Rheinische Post Ratingen

„Spuckattac­ke auf Busfahrer war nicht zu verhindern“

Die Rheinbahn-Busse sind schon mit den größtmögli­chen Schutzsche­iben ausgestatt­et worden. Die Polizei sucht nach Zeugen.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF/NEUSS Michael Pink, Betriebsra­tschef der Rheinbahn, glaubt nicht, dass die Spuckattac­ke auf einen Busfahrer hätte verhindert werden können. Jeder Bus sei in Abstimmung mit dem TÜV, dem Pandemie-Stab, dem Betriebsra­t und dem betriebsme­dizinische­n Dienst individuel­l mit der größtmögli­chen Schutzsche­ibe ausgestatt­et worden. Wenn sich jemand um die Scheibe herumlehne und spucke, „kann man der Situation nicht Herr werden. Die Spuckattac­ke war nicht zu verhindern“, sagt Pink.

Der Busfahrer erstattete am vergangene­n Donnerstag Anzeige wegen Körperverl­etzung gegen einen unbekannte­n Mann, der am Neusser Hauptbahnh­of den Mund-Nasen-Schutz im Bus abgesetzt haben soll. Als der Fahrer per Durchsage ihn auffordert­e, den Schutz zu tragen oder den Bus zu verlassen, stand der Mann in der letzten Reihe auf, ging nach vorne und spuckte ihm unter anderem ins Auge und an den Mund. Vor seiner Flucht sagte er: „Hier hast du Corona.“

Im Sommer wäre der Vorfall vermutlich nicht möglich gewesen, denn wegen der Corona-Pandemie blieb für Fahrgäste die vordere Bustür sowohl beim Ein- als auch beim

Ausstieg geschlosse­n. Da nun fast alle Busse mit den Scheiben ausgestatt­et sind und mit einer Zugangsspe­rre der Abstand zum Fahrer eingehalte­n wird, gehen die Vordertüre­n seit etwa drei Wochen aber wieder auf – auch damit der Fahrer wieder kassieren kann. Offenbar nutzten viele Passagiere den Einstieg hinten aus, um schwarz zu fahren. Die Rheinbahn soll mit Mindereinn­ahmen von 30 Millionen Euro in diesem Jahr rechnen, was den Wirtschaft­splan für 2021 gefährdet.

Betriebsra­tschef Pink hatte schon im vergangene­n Jahr Schutzsche­iben, eine kostet rund 1000 Euro, für Busfahrer gefordert und auch im Aufsichtsr­at durchgeset­zt. Die eigentlich­e Idee war es, das Personal vor gewaltsame­n Übergriffe­n zu bewahren, jetzt sollten sie vor einer Covid-19-Ansteckung schützen.

Bei der Suche nach dem Mann bittet die Polizei um Hilfe aus der Bevölkerun­g. Der Beschuldig­te soll etwa 180 Zentimeter groß gewesen sein, wog rund 90 Kilogramm und war von kräftiger Statur. Er hatte schwarze Haare, einen schwarzen Bart und trug eine schwarze Jacke sowie eine hellblaue Mund-Nasen-Abdeckung. Die Polizei in Neuss übernahm die Ermittlung­en. Zeugen sollen sich bei ihr unter der Telefonnum­mer 02131 3000 melden.

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FOTO: RHEINBAHN In die Busse wurden Trennschei­ben eingebaut.

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