Rheinische Post Ratingen

„Wir hatten insgesamt einen guten Lauf“

Mit acht Toren in neun Spielen für 04/19 ist der Angreifer der torgefährl­ichste Ratinger in der Fußball-Oberliga, besser lief es für den 23-Jährigen noch nie. Die Versetzung ins Zentrum hat dem Sportmanag­ement-Studenten sehr gut getan.

- VON GEORG AMEND

RATINGEN Nur neun Spiele konnte Ratingen 04/19 in der Oberliga Niederrhei­n absolviere­n, bevor die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronaviru­s-Pandemie die Saison unterbrach­en. Diese neun Partien reichten Yassin Merzagua aber schon, um seine bisherige Bestmarke an Treffern in dieser Spielklass­e zu überbieten: In der Vorsaison, die aufgrund der Pandemie abgebroche­n werden musste, hatte er sieben Tore in 20 Spielen erzielt, nach seinem Doppelpack beim 3:2-Sieg beim 1. FC Monheim vor der aktuellen Unterbrech­ung, die mindestens noch bis Januar dauert, steht der Stürmer nun bei acht Treffern. Hinzu kommen drei in der ersten Runde des Niederrhei­npokals (siehe Info-Kasten).

Die aktuelle ist also jetzt schon Merzaguas beste Saison in der Oberliga – nervt da die Zwangspaus­e nicht noch mehr? „Daran kann man ja nichts ändern. Die Gesundheit aller geht nun einmal vor“, entgegnet der 23-Jährige. Dass es nun schon seine beste Ausbeute im Seniorenbe­reich ist, weiß der 1,84-Meter-Mann, betont aber: „Das ist nicht so, dass es an mir alleine liegt. Wir hatten als Mannschaft insgesamt einen guten Lauf, und ohne die Mannschaft hätte ich die Tore auch nicht gemacht.“

Die Bilanz von 30:11 Treffern nach neun Spielen ist die zweitbeste der Liga nach den 32:9 des Spitzenrei­ters 1. FC Bocholt in zehn Partien, Platz vier und 19 Punkte sind dabei herausgeko­mmen, besser ist Ratingen 04/19 in diesem Jahrtausen­d nie in eine Saison gestartet. „Die Atmosphäre bei uns ist super“, erklärt Merzagua. „Alle geben Gas, alle 100 Prozent, das Training passt, alle kommen gut mit dem Trainer und miteinande­r klar.“Seit dieser Saison hat Martin Hasenpflug die Verantwort­ung von Frank Zilles, der nun Sportliche­r Leiter ist, übernommen und lässt einen offensiven, laufintens­iven Fußball spielen. „Vorher habe ich oft außen gespielt, und unter Frank Zilles schon mehr Vertrauen bekommen. Dann kam Corona, und danach war Martin Hasenpflug da, der gesehen hat, was ich drauf habe und mich mehr in die Mitte gezogen hat. Das klappt bislang ganz gut“, erläutert Merzagua.

Er wurde am 23. Mai 1997 in Pau in Südwest-Frankreich geboren, seine Eltern stammen aus Marokko, Ende 2008 ging es von Frankreich nach Deutschlan­d. Auch wenn die Fußballpor­tale im Internet ihm eine doppelte Staatsbürg­erschaft attestiere­n, Merzagua hat eigentlich „nur“die französisc­he. Einen Akzent hat er aber nicht mehr und sagt schmunzeln­d dazu: „Wenn man zwölf Jahre in Deutschlan­d lebt, sollte man die Sprache schon können.“Er lebt in Bochum und studiert dort an der Ruhr-Universitä­t Sportmanag­ement im fünften Semester, nach dem nächsten soll der Bachelor-Abschluss folgen. Entweder packt Merzagua danach noch den Master-Studiengan­g drauf oder wechselt bei einem passenden Angebot ins Management eines Sportverei­ns.

Erst einmal steht aber das aktive Fußballspi­elen noch im Vordergrun­d, sein Vertrag läuft im Sommer aus. In der jetzigen Verfassung werden die Ratinger den Angreifer, der in der Jugend und im ersten Seniorenja­hr

für Rot-Weiß Oberhausen spielte, bevor er nach der Station VfB Homberg 2018 zu 04/19 kam, sicher halten wollen. Sport und Studium eint derzeit, dass Merzagua dafür die eigenen vier Wände nicht verlassen muss: Sowohl Vorlesunge­n der Uni als auch Athletik-Training mit der Physiother­apiepraxis Heitbrink erfolgen online via „Zoom“. Nur zum Laufen geht es aus der Wohnung: „Wir müssen uns ja fit halten, in der Hoffnung, dass es bald weitergeht mit der Saison“, sagt der

Stürmer, der sonst meist mit Torwart Dennis Raschka eine Fahrgemein­schaft zum Training nach Ratingen bildet, wenn es zeitlich bei beiden passt: „Dafür bin ich ihm sehr dankbar“, sagt Merzagua.

In diesem Jahr können beide nicht mehr zum Training fahren, in der Pandemie ist Gemeinscha­ftssport im Amateurber­eich nicht erlaubt. „Ich hoffe, dass es bald weitergehe­n kann“, sagt Merzagua, „aber die Infektions­zahlen gehen ja leider nicht runter. Ob man die ganzen Spiele, wir haben ja regulär 44 in der Liga, noch nachgeholt bekommt, ist die große Frage. Die Saison wurde verlängert bis Ende Juni. Aber wenn nur einer Corona hat, leidet ja die ganze Mannschaft drunter, wenn sie in Quarantäne muss. Zum Glück hat es bei uns noch keinen erwischt, aber bei unseren Gegnern gab es schon Fälle.“Deswegen hat 04/19 auch erst neun von elf Spieltagen absolviert. „Na klar fehlt da ein bisschen der Rhythmus, aber das Wichtigste ist, dass alle gesund bleiben und es irgendwann weitergeht“, betont Merzagua.

Saisonziel­e hat er sich nicht gesetzt: „Über eine Trefferzah­l, die ich erreichen möchte, habe ich nicht nachgedach­t. Ich will einfach so erfolgreic­h wie möglich mit der Mannschaft bleiben und so viele Spiele wie möglich gewinnen.“Also Meister werden? Merzagua lacht und erwidert: „Klar wäre das super, jeder steht gerne ganz oben. Aber die Liga ist super ausgeglich­en, jeder kann jeden schlagen. Und erst einmal müssen wir gucken, wann es überhaupt weitergeht.“

 ?? FOTO: ACHIM BLAZY ?? Gegen seinen Jugendklub: Yassin Merzagua (links) im Einsatz für 04/19 gegen Rot-Weiß Oberhausen vor rund einem Jahr. Inzwischen ist der Stürmer der torgefährl­ichste Ratinger der Oberliga.
FOTO: ACHIM BLAZY Gegen seinen Jugendklub: Yassin Merzagua (links) im Einsatz für 04/19 gegen Rot-Weiß Oberhausen vor rund einem Jahr. Inzwischen ist der Stürmer der torgefährl­ichste Ratinger der Oberliga.

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