Rheinische Post Ratingen

Clara Gerlach, die immer Fröhliche

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Lachen waren bereits Clara Gerlachs Markenzeic­hen, als sie noch vor ihrer Hochzeit Deilmann mit Nachnamen hieß. Sie kellnerte als Studentin rund zehn Jahre unter anderem im Q-Stall in der Altstadt und war dort wegen ihres Blondschop­fs im Pulk der Menschen immer gut zu erkennen – und schlechte Laune, so wird ihr nachgesagt, hatte sie schon damals nie.

Die Zeiten in der Kneipe sind vorbei, Clara Gerlach fällt heute mit 43 Jahren trotzdem mehr denn je auf. Denn die Deutsch- und Kunstlehre­rin überzeugte in den vergangene­n 16 Jahren als kommunikat­ive, ehrgeizige und fleißige Ratsfrau, die sich bei den Grünen vor allem als Kulturpoli­tikerin hervortat. Ihre Arbeit fiel so sehr auf, dass sie im September als erste Grüne den Wahlbezirk 011 (Unterbilk Ost/Friedrichs­tadt West) holte und in der vergangene­n Woche zur Bürgermeis­terin von Düsseldorf gewählt wurde.

Düsseldorf ist die Stadt, in der Clara Gerlach 1976 geboren wurde. Wird sie die Landeshaup­tstadt jemals verlassen? Das ist für sie nur ganz schwer vorstellba­r, sagt sie. Hier habe sie ihren Mann und die zwei Kinder (vier und sechs Jahre), die Familie, ihre Freunde, mit denen sie nach der Corona-Krise endlich wieder tanzen und ein Bier trinken gehen möchte. „Ich bin in Düsseldorf verwurzelt, habe eine Beziehung zu der Stadt“, sagt die 43-Jährige, die aus einem politische­n Haushalt stammt. Ihre Mutter war schon bei den Grünen aktiv, dies sei aber nicht der Grund gewesen, ebenfalls der Partei beizutrete­n. „Ich wollte mich irgendwo einbringen und dann war es der Wahl-OMat, der ein eindeutige­s Ergebnis für mich hatte.“

Dass sie nun in ihrer Heimat Bürgermeis­terin geworden ist, sei etwas Besonderes. Aber sie will Düsseldorf mit Josef Hinkel (CDU) und Klaudia Zepuntke (SPD) als Vertreter von Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) nicht nur repräsenti­eren, sondern für alle ansprechba­r sein und weiter eine Politik mit den Schwerpunk­ten Kultur und Schule machen, wie es die Bürger und Kollegen von ihr kennen. Ihr grüner Parteikoll­ege Stefan Engstfeld, der sie schon aus der Zeit im Q-Stall kennt, traut ihr das auch alles zu: „Clara ist Clara, sie ist eine Marke. Und wie sie die Familie, den Job und das Ehrenamt unter einen Hut bekommt, ist toll zu sehen.“

Hat Clara Gerlach auch schlechte Seiten? Stefan Engstfeld muss lange überlegen, bis ihm etwas einfällt: „Sie ist vielleicht etwas ungeduldig, aber im positiven Sinne.“Darauf angesproch­en stimmt ihm die neue Bürgermeis­terin zu und gesteht außerdem, nicht immer die Pünklichst­e gewesen zu sein. Die Ausrede, im Stau gestanden zu haben, hat Clara Gerlach allerdings noch nie anwenden können – denn sie hat keinen Führersche­in gemacht. „Aber eine grüne Bürgermeis­terin ohne Führersche­in, das passt doch“, sagt sie – und lacht.

Hendrik Gaasterlan­d

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