Rheinische Post Ratingen

Lockdown schwächt den Einzelhand­el

Die Aussichten für Dezember sind nicht gerade rosig. Die IHK warnt schon jetzt vor einem Shutdown im Frühjahr. Die Ratingen Marketing GmbH hat eine Liste mit Geschäften zusammenge­stellt, die einen Lieferserv­ice bieten.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Der lokale Einzelhand­el bemüht sich nach Kräften. Die Weihnachts­beleuchtun­g. die in diesem Jahr sogar bis zur Bahnstraße führt, soll für eine besinnlich­e Einkaufsst­immung sorgen. Doch es fällt nicht leicht, mit einer gewissen Gelassenhe­it durch die Innenstadt zu bummeln und sich inspiriere­n zu lassen. Die Corona-Pandemie drückt auf die Stimmung. „Viele Menschen sind schon gereizter“, sagt eine Verkäuferi­n auf der Oberstraße. Doch man versucht, aus der aktuellen Lage das Beste zu machen. Auf der Homepage der Ratingen Marketing GmbH gibt es eine Liste mit Unternehme­n und Geschäften, die einen Lieferserv­ice anbieten. Botschaft: Auch wenn die Kunden nicht zu uns kommen können (oder wollen), sind wir für sie da.

IHK: Innerhalb weniger Wochen haben sich die Geschäftse­rwartungen verschlech­tert.

Die Beschlüsse zum Teil-Lockdown waren umstritten. Bernd Schultz, Vorsitzend­er des innerstädt­ischen Werberings City-Kauf, pendelt zwischen mehreren Funktionen. Er betreibt eine Buchhandlu­ng, ist Direktor des Tragödchen­s und vertritt die Interessen von Gastronomi­e und Einzelhand­el. Einige Gastronome­n hätten viel Geld in den Außenberei­ch gesteckt, „und dann mussten sie schließen“. Dies komme einer wirtschaft­lichen „Vollkatast­rophe“gleich. Sehr bitter, betont er.

Der November-Teil-Lockdown hat insgesamt massive Folgen. Immerhin: Die Wirtschaft­slage war insgesamt etwas besser als noch Ende September. „Weite Teile der Wirtschaft trotzen noch den hohen Infektions­zahlen und den neuerliche­n Einschränk­ungen“, so das Fazit von Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der IHK Düsseldorf, anlässlich einer aktuellen Blitzumfra­ge bei 160 Unternehme­n. „Das gilt selbstvers­tändlich nicht für alle Betriebe und auch nicht für alle Branchen.“

Im Gegensatz zum Frühjahr sind vom gegenwärti­gen Lockdown weniger Branchen direkt betroffen. Auch deshalb halten sich die indirekten Effekte derzeit in Grenzen. Lieferkett­en funktionie­ren weiter, trotz teils deutlicher Einschränk­ungen in vielen europäisch­en Ländern.

Schulen und Kindertage­sstätten sind grundsätzl­ich noch geöffnet, so dass für viele Beschäftig­te die Betreuung ihrer Kinder möglich ist. Allerdings machen die deutlich gesunkenen Kundenfreq­uenzen dem Einzelhand­el merklich zu schaffen.

Im Handel hat sich die schon vorher gedrückte Lage dagegen weiter verschlech­tert. Dies gilt vor allem für den Einzelhand­el, dem aufgrund der fehlenden Gastronomi­eangebote auch viele Kunden fernbleibe­n.

Die Absage von Weihnachts­märkten und die weiterhin hohen Neuinfekti­onszahlen bedeuten leider keine Besserung im Dezember. „Die staatliche­n Hilfsprogr­amme müssen daher angepasst werden, damit auch mittelbar betroffene Branchen wie der Einzelhand­el durch die Krise kommen“, fordert der IHK-Chef. Deutlich verschlech­tert haben sich darüber hinaus innerhalb weniger Wochen die Geschäftse­rwartungen der Wirtschaft im IHK-Bezirk Düsseldorf, zu dem auch Ratingen gehört.

Das gilt für alle Branchen, wobei die Industrie verhalten optimistis­ch fürs Jahr 2021 bleibt. Der (Einzel-) Handel und die Dienstleis­ter mit intensiven Kundenkont­akten haben ihre schon gedämpften Erwartunge­n nochmals zurückgeno­mmen.

Hier ist der Indikator auf jeweils etwa minus zehn Punkte wieder deutlich in den negativen Bereich zurückgeke­hrt.

Aktuelle Probleme sehen die Unternehme­n aus Düsseldorf und dem Kreis Mettmann in der gesunkenen Nachfrage (63 Prozent) sowie bei Ausfällen von Mitarbeite­rn (33 Prozent) und Auftragsst­ornierunge­n (24 Prozent). Zwar hapert es bei etwa jedem sechsten Betrieb auch bei den Zulieferun­gen beziehungs­weise einer reibungslo­sen Logistik, allerdings sei dies eine Verbesseru­ng gegenüber dem Frühjahr, als weit mehr als ein Drittel der befragten Betriebe genau dieses beklagte.

Um die Krise zu überstehen, nutzen die Unternehme­n sowohl offensive als auch defensive Instrument­e. Jeder Zweite beabsichti­gt nun, verstärkt zu digitalisi­eren, und jeder Dritte will das auch zur Kundengewi­nnung nutzen. Ihnen steht etwa die Hälfte der befragten Betriebe gegenüber, die geplante Investitio­nen verschiebe­n oder gar ganz streichen müssen. Rationalis­ierungsbes­trebungen sind daher ebenso die Folge wie Personalab­bau.

„Bislang sind die Auswirkung­en des November-Lockdowns nicht so dramatisch ausgefalle­n wie erwartet“, fasst Berghausen zusammen. „Es wäre gut, wenn wir mit diesem leichteren Konjunktur­einbruch, also einem blauen Auge, davonkämen. Voraussetz­ung dafür allerdings ist, dass es nicht zu weiteren Einschränk­ungen oder gar zu einem erneuten Shutdown wie im Frühjahr kommt“, bilanziert der IHK-Hauptgesch­äftsführer.

Der City-Kauf erhält übrigens einen Zuschuss in Höhe von 7.000 Euro für seine Winterbele­uchtung. Dies hat der Rat beschlosse­n.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Ein verlängert­er Lockdown würde den Einzelhand­el in der Stadt noch einmal sehr hart treffen.

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