Besuche in Altenheimen weiter möglich
Die Besuchsregeln in Seniorenheimen sorgen für Unsicherheit. Dabei dürfen Bewohner – anders als während der ersten Corona-Welle – nach wie vor Angehörige treffen. Trotzdem sind die Fallzahlen in Düsseldorf zuletzt deutlich gesunken.
DÜSSELDORF Sie gehörten zu jenen Gruppen, die am meisten unter dem ersten Lockdown im Frühjahr zu leiden hatten: rund 4500 Senioren, die in den Düsseldorfer Alten- und Pflegeheimen leben. Strikte Besuchsverbote und die ständige Angst, selbst Opfer der Pandemie werden zu können, prägten über Wochen den Alltag. Bei vielen Heimbewohnern, Betreuern und Angehörigen hat das Spuren hinterlassen. „Das darf sich so nicht wiederholen“, lautete die Botschaft der Betroffenen. Anders als viele vermuten, besteht darum derzeit kein Besuchsverbot. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Die Corona-Fälle Anders als im September und Oktober sind derzeit keine Heim-Standorte mit größeren Ausbrüchen konfrontiert. Am Donnerstag gab es – laut tagesaktueller Statistik des Gesundheitsamts – 38 positiv getestete Heimbewohner, die sich noch in einer sogenannten aktiven Quarantäne befinden. Das bedeutet: Der positive Befund liegt nicht länger als 14 Tage zurück. Bei den Pflege- und Hilfskräften sind 15 Menschen betroffen. Zum Vergleich: Bei einem der letzten größeren Ausbrüche hatten sich vor anderthalb Monaten im Luisenheim in Eller mehr als 30 Männer und Frauen infiziert. Eine vorerkrankte Bewohnerin war gestorben.
„Das ist eine Momentaufnahme, ich wäre vorsichtig, hier irgendeine Form der Entwarnung zu geben“, sagt Klaus Göbels, Leiter des Gesundheitsamts. Bereits in ein paar Tagen könne die Situation wieder eine ganz andere sein. Die Betreiber der Heime sind über die jüngste Entwicklung erleichtert. „Die Lage in unseren Altenzentren hat sich entspannt und die Verläufe bei den an Covid-19 erkrankten Bewohnern sind überwiegend leicht bis mittelschwer“, sagt Caritas-Sprecherin Stephanie Agethen.
Die Schutzstrategie Um die Sicherheit für die besonders gefährdeten Menschen in den Einrichtungen zu erhöhen, setzen die Träger von diesem Monat an Antigen-Schnelltests in eigener Regie um. Bislang hatte die Federführung für Testreihen immer beim Gesundheitsamt gelegen. Für die Träger ist das eine Herausforderung. Allein bei der Caritas, wo Mitarbeiter einmal pro Woche, Bewohner und Besucher alle 14 Tage getestet werden sollen, geht es um 800 Bewohner, noch einmal 800 Mitarbeiter im Referat Pflege sowie 130 ambulant betreute Bürger. Für das Prozedere werden Mitarbeiter geschult, die dann in der eigentlichen Pflege fehlen. Sie werden durch – teilweise zeitlich begrenzte – Neueinstellungen ersetzt.
Die Besuchsregeln Mahnende Worte fand FDP-Ratsfrau Christine Rachner im Gesundheitsausschuss des Rates. „Der seelische Schmerz, der durch Isolation und Vereinsamung entsteht, kann Krankheiten verstärken und Genesungen verzögern. Wir müssen die Heime offenhalten.“Das sehen Politik und Heimbetreiber genauso. Sie haben Lehren aus dem ersten Lockdown gezogen und die Regeln so verändert, dass Besuche möglich bleiben. „Es gibt aktuell kein Besuchsverbot in unseren Caritas-Pflegeeinrichtungen und damit auch nicht das Schreckensszenario des einsamen Heimbewohners“, sagt Caritas-Direktor Henric Peeters. Jeder Bewohner könne, zeitlich begrenzt, bis zu zwei Besuche am Tag erhalten – unter Einhaltung von strengen Hygienestandards. Dazu zählen Screening, FFP2-Maske, Schutzkittel, Handschuhe und
Desinfektion. „Falls es ein Infektionsgeschehen in der Einrichtung gibt, appellieren wir an die Angehörigen, für eine gewisse Zeit auf ihre Besuche zu verzichten“, so Peeters. Generell entscheide man bei Bewohnern mit positivem Befund individuell je nach Gesundheitszustand und psychischem Befinden, wie Besuche zum bestmöglichen Schutz stattfinden können. „Fest steht: Wir lassen niemanden allein“, sagt Peeters.
Auch die Heime der Düsseldorfer Arbeiterwohlfahrt (Awo) haben sich auf die neuen Regeln eingestellt, berichtet Jürgen Jansen, Geschäftsführer der Awo-Tochter Vita, die die Senioreneinrichtungen betreibt. Besuche werden mit zwei Tagen Vorlaufzeit per Telefon oder E-Mail angemeldet. Vor dem Betreten der Heime wird die Temperatur gemessen. In den Gärten und
auf den Terrassen der Einrichtungen wurden Zelte aufgebaut, in denen Besuche stattfinden können. Drinnen gibt es Besucherräume mit markierten Wegen und Abstandsmarkierungen.
Bei der Diakonie in Düsseldorf sind die Schnelltests für Bewohner und Mitarbeiter bereits im Einsatz. Im Zweifelsfall könnten auch Besucher getestet werden, sagt Sprecher Christoph Wand. Wenn es Infektionen in einem Haus gibt, müssten jedoch Wohnbereiche oder ganze Einrichtungen gesperrt werden. In abgetrennten Räumen oder Besuchsboxen seien Treffen mit Abstand möglich. Besuche bei infizierten Personen sollen möglichst vermieden werden. Sie seien aber in bestimmten Fällen mit Sicherheitsvorkehrungen möglich. „Etwa wenn der Bewohner im Sterben liegt“, sagt Wand.