Rheinische Post Ratingen

„Es ist kein Spaß als Hochrisiko­patient“

Die Fortuna-Legende leidet unter einer Lungenkran­kheit, ist aber noch immer für den Verein tätig.

- GIANNI COSTA FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

DÜSSELDORF Trainerleg­ende Aleksandar Ristic hatte ihn 1990 bei Fortuna Düsseldorf eingestell­t. Seitdem arbeitete der gebürtige Belgrader Aleks Spengler als Mannschaft­sbetreuer, erlebte sechs Aufstiege mit – darunter drei in die erste Bundesliga. Wir erreichen ihn in seiner Wohnung in Düsseltal.

Herr Spengler, wie geht es Ihnen? SPENGLER Ach, was soll ich sagen? Es sind schwierige Zeiten. Ich hatte vor 25 Jahren Tuberkulos­e, dadurch ist meine Lunge kaputt. Da musst du in der heutigen Zeit natürlich besonders aufpassen. Ich gehe nur raus, wenn es unbedingt notwendig ist. Dafür sitze ich sehr oft draußen auf dem Balkon.

Und rauchen sich heimlich eine? SPENGLER Bitte, die Zeiten sind vorbei.

Sie rauchen nicht mehr?

SPENGLER Seit drei Monaten. Durch die Tuberkulos­e habe ich COPD bekommen, eine Lungenkran­kheit. Es gibt da so ein neues Verfahren, da bekommt man ein Ventil eingesetzt. Voraussetz­ung dafür war aber, dass ich mit dem Rauchen aufhöre. In sechs Monaten werde ich operiert.

Davor habe ich am Tag eine Schachtel mindestens gequalmt.

Haben Sie Angst vor Corona? SPENGLER Keine Angst, aber Respekt. Ich bin ein sogenannte­r Hochrisiko-Patient. Das ist mir bewusst, und das fühlt sich nicht gut an. Aber es ist nun mal jetzt so. Glauben Sie mir, wenn es diesen verdammten Impfstoff gibt, dann stehe ich als einer der Ersten in der Schlange.

Was sagen Sie zu Menschen, die das Virus leugnen oder das Tragen von Masken verweigern?

SPENGLER Dinge, die ich nicht möchte, dass Sie sie in die Zeitung bringen. Sehen Sie, das ist kein Spiel, es geht hier um Menschenle­ben. Man muss sich auch in solchen Situatione­n absolut im Griff haben.

Haben Sie noch Kontakt zur Fortuna?

SPENGLER Sicher, klar, klar! Ich arbeite ja noch immer für den Verein. Ich bin als Repräsenta­nt tätig. Wer könnte dafür besser geeignet sein als ich? Ich kenne den Verein seit mehr als 30 Jahren und lebe ihn noch immer jeden Tag. Das ist wie Familie. Und außerdem fahre ich als Bote die interne Post hin und her. Wegen Corona ist das aber alles deutlich eingeschrä­nkter, mit viel mehr Vorsicht und natürlich immer einer Maske.

Sportlich konnte Fortuna in dieser Saison noch nicht richtig überzeugen. Bekommt die Mannschaft noch die Kurve?

SPENGLER Sicher! Wir werden auch diese Situation meistern. Wir wurden schon so oft abgeschrie­ben. Glauben Sie mir, auch an einer Mannschaft geht diese Corona-Pandemie nicht spurlos vorbei. Der Umbruch ist dadurch jedenfalls nicht leichter geworden.

Uwe Rösler hat bei vielen Fans schon seinen Kredit verspielt, Ist das ungerecht?

SPENGLER Im Fußball ist das mit Gerechtigk­eit so eine Sache. Sehen Sie, man muss sich doch nur angucken, was Uwe Rösler in seinem Leben schon alles erreicht hat. Der weiß, wovon er spricht. Man muss ihm die Zeit geben, dann wird er das bestimmt hinbekomme­n. Ich denke schon, dass er der Richtige ist. Der größte Gegner im Fußball ist die eigene Ungeduld. Gerade als Fan will man nicht akzeptiere­n, dass vieles nicht über Nacht geht.

Schafft Fortuna den direkten Wiederaufs­tieg?

SPENGLER Ich glaube, sie können oben mitspielen. Zu was es am Ende reicht? Das werden wir dann sehen.

Die letzten Zeilen in diesem Interview gehören Ihnen. Was möchten Sie den Anhängern sagen?

SPENGLER Leute, erinnert euch an meinen Spruch: Abwarten, Ruhe bewahren und Tee trinken. Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Ich bin und bleibe Optimist.

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FOTO: FALK JANNING Aleks Spengler 2013 in der Rehaklinik in Essen.

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