Die Corona-App muss mehr Daten liefern
Es war eine clevere Vermarktungsstrategie von Kassenärztlicher Vereinigung und den Krankenkassen: Jeder, bei dem die Corona-Warn-App eine rote Risikobegegnung anzeigte, konnte sich kostenfrei auf das Virus testen lassen. Das dürfte die Bereitschaft erhöht haben, die App herunterzuladen. Doch die Werbeaktion war nicht von Dauer. Angesichts der drohenden Überlastung in den Laboren gelangen Menschen ohne Symptome trotz Meldung seit diesem Monat nicht mehr einfach so an einen Test, ohne dass Hausarzt oder Gesundheitsamt ihn anordnen.
Dabei wäre eine Stärkung der App ein wichtiger Baustein, um den Weg zurück in die Normalität zu ebnen. Je mehr Menschen sie aktiv nutzen, je mehr positiv Getestete ihr Ergebnis eingeben, desto besser. Doch um ein echtes Instrument für die Nachverfolgung zu werden, müsste sie noch mehr Daten abgreifen dürfen. Aber da kommt der Datenschutz-Fetisch der Deutschen zum Tragen. Natürlich schrillen bei uns – nicht zuletzt wegen der Geschichte unseres Landes – alle Alarmsirenen, wenn nur der Hauch von Überwachung im Raum steht. Doch machen Sie selbst die Probe und durchforsten Ihr Smartphone aufmerksam. Sie werden feststellen, dass viele Apps ganz selbstverständlich Informationen etwa über Ihren Aufenthaltsort sammeln. Wer zudem die Payback-Karte an der Ladenkasse zückt, macht sich für den Handel zum gläsernen Kunden – für ein paar Rabatte.
Dieser Widerspruch entbindet die Politik nicht, eine Lösung hinzubekommen, die das Informationsbedürfnis der Gesundheitsämter befriedigt und zugleich niemanden vom Nutzen der App abhält. Sollte Nordrhein-Westfalen ein solcher Vorschlag bis kommenden Mittwoch gelingen, wäre das ein großer Erfolg.
BERICHT STÄDTE FORDERN APP-NACHBESSERUNG, POLITIK