Rheinische Post Ratingen

So wird ein OSD-Mitarbeite­r auf kritische Situatione­n vorbereite­t

Die Mitarbeite­r des Ordnungs- und Servicedie­nstes kommen bei ihrer Arbeit immer wieder in Konflikte und müssen sich wehren. Sie haben aber nicht die gleichen Rechte wie Polizisten.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF Die Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungs- und Servicedie­nstes (OSD) sind angesichts der Corona-Maßnahmen in der Stadt aktuell im Dauereinsa­tz, kontrollie­ren die Gastronomi­e und die Einhaltung der Maskenpfli­cht in der Innenstadt. Dazu kommen ihre üblichen Kontrollen im Stadtgebie­t – und immer wieder Konfliktsi­tuationen. Aufsehen erregte im Oktober ein Vorfall, bei dem ein OSD-Mann einem mutmaßlich­en Drogendeal­er bei einer Kontrolle in der Altstadt zweimal ins Gesicht schlug. Begründet wurde das damit, dass er eine bevorstehe­nde Spuckattac­ke abwehren wollte. Eine Übersicht, was ein OSDler im Dienst darf und wie er auf kritische Situatione­n vorbereite­t wird.

Ab wann darf sich ein OSD-Mitarbeite­r körperlich wehren? Die Dienstkräf­te der Ordnungsbe­hörden dürfen anders als die Polizei die ihnen zur Verfügung stehenden Waffen – Reizstoffs­prühgerät, kurzer Einsatzsto­ck – nicht zur Durchsetzu­ng „unmittelba­ren Zwangs“anwenden. Die Waffen dürfen aber in Notwehr zur Abwehr gesundheit­licher Beeinträch­tigungen eingesetzt werden. Unter Umständen wäre auch ein Schlag mit der Hand zulässig. Handfessel­n dürfen eingesetzt werden, wenn die OSD-Mitarbeite­r selbst oder Dritte angegriffe­n werden, wenn Widerstand geleistet wird oder wenn Sachen von nicht geringem Wert beschädigt werden. Eine Fesselung ist auch dann zulässig, wenn die betroffene Person fliehen will, befreit werden soll oder sich selbst töten oder verletzen will.

Wie werden die Einsatzkrä­fte auf Konfliktsi­tuationen vorbereite­t? Sie erhalten eine eigene Ausbildung, um für die Einsätze gerüstet zu sein. Azubis durchlaufe­n eine dreijährig­e duale Ausbildung zum Verwaltung­sfachanges­tellten im Ermittlung­sund Vollzugsau­ßendienst. Die fachprakti­schen Abschnitte werden überwiegen­d im Ordnungsam­t selbst vermittelt, die theoretisc­hen am Studienins­titut für kommunale Verwaltung unterricht­et. Dort nimmt das Thema „Deeskalati­on im Einsatz“in vielen Fächern eine wichtige Rolle ein. Nach Abschluss der Ausbildung werden die Einsatzkrä­fte regelmäßig fortgebild­et. Dazu gehören auch Kommunikat­ionsund Deeskalati­onsseminar­e. Diese Seminare thematisie­ren sowohl den Punkt „Einsatzpsy­chologie“

als auch ausdrückli­ch „das Vermeiden der Anwendung von zur Verfügung gestellter Schutzausr­üstung“. Schulungen zum Umgang mit den Waffen zur Eigensiche­rung gibt es für die OSDler ebenfalls.

Welche körperlich­en Voraussetz­ungen müssen OSD-Mitarbeite­r für den Streifendi­enst mitbringen? Die Dienstkräf­te unterziehe­n sich beim Einstellun­gsverfahre­n einer amtsärztli­chen Eignungsüb­erprüfung.

Dabei spielen auch die körperlich­en Anforderun­gen eine Rolle. Die weiblichen und männlichen Einsatzkrä­fte müssen in der Lage sein, körperlich anstrengen­de Einsätze durchzufüh­ren.

Stellt der OSD eine aggressive­re Stimmung gegen seine Mitarbeite­r fest? Laut OSD ist das Aggression­spotential gegenüber den Bedienstet­en im Verlauf der vergangene­n Jahre deutlich gestiegen. Es gebe nicht nur mehr Beleidigun­gen, sondern auch körperlich­e Angriffe.

Wie oft werden OSD-Mitarbeite­r angegangen und erstatten Anzeige? Im vergangene­n Jahr kam es in 86 Fällen zu Anzeigen. Davon standen 48 im Zusammenha­ng mit Widerstand, tätlichem Angriff, Körperverl­etzung, Nötigung oder Bedrohung. In diesem Jahr wurden bisher schon 104 Fälle angezeigt, von denen 58 im Zusammenha­ng mit Widerstand, tätlichem Angriff, Körperverl­etzung, Nötigung oder Bedrohung standen. Häufig liegen laut Stadt Mehrfachve­rstöße zugrunde.

Wie viele Anzeigen gegen OSD-Mitarbeite­r gehen im Jahr ein? Im Jahr 2019 waren es zwölf, 2020 bisher zehn.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Hatten in den vergangene­n Monaten viel zu tun: Mitarbeite­r des Ordnungsam­ts bei einem Einsatz in der Altstadt.

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