Lockdown schwächt den Einzelhandel
Die Aussichten für Dezember sind nicht gerade rosig. Die IHK warnt schon jetzt vor einem Shutdown im Frühjahr. Die Ratingen Marketing GmbH hat eine Liste mit Geschäften zusammengestellt, die einen Lieferservice bieten.
RATINGEN Der lokale Einzelhandel bemüht sich nach Kräften. Die Weihnachtsbeleuchtung. die in diesem Jahr sogar bis zur Bahnstraße führt, soll für eine besinnliche Einkaufsstimmung sorgen. Doch es fällt nicht leicht, mit einer gewissen Gelassenheit durch die Innenstadt zu bummeln und sich inspirieren zu lassen. Die Corona-Pandemie drückt auf die Stimmung. „Viele Menschen sind schon gereizter“, sagt eine Verkäuferin auf der Oberstraße. Doch man versucht, aus der aktuellen Lage das Beste zu machen. Auf der Homepage der Ratingen Marketing GmbH gibt es eine Liste mit Unternehmen und Geschäften, die einen Lieferservice anbieten. Botschaft: Auch wenn die Kunden nicht zu uns kommen können (oder wollen), sind wir für sie da.
IHK: Innerhalb weniger Wochen haben sich die Geschäftserwartungen verschlechtert.
Die Beschlüsse zum Teil-Lockdown waren umstritten. Bernd Schultz, Vorsitzender des innerstädtischen Werberings City-Kauf, pendelt zwischen mehreren Funktionen. Er betreibt eine Buchhandlung, ist Direktor des Tragödchens und vertritt die Interessen von Gastronomie und Einzelhandel. Einige Gastronomen hätten viel Geld in den Außenbereich gesteckt, „und dann mussten sie schließen“. Dies komme einer wirtschaftlichen „Vollkatastrophe“gleich. Sehr bitter, betont er.
Der November-Teil-Lockdown hat insgesamt massive Folgen. Immerhin: Die Wirtschaftslage war insgesamt etwas besser als noch Ende September. „Weite Teile der Wirtschaft trotzen noch den hohen Infektionszahlen und den neuerlichen Einschränkungen“, so das Fazit von Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, anlässlich einer aktuellen Blitzumfrage bei 160 Unternehmen. „Das gilt selbstverständlich nicht für alle Betriebe und auch nicht für alle Branchen.“
Im Gegensatz zum Frühjahr sind vom gegenwärtigen Lockdown weniger Branchen direkt betroffen. Auch deshalb halten sich die indirekten Effekte derzeit in Grenzen. Lieferketten funktionieren weiter, trotz teils deutlicher Einschränkungen in vielen europäischen Ländern.
Schulen und Kindertagesstätten sind grundsätzlich noch geöffnet, so dass für viele Beschäftigte die Betreuung ihrer Kinder möglich ist. Allerdings machen die deutlich gesunkenen Kundenfrequenzen dem Einzelhandel merklich zu schaffen.
Im Handel hat sich die schon vorher gedrückte Lage dagegen weiter verschlechtert. Dies gilt vor allem für den Einzelhandel, dem aufgrund der fehlenden Gastronomieangebote auch viele Kunden fernbleiben.
Die Absage von Weihnachtsmärkten und die weiterhin hohen Neuinfektionszahlen bedeuten leider keine Besserung im Dezember. „Die staatlichen Hilfsprogramme müssen daher angepasst werden, damit auch mittelbar betroffene Branchen wie der Einzelhandel durch die Krise kommen“, fordert der IHK-Chef. Deutlich verschlechtert haben sich darüber hinaus innerhalb weniger Wochen die Geschäftserwartungen der Wirtschaft im IHK-Bezirk Düsseldorf, zu dem auch Ratingen gehört.
Das gilt für alle Branchen, wobei die Industrie verhalten optimistisch fürs Jahr 2021 bleibt. Der (Einzel-) Handel und die Dienstleister mit intensiven Kundenkontakten haben ihre schon gedämpften Erwartungen nochmals zurückgenommen.
Hier ist der Indikator auf jeweils etwa minus zehn Punkte wieder deutlich in den negativen Bereich zurückgekehrt.
Aktuelle Probleme sehen die Unternehmen aus Düsseldorf und dem Kreis Mettmann in der gesunkenen Nachfrage (63 Prozent) sowie bei Ausfällen von Mitarbeitern (33 Prozent) und Auftragsstornierungen (24 Prozent). Zwar hapert es bei etwa jedem sechsten Betrieb auch bei den Zulieferungen beziehungsweise einer reibungslosen Logistik, allerdings sei dies eine Verbesserung gegenüber dem Frühjahr, als weit mehr als ein Drittel der befragten Betriebe genau dieses beklagte.
Um die Krise zu überstehen, nutzen die Unternehmen sowohl offensive als auch defensive Instrumente. Jeder Zweite beabsichtigt nun, verstärkt zu digitalisieren, und jeder Dritte will das auch zur Kundengewinnung nutzen. Ihnen steht etwa die Hälfte der befragten Betriebe gegenüber, die geplante Investitionen verschieben oder gar ganz streichen müssen. Rationalisierungsbestrebungen sind daher ebenso die Folge wie Personalabbau.
„Bislang sind die Auswirkungen des November-Lockdowns nicht so dramatisch ausgefallen wie erwartet“, fasst Berghausen zusammen. „Es wäre gut, wenn wir mit diesem leichteren Konjunktureinbruch, also einem blauen Auge, davonkämen. Voraussetzung dafür allerdings ist, dass es nicht zu weiteren Einschränkungen oder gar zu einem erneuten Shutdown wie im Frühjahr kommt“, bilanziert der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Der City-Kauf erhält übrigens einen Zuschuss in Höhe von 7.000 Euro für seine Winterbeleuchtung. Dies hat der Rat beschlossen.