spieler übriggeblieben. Da ist es eben sehr gut, wenn der Verein gesteigerten Wert auf hochwertige Nachwuchsarbeit legt. So konnte ein Großteil aus der U 19-Jugend überzeugt werden, bei Ratingen 04/19 II die sportliche Karriere fortzusetzen. „Das war gar nicht so schwierig. Denn die heutige Fußballjugend ist leistungsbereit“, sagt Schulz. Zudem hat der Teammanager immer die Augen offen, was sich an Talenten in Ratingen so anbietet.
Und Trainer Köppen kennt sich in der Szene bestens aus. Der 60-jährige pensionierte Berufssoldat, der großen Wert auf Disziplin und Fitness legt, geht mit gutem Beispiel voran: „Die Laufeinheiten mache ich noch mit. Bei den Sprints halte ich mich etwas zurück. Man muss das vorleben, was man fordert. Dann wird man auch von der Jugend akzeptiert.“
Heutzutage wird auch schon in der Kreisliga und eben auch in der Bezirksliga gutes Geld bezahlt. Auf die Frage, was Ratingen 04/19 seinen Bezirksliga-Kickern finanziell bietet, antwortet Schulz: „Bei uns gibt es kein Geld. Aber wir zahlen etwas in die Mannschaftskasse, wovon alle Spieler etwas haben. Dass es bei uns nichts zu verdienen gibt, wissen die Spieler. Dafür bieten wir ihnen optimale Trainingsbedingungen an, um sich weiterzuentwickeln.“
Diese Philosophie lockt offenbar die jungen Spieler nach Ratingen, denn der neue Bezirksliga-Kader umfasst 25 Spieler. Obwohl nur immer elf spielen können, funktioniert das. „Wichtig ist, dass die Stimmung im Team gut ist, und das ist sie“, betont Köppen. Der Trainer weiß natürlich auch, dass es leicht ist, das Stimmungshoch zu halten, wenn die Erfolge da sind. Sechs Siege in Serie haben die 04/19-Reserve zur Mannschaft der Stunde in der Bezirksliga gemacht. Aber nicht nur bei den Spielern muss die Stimmung gut sein, sondern auch im Team um die Mannschaft herum. Dafür steht das Quartett mit Schulz, Köppen, Torwarttrainer Michael Becker und Jens Kampen (Mädchen für alles).
Nahezu schon professionell wird auch die wegen Corona Fußball-lose Zeit gemeistert. Nichts tun geht gar nicht, denn die Spieler sollen zumindest ihre Grundlagenfitness beibehalten, wenn es wieder losgeht. So müssen die Spieler in der Woche drei Läufe absolvieren. Fudeln geht dabei nicht, denn alle Spieler verfügen über eine Lauf-App, die genau anzeigt, was jeder einzelne geleistet hat. Köppen fordert von jedem Spieler im Lauf eins über acht Kilometer eine Zeit von 40 Minuten, im Lauf zwei über zehn Kilometer 50 Minuten und im Lauf drei über zehn Kilometer 55 Minuten. Darin müssen auch noch Steigerungsläufe und Tempoläufe eingebaut werden. „Das können die Spieler aber selbstständig machen. In Gruppen dürfen sie nicht laufen. Denn der Lockdown erlaubt nur Zweier-Gruppen“, erklärt Köppen die strenge Einhaltung der Anti-Corona-Maßnahmen.
Zum Erfolgsrezept gehört aber auch, dass die Mannschaft nicht nur aus jungen Hüpfern besteht, sondern dass auch einige erfahrene Hasen dabei sind. Dazu zählt auch Torwart Marius Gerhardt. Der 25-Jährige könnte auch in der Oberliga spielen. Ferner sind Stürmer Kris Leipzig (27) und Mittelfeldakteur Timo Derichs erfahrene Hasen. „Die Achse aus erfahrenen Spielern, dazu ein guter Torwart und eine starke, wenn auch junge Abwehr, sind als Gerüst für Erfolge ungemein wichtig“, sagt Köppen.
Wie geht es nun weiter? Eine Frage, die niemand beantworten kann, auch wenn der Verband hofft, dass im Dezember die Meisterschaftsrunde fortgeführt werden kann. Das sind wohl eher Wunschträume. „Man muss abwarten, was passiert. Aber vor Mitte Januar geht wohl nichts“, glaubt Schulz. Zum Saisonziel sagt Köppen: „Wenn alle auf dem Teppich bleiben, werden wir keine Abstiegssorgen bekommen, zumal unsere Abwehr mit erst fünf Gegentoren die stärkste der Liga ist. Sollten wir am Ende der Saison weiter ganz oben stehen, dann steigen wir eben auf. Wir werden nichts liegen lassen.“