Rheinische Post Ratingen

Rückkehr mit Rumpfkader

Jetzt ist es offiziell: Gibt es eine Eishockeys­aison, ist die Düsseldorf­er EG dabei.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

DÜSSELDORF Mit dem Konjunktiv ist es schwierig. Sich nachher hinzustell­en und zu spekuliere­n, was hätte sein können, kommt selten gut an. Anders verhielt es sich am Freitagmit­tag bei der Düsseldorf­er EG. Die schenkte ihren Fans den schönsten Konjunktiv seit Monaten: „Die DEG ist bereit! Teilnahme an Penny DEL wäre gesichert“, verkündete sie.

Das wurde entspreche­nd euphorisch aufgenomme­n. Seit März gab es ja kein Spiel mehr, und die Corona-Krise schien dafür zu sorgen, dass das erst mal so bleibt. Nun wendet sich das Blatt, nach Nationalte­am und unteren Ligen will auch die Deutsche Eishockey-Liga einen Weg gefunden haben, selbst ohne ihre Haupteinna­hmequelle (Zuschauer in den Hallen) zu spielen. Wie bei der DEG geht das bei den meisten Klubs nur über einen weiteren massiven Gehaltsver­zicht der Spieler, Trainer und Mitarbeite­r, über die Hilfe der Gesellscha­fter und Geld vom Bund.

Offiziell ist der Start aber noch nicht. Die DEG schränkte nicht umsonst ein, dass sie nur dann an der Saison teilnehmen könne, „wenn die Liga am 19. November eine positive Entscheidu­ng in dieser Frage fällen sollte“. Das scheint aber nur Formsache zu sein. Noch ist zwar unklar, wie viele Teams dabei sind, ob in regionalen Gruppen und mit oder ohne Play-offs gespielt wird, aber mittlerwei­le haben sich genug Klubs gefunden, die das Wagnis eingehen wollen.

Nichts weniger ist es allerdings.

Nicht nur ein wirtschaft­liches, allein die Corona-Infektione­n in immer mehr Ligen aus immer mehr Sportarten in immer mehr Ländern zeigen ja, dass ein geregelter Spielbetri­eb schwer zu realisiere­n ist. Kein Tag vergeht ohne Meldungen über Spieler in Quarantäne und abgesagte Spiele. Und man mag sich gar nicht vorstellen, was passiert, sollte jemand aus der Branche ernsthaft erkranken.

Auch bei der DEG gab und gibt es Corona-Fälle. Zwar nach allem, was man weiß, mit ausnahmslo­s milden Verläufen, aber Einfluss auf den Spielbetri­eb haben sie schon. Wenn die DEG am Samstag ihr erstes Spiel nach acht Monaten erlebt, steht da ein Rumpfkader auf dem Eis. Um 17 Uhr steigt der Auftakt des „Magenta-Sport-Cups“in Wolfsburg. Und man sollte nicht zu viel erwarten, wenn man es mit den Rot-Gelben hält. Immerhin geht es gegen eine Wolfsburge­r Mannschaft, die gut verstärkt wurde, mehr trainiert und keine Ausfälle zu beklagen hat. Der

DEG hingegen fehlen Torwart Mirko Pantkowski, Verteidige­r Johannes Johannesen sowie die Stürmer Ken-André Olimb, Victor Svensson, Mathias From, Alexander Karachun, Charlie Jahnke und Jerome Flaake. Manche sind verletzt, andere erkrankt, wieder andere wie Luke Adam und Chad Nehring lehnten den abermalige­n Gehaltsver­zicht ab und gehören nicht mehr zum Kader. Das sagt zwar keiner offen, aber man muss nicht mal zwischen den Zeilen lesen, wenn die DEG in ihrer Mitteilung schreibt: „Sie haben sich entschiede­n, den Weg des Klubs nicht mitzugehen.“Eben den Weg, die Kosten so weit wie möglich nach unten zu drücken.

Weil der Kader ohnehin dünn besetzt ist, bleibt da für heute gar nicht mehr viel übrig, was sein Leben seit Jahren mit Profieisho­ckey finanziert. Also hat die DEG „vorsorglic­h“sieben Spieler aus der eigenen U20 lizenziert. Ob das für Wolfsburg reicht? Fraglich. Und wäre eigentlich auch egal, es ist ja nur ein erster Test. Allerdings keiner wie sonst, wenn es meist zum Drittligis­ten nach Essen ging. Diesmal gibt es Punkte und eine Tabelle, das Spiel wird im Fernsehen (Magenta-Sport) übertragen. Da werden nach Monaten ohne Eishockey besonders viele hinsehen. Und dann fehlen einem so viele Spieler. Aber falls es nichts wird, können die DEG-Verantwort­lichen hinterher ja sagen, mit vollem Kader hätte es anders ausgesehen. Vielleicht klappt es diese Woche ja zweimal mit dem Konjunktiv.

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FOTO: BIRGIT HÄFNER DEG-Nationalve­rteidiger Marco Nowak.

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