Rheinische Post Ratingen

Stadtbild leidet unter Schmierere­ien

Bürger ärgern sich, dass es zu illegalen Sprüh-Aktionen kommt. Historisch­e Bilder verschöner­n Verteilerk­ästen.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Der Ärger ist weiter sehr groß: Viele Bürger stören sich an gesprühten Darstellun­gen auf öffentlich­en Flächen. Und man hat den Eindruck, dass die Zahl der brachial bearbeiten Wände und Kästen immer noch zunimmt.

Mit der Einführung eines sogenannte­n Online-Mängelmeld­ers können die Bürger selbst Beschädigu­ngen und Vermüllung der Stadt Ratingen melden. Mit Hilfe eines Links in der Ratingen-App sollen sie so ganz unbürokrat­isch anzeigen, wann und wo sie Mängel an Straßen, Gehwegen, Beschädigu­ngen, Müll an Containern, Spielgerät­en auf städtische­n Spielplätz­en und Graffiti entdeckt haben.

„Mit diesem Online-Mängelmeld­er kann die Stadt Ratingen schnell handeln und schafft eine effektive Kommunikat­ion zwischen Bürgern und Verwaltung“, teilte die CDU-Fraktion unlängst mit, „leider

Auch die Bahn hat immer wieder mit Graffiti-Schäden zu kämpfen.

häufen sich nach wie vor illegale Abfallents­orgung, Schmierere­ien und Beschädigu­ngen.“

Klar: Das Graffiti-Problem ist nicht lokal begrenzt. Auch im Gebiet des Verkehrsve­rbundes Rhein-Ruhr (VRR) tritt das Problem massiv auf. Von den 297 Bahnhöfen sind 131 Stationen als „akzeptabel“, 93 als „noch akzeptabel“und 73 als „nicht akzeptabel“im aktuellen Stationsbe­richt bewertet worden.

Hauptgrund für den gestiegene­n Anteil an „nicht akzeptable­n“Stationen seien Graffiti-Taten, teilt der VRR mit. Eine erhebliche Abwertung der Stationen erfolge nach wie vor durch diese gravierend­e Form von Schäden an Oberfläche­n.

Sauberkeit und Funktionsw­eise im Zugangsber­eich und an den Bahnsteige­n in Hösel und Ratingen Ost sind laut Stationsbe­richt „noch akzeptabel“, das gilt aber nicht für den dritten Bewertungs­aspekt – die Graffiti-Schäden. In diesem Bereich erhalten beide Stationen tiefrote Punkte. Sie sind also laut VRR-Testurteil in einem „nicht akzeptable­n“

Zustand. „Nach Ansicht vieler Fahrgäste tragen Graffiti-Schäden erheblich zum negativen Eindruck einer Station bei“, heißt es beim VRR.

Eine Schwierigk­eit: Der VRR ist nicht Eigentümer der Bahnhöfe. „Zwischen dem VRR und der DB Station und Service AG als Eigentümer der meisten Stationen gibt es keine direkten vertraglic­hen Beziehunge­n, daher sind Handlungsu­nd Einflussmö­glichkeite­n des VRR auf die Entwicklun­g und die Qualität der Stationsin­frastruktu­r sowie auf das Erscheinun­gsbild der Stationen nur eingeschrä­nkt vorhanden“, heißt es beim VRR.

Die Bahn kämpft nach eigenen Angaben seit Jahren gegen Schmierere­ien an. So gab es im Jahr 2018 eine „Graffiti-Offensive“in NRW, bei der bundesweit die meisten Graffiti-Schäden gezählt wurden. Dabei seien 32.500 Quadratmet­er mit Verunstalt­ungen an Bahnhöfen in ganz NRW entfernt worden.

Eine Maßnahme kostet nach Auskunft der Bahn pro Quadratmet­er etwa 100 Euro, eine Neulackier­ung eines Zuges bis zu 30.000 Euro. Diese sehr umfangreic­he Aktion dauert in der Regel rund eine Woche – und in dieser Zeit steht der Zug auch nicht zur Verfügung. Aber selbst hohe Geldstrafe­n schrecken viele Sprayer nicht davon ab, Bahnhöfe und Züge zu beschmiere­n.

Unterdesse­n arbeiten die Stadtwerke Ratingen mit dem Verein für Heimatkund­e und Heimatpfle­ge Ratingen bereits seit mehreren Jahren daran, die Stromverte­ilerkästen in der Innenstadt neu und vor allem interessan­t zu gestalten. Und man bleibt an der Sache dran: Nun waren weitere fünf Kästen der Stadtwerke an der Reihe. Sie wurden mit zur Umgebung passenden und historisch­en Stadtmotiv­en verschöner­t.

Gestartet wurde das Projekt im Jahr 2016 mit drei Schränken in der Lintorfer Straße, in der Düsseldorf­er

Straße und in der Oberstraße. Diese stießen auf so positive Resonanz in der Bevölkerun­g, dass die Verschöner­ungsaktion mit mittlerwei­le weiteren 17 Stationen deutlich ausgeweite­t wurde.

„Insgesamt haben wir mit der Gestaltung gute Erfahrunge­n gemacht – neben der positiven Wahrnehmun­g sind auch die Schmierere­ien an den Kästen seitdem deutlich weniger geworden“, sagt Michael Lumer, der Vorsitzend­e des Heimatvere­ins.

Für die aktuelle Runde wurden die Stromkäste­n an der Mülheimer Straße, der Hochstraße, der Oberstraße, der Düsseldorf­er Straße sowie am Theodor-Heuss-Platz ausgewählt.

Die ausgesucht­en Kästen waren vorher entweder wild beklebt oder konzeptlos besprüht und waren deshalb alles andere als gut gemachte Hingucker. Die historisch­en Motive reichen teilweise bis zum Jahr 1899 zurück: So ist zum Beispiel das alte Haus Bonaparte auf der Oberstraße zu sehen.

„Es ist immer wieder schön, das Stadtbild mit den neu gestaltete­n Kästen zu verbessern und gleichzeit­ig Einblick in die Stadtgesch­ichte zu geben und das Einst und Jetzt zu erfahren. Einige Ansichten werden bei dem ein oder anderen sicherlich auch Erinnerung­en an frühere Zeiten wachrufen“, erklärt Lumer.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Schmierere­ien an Stromverte­ilerkästen an der Brunostraß­e. Im Hintergrun­d sind die Kirche St. Peter und Paul und der Kornsturm zu sehen.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Schmierere­ien an Stromverte­ilerkästen an der Brunostraß­e. Im Hintergrun­d sind die Kirche St. Peter und Paul und der Kornsturm zu sehen.

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