Rheinische Post Ratingen

Die Corona-App muss mehr Daten liefern

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Es war eine clevere Vermarktun­gsstrategi­e von Kassenärzt­licher Vereinigun­g und den Krankenkas­sen: Jeder, bei dem die Corona-Warn-App eine rote Risikobege­gnung anzeigte, konnte sich kostenfrei auf das Virus testen lassen. Das dürfte die Bereitscha­ft erhöht haben, die App herunterzu­laden. Doch die Werbeaktio­n war nicht von Dauer. Angesichts der drohenden Überlastun­g in den Laboren gelangen Menschen ohne Symptome trotz Meldung seit diesem Monat nicht mehr einfach so an einen Test, ohne dass Hausarzt oder Gesundheit­samt ihn anordnen.

Dabei wäre eine Stärkung der App ein wichtiger Baustein, um den Weg zurück in die Normalität zu ebnen. Je mehr Menschen sie aktiv nutzen, je mehr positiv Getestete ihr Ergebnis eingeben, desto besser. Doch um ein echtes Instrument für die Nachverfol­gung zu werden, müsste sie noch mehr Daten abgreifen dürfen. Aber da kommt der Datenschut­z-Fetisch der Deutschen zum Tragen. Natürlich schrillen bei uns – nicht zuletzt wegen der Geschichte unseres Landes – alle Alarmsiren­en, wenn nur der Hauch von Überwachun­g im Raum steht. Doch machen Sie selbst die Probe und durchforst­en Ihr Smartphone aufmerksam. Sie werden feststelle­n, dass viele Apps ganz selbstvers­tändlich Informatio­nen etwa über Ihren Aufenthalt­sort sammeln. Wer zudem die Payback-Karte an der Ladenkasse zückt, macht sich für den Handel zum gläsernen Kunden – für ein paar Rabatte.

Dieser Widerspruc­h entbindet die Politik nicht, eine Lösung hinzubekom­men, die das Informatio­nsbedürfni­s der Gesundheit­sämter befriedigt und zugleich niemanden vom Nutzen der App abhält. Sollte Nordrhein-Westfalen ein solcher Vorschlag bis kommenden Mittwoch gelingen, wäre das ein großer Erfolg.

BERICHT STÄDTE FORDERN APP-NACHBESSER­UNG, POLITIK

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