Die Kö erfindet sich auf der Bankenseite neu
Der Abschied von Commerzbank und HSBC setzt Ideen frei: Investoren prüfen Angebote für Freizeit, Wohnen und Gastronomie.
STADTMITTE Der Wegzug zweier Banken von der Westseite der Königsallee birgt nach Einschätzung von Experten neue Chancen für die Entwicklung der Luxusmeile. Mit der Commerzbank (Kö 37) und HSBC Trinkaus (Kö 21/23) hatten zuletzt zwei Institute ihre Adressen an der Edelmeile aufgegeben, beide Immobilien sind auf dem Markt. „Wir haben Anfang November den Verkaufsprozess angestoßen“, bestätigte ein Sprecher von HSBC am Freitag auf Anfrage.
Der Prozess beim Commerzbank-Haus, das der DFH Deutsche Fonds Holding gehört, ist dem Vernehmen nach fortgeschritten. Es werde nur noch mit einem exklusiven Bewerberkreis verhandelt, heißt es. Die DFH sagt auf Nachfrage nichts zum Stand der Dinge. Eine weitere Änderung hat sich im Handelsbereich ergeben, das Modelabel Abercrombie & Fitch (Kö 17) hat sein Geschäft an der Kö geschlossen. Hier ist ein Nachmieter gefunden, im Markt ist die Rede von einem US-Möbelhändler.
Als Cornelia Zuschke Planungsdezernentin von Düsseldorf wurde, machte sie sich ein Bild von der Kö: „Auf der Westseite sitzt das Geld, auf der Ostseite wird es ausgegeben.“Die Düsseldorfer sprechen seit Jahrzehnten von Banken- und Geschäftsseite, wobei die „ehrwürdigen Tresore“(Zuschke) nun ihren Charakter ändern. Die Commerzbank hat den Bankbetrieb bereits eingestellt, fast 1000 Mitarbeiter von HSBC Trinkaus ziehen bis Ende 2021 nach Heerdt. Als einziges großes Geldhaus residiert bald nur noch die Deutsche Bank an der Kö, für den Begriff Bankenseite reicht ein Solist nicht mehr aus. Und die große Frage ist: Was wird aus den Banktempeln?
Der hochwertige Einzelhandel hat die Kö geprägt, der Vorsitzende des Planungsausschusses, Alexander Fils, glaubt, dass auch die
Bankenseite mit mehr Handel belegt werden könnte. Er denkt für die Commerzbank etwa an ein großes Sporthaus wie Decathlon, das bislang nur in Herne groß auftrumpft. „In diesem Haus ließen sich auch Sportflächen einrichten.“Sogar das Stilwerk hatte mal mit dem Umzug in die Commerzbank geliebäugelt.
Immobilienexperten rechnen damit, dass sich die Königsallee keineswegs verschlechtern wird. „Das HSBC-Gebäude scheint mir dabei das Spannendere, es ist kleiner und feiner und liegt perfekt in der Nachbarschaft des Breidenbacher Hofs und der Trinkausstraße“, sagt Sebastian Renke, Teamleader Office Agency bei Savills in Düsseldorf. Die Lage werde im Erdgeschoss auch für hochwertige Handelsnutzer interessant sein, zu den Nachbarn gehört unter anderem bereits Versace. Sebastian Grobe, Düsseldorfer Niederlassungsleiter bei BNP Paribas Real Estate, sieht einen großen potenziellen Mieterkreis für die Westseite der Kö, auch wenn sie keine klassische Bankenmeile bleibt. „Es ist ein Verdrängungswettbewerb, bei dem sich zeigen wird, wer den größten Wert auf eine Top-Lage legt“, sagt er. „Die Kö wird aber ein gefragter Business-Hotspot bleiben, interessant etwa für Berater oder Dienstleister.“Zudem werde die Lage für Konzernzentralen interessanter: „Bisher kam das oft nicht in Frage, weil es dort keine ausreichend großen Flächen gab.“
Peter Wienen, Vorsitzender der IG KÖ, hat bereits mit Investoren gesprochen. „Der Standort überzeugt, jetzt geht es um das Konzept.“Große Handelsflächen seien wegen der Digitalisierung mit Risiko behaftet und Eigentümer fürchteten die Mieter teils auch, da sie die Mieten drücken könnten. Daher werde nun auch über Mischnutzungen gesprochen mit Freizeitangeboten, Entertainment, Wohnen und Gastronomie.
Diesen Trend bestätigt auch die Planungsdezernentin. Es gehe darum, die Multifunktionalität der Stadt auch auf der Kö abzubilden. „Wir nehmen uns in den Gesprächen mit Investoren viel Zeit, um die Möglichkeiten auszuloten.“Die Aktivierung von Dächern und Innenhöfen spiele dabei ebenso eine Rolle wie Durchwegungen (durch HSBC führte früher eine Passage) und Übergänge. So werde auf der anderen Seite von HSBC der Heine-Platz neu gestaltet. Die Kö habe in ihrer Einmaligkeit einen eigenen Fingerabdruck verdient, die Stadtplaner wollten dazu beitragen, dass sie uniform werde.