Bahnhof Hösel: Dach wird erst 2021 fertig
Die Sanierungsarbeiten des denkmalgeschützten Daches werden später beendet als erwartet. Man muss die Holzkonstruktion sehr aufwändig herrichten – so wie auch im Bonner Hauptbahnhof. Das sorgt für Verzögerungen. Barrierefrei mit Bus und Bahn
HÖSEL Fast alle Signale stehen auf Grün: Der neue Bahnhof Hösel ist so gut wie fertig. Jetzt fehlt nur noch das denkmalgeschützte Dach auf Bahnsteig eins, das grundlegend hergerichtet werden muss. Wie ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB) erklärte, wird sich die Maßnahme um ein paar Monate verzögern.
Zunächst hatte man mit dem letzten Quartal 2020 geplant. Nun rechnet man mit dem Abschluss der letzten Bau-Maßnahme im zweiten Quartal 2021. Die alte Holzkonstruktion erfordere einen hohen Bearbeitungsaufwand, so der Sprecher – und dies nach strengen Denkmalschutz-Auflagen. „Am Bonner Hauptbahnhof gibt es ein ähnliches Projekt, nur in einer viel größeren Dimension“, meinte er. Insgesamt umfasste die Modernisierung der denkmalgeschützten historischen Bahnsteigüberdachung in Bonn eine Fläche von rund 5.500 Quadratmetern.
Jeder Bauabschnitt folgte dabei einem festen Schema: Zunächst mussten die einzelnen Dachelemente demontiert werden. Anschließend wurden diese Teile genau unter die Lupe genommen. Diese Arbeiten fanden aber nicht in Bonn statt: Die Dachelemente wurden in einem Werk im Ruhrgebiet untersucht und dort vollständig und in aufwändigen Verfahren aufbereitet oder ausgetauscht. Danach sollten die einzelnen Dachkonstruktionsteile und Dachgussstützen wieder eingebaut werden. Und so ähnlich wird es dann auch in Hösel sein.
Es ging insgesamt recht gut voran für einen der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Ratingens. Und die Modernisierungsfortschritte am Bahnhof Hösel können sich durchaus sehen lassen. Nachdem die Deutsche Bahn das Dach auf dem Außenbahnsteig an Gleis 2 fertiggestellt und auch die Modernisierung der beiden Bahnsteige komplett abgeschlossen hatte, war in einem weiteren Schritt der nächste Meilenstein erreicht: Die beiden Aufzüge am Bahnhof sind mittlerweile in Betrieb, die den Reisenden einen barrierefreien Zugang von Bahnsteig 1 zu Bahnsteig 2 ermöglichen.
Und auch in der Personenunterführung tat sich eine Menge: Zunächst fand die Betonsanierung der Decken und Wände statt. Anschließend wurden die Wände mit hellen und freundlichen Farben aufgefrischt, die an mehreren Stellen mit den drei Elementen des Höseler Stadtwappens – einer Ähre, einem schreitenden Reh und einem Baum – verziert sind. Abschließend wurde die Personenunterführung mit einem Graffiti-Schutz versehen.
Insgesamt investieren die Deutsche Bahn, das Land Nordrhein-Westfalen, der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr ( VRR) und die Stadt Ratingen rund 5,8 Millionen Euro in die Modernisierung dieses wichtigen Stadtteil-Bahnhofs.
Die Station Hösel ist die erste in ganz Nordrhein-Westfalen, die mithilfe der neuen digitalen Methode BIM (Building Information Modelling) geplant und gebaut wurde. Klassische Baupläne, die an die
Wand geheftet werden, gehören der Vergangenheit an. Dank BIM erhielten alle Projektbeteiligten eine interaktive Visualisierung des geplanten Bauwerks in 3D.
Der Vorteil: Alle Verantwortlichen, egal ob Bauherr, Projektleiter oder die verschiedenen Fachplaner, arbeiteten am selben Modell. So wurden Bauabläufe gemeinsam verlässlicher geplant, komplexe Vorhaben anschaulich visualisiert und Risiken frühzeitig erkannt. Vorteil: Durch die Optimierung der Planung können Kosten und Termine besser gesteuert werden. Die DB ist nach eigenen Angaben das erste Infrastrukturunternehmen in Nordrhein-Westfalen, das BIM einsetzt.
Umbau: Einen weiteren Baustein der Modernisierung stellte der barrierefreie Aus- und Umbau des wichtigen ÖPNV-Verknüpfungspunktes zwischen Bahn und Bus dar, der ebenfalls vom VRR gefördert wurde. Dafür wurden am Bahnhof Bussteige und ein Kombibahnsteig sowie eine dynamische Fahrgastinformation plus Wetterschutz errichtet. So gibt es auch eine direkte Anbindung der Bussteige zum Außenbahnsteig.
Rückblende: Im November des Jahres 2019 hatten Vertreter von Stadt und Bahn das Projekt konkret vorgestellt. Ein Schwerpunkt: Das denkmalgeschützte Bahnsteigdach an Gleis eins musste erneuert werden. Wie Projektleiter Karl-Heinz Secker (DB Netze) damals betonte, wollte man versuchen, alte Teile des Daches wieder zu verwenden. Doch dies gestaltete sich schwieriger als gedacht, wie sich jetzt herausstellte. Neben den Maßnahmen am Bahnhof wurde mit der finanziellen Förderung des zweiten Aufzugs durch den VRR endlich die vollständige Barrierefreiheit am Bahnhof sichergestellt – ein Meilenstein für diesen Verkehrsknotenpunkt.