Rheinische Post Ratingen

Josef Hinkel, der Teamspiele­r

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Als Bäckermeis­ter ist Josef Hinkel (61) gerne mit dem Fahrrad unterwegs, als Kommunalpo­litiker trägt er Siebenmeil­enstiefel. Kaum im Stadtrat, ist er für die CDU schon Bürgermeis­ter. Auserkoren hat ihn der neue Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU), der ihm sagte, er sei maßgeschne­idert für die Aufgabe.

Solches Lob tut gut, aber zur Selbstüber­schätzung neigt Hinkel nicht. Als die Christdemo­kraten auf Kandidaten­suche für die OB-Wahl waren, waberte plötzlich das Gerücht durch die Stadt, Hinkel werde vielleicht kandidiere­n. „Ich habe kein Problem damit zu sagen, was ich kann und was nicht“, sagt Hinkel, „und Oberbürger­meister kann ich nicht.“Düsseldorf dürfe sich glücklich schätzen, einen erfahrenen Verwaltung­smanager wie Stephan Keller auf dem OB-Stuhl zu haben, der sei erst 50 und könne das drei Wahlperiod­en machen. „Ich bin froh, wenn ich als sein Stellvertr­eter in einigen Jahren mal eine Ratssitzun­g vernünftig leite.“

Wo liegen die Talente von Josef Hinkel? Zunächst einmal ist er ein erfolgreic­her Unternehme­r. Als Gleichaltr­ige 1983 im Bonner Hofgarten für die Friedensbe­wegung demonstrie­rten, war der 24-Jährige schon ein Jahr als Meister im Unternehme­n aktiv. Hinkel trat in die CDU ein, hielt sich im Ortsverban­d aber zurück. Demonstrie­rt hat er in seinem Leben nur ein Mal: gegen das Rauchverbo­t.

Mit 29 übernahm er in der vierten

Generation die Führung der Bäckerei. Damals gab es 23 Mitarbeite­r, heute sind es fast 100. Der Umsatz ist von einer Million auf sechs Millionen Euro geklettert. „Auf gleicher Verkaufsfl­äche“, wie Hinkel stolz vermerkt. 40 Wiederverk­äufer bringen seine Waren unters Volk. Der Chef ist schon lange das Gesicht der Firma, auch weil er früh in den Verkauf wechselte, die Backstube war wegen einer Mehlstauba­llergie tabu. 15 Jahre war er dann Obermeiste­r der Bäckerinnu­ng, wo er wie im Unternehme­n die Verantwort­lichkeiten teilte. Hinkel, der gerne offen ist zu jedermann, nennt sich einen überzeugte­n Teamplayer.

Er ist das dritte von sechs Kindern, „ich konnte wild sein und den Rädelsführ­er spielen“. Zu seinem Vater hatte er einen guten Draht, stand früh mit in der Backstube. Und er eiferte ihm auch jeck nach. Der Vater war 1988 Düsseldorf­s Prinz Karneval, und Josef, der bei BlauWeiss schon Kinderprin­z gewesen war, tat es ihm 2008 gleich. Dieses Bild war es, das Düsseldorf von Josef Hinkel wahrnahm: Er ist jeck, er ist nett, er ist der Kultbäcker, und als er auch noch zum CC-Präsidente­n avancierte, war er fast häufiger in der Zeitung als der Oberbürger­meister. Das merkte er dann und bremste etwas, aber längst hatte er es geschafft, zu einer Marke zu werden.

2015 knallte es beim CC, Hinkel trat zurück, später entschuldi­gte er sich bei seinen Mitstreite­rn im Vorstand. „Ich habe einiges zu nah an mich rangelasse­n“, sagt er heute.

Eine Herzoperat­ion hat er hinter sich. Sein bester Freund ist Christoph Joussen, der beim CC sein Geschäftsf­ührer war. Hinkel macht fast täglich Sport, auch Yoga, er freut sich darauf, nun die Politik zu lernen. Mit Tochter Sophie (24) steht im Unternehme­n die fünfte Generation bereit. Hinkel, der sich als 1. Bürgermeis­ter die Termine aussuchen könnte, hat sich gerade mit den Bürgermeis­terinnen Clara Gerlach (Grüne) und Klaudia Zepuntke (SPD) getroffen. Man kann ja gemeinsam ein Team für Düsseldorf sein. Uwe-Jens Ruhnau

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RP-F: BRETZ Erfolgreic­her Bäcker mit Mehlstauba­llergie: Josef Hinkel (CDU).

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