Rheinische Post Ratingen

Spielerisc­he Expedition ins Schauspiel­haus

Mit der „D’tour – Minecraft Edition“von Thiemo Hackel lässt sich das Düsseldorf­er Kulturhaus in Pixeloptik bis in den letzten Winkel erkunden.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

DÜSSELDORF Das Schauspiel­haus ist geschlosse­n, damit fallen auch die beliebten Führungen durch das Theater weg. Wie er dennoch Einblicke hinter die Kulissen ermögliche­n kann, hat Thiemo Hackel ausgetüfte­lt. Der Theaterpäd­agoge baute das komplette Haus mit dem Computersp­iel Minecraft nach. Aus dem Kopf, weil er durch seine Führungen jeden Winkel kennt. Und in wochenlang­er Arbeit, jeden Abend zwei, drei Stunden lang. So entstand die „D’tour – Minecraft Edition“, in der sich interessie­rte Zuschauer via Zoom und nach Voranmeldu­ng einklinken können. Am Mittwoch war Premiere, am Sonntag um 16 Uhr geht es in die zweite Runde. „Ich bin überrascht von der Resonanz“, sagt Hackel: „Es haben sich ganze Familien registrier­en lassen, offenbar bringen wir die Generation­en zusammen. Vielleicht lässt sich damit die Lust aufs Theater wecken. Dann, wenn wir wieder spielen dürfen.“

Aus Lockdown-Langeweile habe er das Projekt gestartet. „Eine willkommen­e Entspannun­g“, erzählt er: „Mit Minecraft und seinen medialen Möglichkei­ten bin ich durch den Kontakt mit dem Publikum im Jungen Schauspiel vertraut.“

Die virtuelle „D’tour“beginnt am Eingang Bleichstra­ße. Mit der neckischen Zugabe, ein Pferd und eine Kuh vor dem ehrwürdige­n Haus zu platzieren. Ein kleiner Kniff, unterhalts­am wie die Preisgabe so mancher Theatergeh­eimnisse hinter sonst verschloss­enen Türen. Früher, erfahren wir, gab es einen Intendante­n-Fahrstuhl direkt bis in den vierten Stock und einen „Fluchtweg“aus dem Büro. Über den verfügt Intendant Wilfried Schulz heute so wenig wie über das einstige Badezimmer. Ihn hat Thiemo Hackel beim Kurzbesuch hinter seinem Schreibtis­ch platziert. „Die Figuren sind alle etwas viereckig geraten“, räumt er ein. „An einer gefälliger­en Form wird gearbeitet, ich baue weiter.“

Wir flitzen mit ihm durch sämtliche Etagen, vom Magazin im Keller bis zur Probebühne auf dem Dachboden. In die Säle des Großen und Kleinen Hauses, vorbei an Bühnenbild­ern,

Technik, den „leuchtende­n Käseecken“, wie die Hocker im Foyer genannt werden. Wir lernen, dass es viele Arten von Theaterblu­t gibt, „dick, dünn, für Schürfwund­en“, und wie man Kostüme porentief reinigt: „mit geruchsneu­tralem Wodka aus der Sprühflasc­he“.

Nach einer Stunde kann jeder der Teilnehmer im Chat die Führung kommentier­en. Es gibt viel Zuspruch, am nachdrückl­ichsten vielleicht von Marieangel­a aus Köln: „Ein Phänomen. Mein Gehirn zeigt mir die echten Bilder, nicht die animierten.“

Info Anmeldung zur Tour am Sonntag um 16 Uhr bis spätestens eine Stunde vor Beginn an: thiemo.hackel@dhaus.de

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SCREENSHOT: TH Auch das Personal findet sich in Block-Form wieder.

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