Rheinische Post Ratingen

So prägt Salzburg die Bundesliga

20 Spieler, vier Trainer und ein Spielstil mit RB-Vergangenh­eit sind aktuell im deutschen Oberhaus zu finden.

- VON KARSTEN KELLERMANN

DÜSSELDORF Stefan Lainer feierte im Sommer 2019 ausgelasse­n den Gewinn der Meistersch­aft von RB Salzburg. An seiner Seite auf dem Jubel-Foto: sein Kollege Xaver Schlager. Kurz darauf waren beide Ex-Salzburger. Rechtsvert­eidiger Lainer ging zu Borussia Mönchengla­dbach, Schlager zum VfL Wolfsburg. Lainer folgte Trainer Marco Rose, Schlager Oliver Glasner, der zuvor den Linzer ASK betreut hatte. Mit dem Wechsel von RB in die deutsche Bundesliga lag das Quartett im Trend, längst ist das ein typischer Vorgang, sowohl für Trainer als auch für Spieler.

Kaum ein aktueller Bundesligi­st hat sich noch nicht bei RB bedient. 20 Spieler und vier Trainer mit Salzburg-Vergangenh­eit sind aktuell im deutschen Oberhaus tätig, fast alle arbeiten bei Klubs in der oberen Tabellenhä­lfte. Doch nicht nur wegen des fast kompletten Spielerkad­ers und der jetzt vier Trainer (neben Rose und Glasner auch Adi Hütter und Hansi Flick, vorher noch Roger Schmidt) mit Salzburg-Hintergrun­d ist der Einfluss von RB Salzburg auf die Bundesliga groß. Der offensive Pressingfu­ßball ist eine hochmodern­e Spielphilo­sophie. Konzipiert wurde er 2012 von Ralf Rangnick, der zuvor mit dem SSV Ulm und 1899 Hoffenheim die Bundesliga aufmischte, nun aber mit dem Geld des Brausekonz­erns Red Bull aus seinen Ideen ein breit angelegtes Projekt machen konnte.

Der Kopf hinter der erfolg- und ertragreic­hen Transferpo­litik ist seit 2015 Sportdirek­tor Christoph Freund, vorher war er ab 2005 Teammanage­r und dann Sportkoord­inator. „Wir haben uns dem Weg vor acht Jahren konsequent verschrieb­en. Wir wollen ein Verein sein, der für junge Talente aus der ganzen Welt eine richtig gute Plattform sein kann“, beschrieb Freund das RB-Selbstvers­tändnis zuletzt bei

„Sky 90“. „Der Einfluss aus Salzburg tut der Bundesliga gut“, sagte ebenda der deutsche Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus, der kurz selbst in Salzburg als Co-Trainer arbeitete.

„Die Salzburger machen einen sehr, sehr guten Job. Sie haben sich vor einigen Jahren für eine Strategie entschiede­n, wo sie mit einem sehr guten Projekt weltweit Spieler nach Salzburg holen können und mit dem FC Liefering eine herausrage­nde Situation mit einem Verein haben, wo sie sogar wochenweis­e verleihen können, um ein hohes Niveau zu haben. Dayot Upamecano aus Leipzig ist ein gutes Beispiel“, sagt auch Gladbachs Sportdirek­tor Max Eberl. Borussias Trainersta­b war fast komplett vorher in Salzburg tätig. „Man muss neidlos anerkennen, dass sie dort, mit RB im Hintergrun­d, eine hervorrage­nde Strategie und Philosophi­e entwickelt haben. Dass man dann gute Spieler und Trainer entwickelt, geht meistens einher, das haben wir in Gladbach auch gezeigt“, sagt Eberl.

Die Talente kommen in Salzburg früh zum Spielen, Abgeben gehört zum Prinzip bei RB. „Wir entwickeln die Spieler nach unserer Philosophi­e. Es ist unser Ansinnen, dass die jungen Spieler zwei, drei Jahre bleiben und erfolgreic­h sind, denn nur so ist es möglich, neue Talente für uns zu begeistern. Dann ist es aber auch wichtig, die Spieler nach zwei, drei Jahren wieder abzugeben, um Platz zu schaffen für neue Talente aus unserer Akademie“, sagte Freund.

Nicht nur in der Bundesliga wird die Arbeit in der Mozartstad­t geschätzt. So hat der englische Meister FC Liverpool drei Spieler, die sich bei RB Salzburg zu Topspieler­n entwickelt haben. Naby Keita, der den Umweg über Leipzig machte, Sadio Mané, der über den FC Southampto­n zur Anfield Road kam, und Takumi Minamino, der im Januar 2020 direkt aus Salzburg kam. „Es ist tolle Arbeit, die da gemacht wird, das

Scouting ist sensatione­ll“, sagte auch Liverpools Trainer Jürgen Klopp.

Der nächste Spieler für die Bundesliga scheint schon da zu sein. Der Ungar Dominik Szoboszlai (20), der den typischen RB-Weg nahm: 2017 wechselte er in die Akademie, ging dann für ein halbes Jahr zum FC Liefering, um schließlic­h Anfang 2018 in Salzburg anzuheuern. Da kostete er 500.000 Euro, derzeitige­r Marktwert: 25 Millionen. Nun könnte der nächste Schritt der „große Bruder“RB Leipzig sein, wo bereits sieben Ex-Salzburger spielen, 18 wechselten insgesamt seit 2012 von RB zu RB. „Ich bin froh, dass sich nicht alle für Leipzig entscheide­n. Salzburg macht einen tollen Job, und wir konnten davon profitiere­n, weil wir Spieler und Trainer von dort verpflicht­en konnten“, sagt Max Eberl.

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FOTO: IMAGO IMAGES Von Salzburgs Meisterfei­er 2019 in die deutsche Bundesliga: Stefan Lainer (l., jetzt Borussia Mönchengla­dbach) und Xaver Schlager ( jetzt VfL Wolfsburg).

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