Solinger Start-up Instana schließt Mega-Deal mit IBM
Der US-Tech-Konzern will die Deutschen übernehmen.
SOLINGEN Nachdem kürzlich die Oetker-Gruppe eine Milliarde Euro für das Getränke-Start-up Flaschenpost bezahlt haben soll, gibt es nun den nächsten Mega-Deal in der nordrhein-westfälischen Gründerszene: Der US-Tech-Konzern IBM hat die Übernahme des Solinger Start-ups Instana angekündigt. Die entsprechenden Verträge wurden am Montag von Instana-Gründer Mirko Novakovic unterschrieben, wie nun bekannt wurde.
Details zum Kaufpreis wurden nicht genannt, IBM wollte sich auf Anfrage ebenso wenig dazu äußern wie Gründer Novakovic. Angesichts der bisherigen Entwicklung des Unternehmens Instana, das erst 2015 gegründet wurde und seitdem rund 50 Millionen Euro von Risikokapitalgebern einsammeln konnte, dürfte eine Summe zwischen 300 und 500 Millionen Euro realistisch sein. Es wäre eine der höchsten Summen, die jemals für ein Start-up aus NRW bezahlt worden wären.
Instana ist ein Technologie-Unternehmen, dessen Software dabei hilft, technische Systeme automatisch zu überwachen und auf Fehler zu überprüfen, was sich neudeutsch „Application Performance Management“nennt. Die Software von Instana liefert etwa auch konkrete Informationen darüber, wie IT-Probleme, wie etwa langsame Reaktionszeiten, behoben werden können. Instana wurde 2015 von Mirko Novakovic in Solingen gegründet, der zuvor bereits mit dem ebenfalls dort ansässigen Software-Unternehmen Codecentric eine erfolgreiche Firma aufgebaut hatte. Bei Instana setzte Novakovic früh auf rasantes Wachstum – und auf den US-Markt. Der Firmensitz ist seit Jahren in Chicago, einen weiteren Standort gibt es im Silicon Valley, wo auch Novakovic bis April einige Monate lebte. Als sich die Situation während der Corona-Pandemie zuspitzte, kehrte er mit seiner Familie frühzeitig nach Deutschland zurück. Die USA bleiben dennoch der wichtigste Markt für Instana, hier wird der Großteil der Umsätze erwirtschaftet. In Solingen sitzen jedoch weiterhin zwischen 50 und 60 der insgesamt rund 200 Mitarbeiter.
Entsprechend groß ist die Freude vor Ort. „Solingen hat lange mit den Arbeitsplatzverlusten in seinen traditionellen Industrien kämpfen müssen“, sagt der Oberbürgermeister der Stadt, Tim Kurzbach (SPD): „Wir brauchen diese Gründer, die zeigen, dass unsere Stadt auch für die Dynamik der Digitalisierung stehen kann und dass moderne IT-Firmen hier ein Umfeld finden, in dem sie erfolgreich sein können.“Der Verkauf an IBM kommt überraschend. Eigentlich hatte Instana geplant, in diesem Jahr weiteres Geld von Risikokapitalgebern einzusammeln – doch das Angebot von IBM war offenbar für alle Seiten äußerst attraktiv. „Das Thema künstliche Intelligenz wird den Software-Markt der kommenden zehn Jahre mitbestimmen – und in diesem Bereich ist IBM neben Amazon und Google eines der führenden Unternehmen“, sagt Mirko Novakovic: „Es reizt mich daher total, in diesem Bereich tiefe Einblicke zu bekommen und mitzugestalten.“