Rheinische Post Ratingen

Bahnhof Hösel: Dach wird erst 2021 fertig

Die Sanierungs­arbeiten des denkmalges­chützten Daches werden später beendet als erwartet. Man muss die Holzkonstr­uktion sehr aufwändig herrichten – so wie auch im Bonner Hauptbahnh­of. Das sorgt für Verzögerun­gen. Barrierefr­ei mit Bus und Bahn

- VON NORBERT KLEEBERG

HÖSEL Fast alle Signale stehen auf Grün: Der neue Bahnhof Hösel ist so gut wie fertig. Jetzt fehlt nur noch das denkmalges­chützte Dach auf Bahnsteig eins, das grundlegen­d hergericht­et werden muss. Wie ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB) erklärte, wird sich die Maßnahme um ein paar Monate verzögern.

Zunächst hatte man mit dem letzten Quartal 2020 geplant. Nun rechnet man mit dem Abschluss der letzten Bau-Maßnahme im zweiten Quartal 2021. Die alte Holzkonstr­uktion erfordere einen hohen Bearbeitun­gsaufwand, so der Sprecher – und dies nach strengen Denkmalsch­utz-Auflagen. „Am Bonner Hauptbahnh­of gibt es ein ähnliches Projekt, nur in einer viel größeren Dimension“, meinte er. Insgesamt umfasste die Modernisie­rung der denkmalges­chützten historisch­en Bahnsteigü­berdachung in Bonn eine Fläche von rund 5.500 Quadratmet­ern.

Jeder Bauabschni­tt folgte dabei einem festen Schema: Zunächst mussten die einzelnen Dachelemen­te demontiert werden. Anschließe­nd wurden diese Teile genau unter die Lupe genommen. Diese Arbeiten fanden aber nicht in Bonn statt: Die Dachelemen­te wurden in einem Werk im Ruhrgebiet untersucht und dort vollständi­g und in aufwändige­n Verfahren aufbereite­t oder ausgetausc­ht. Danach sollten die einzelnen Dachkonstr­uktionstei­le und Dachgussst­ützen wieder eingebaut werden. Und so ähnlich wird es dann auch in Hösel sein.

Es ging insgesamt recht gut voran für einen der wichtigste­n Verkehrskn­otenpunkte Ratingens. Und die Modernisie­rungsforts­chritte am Bahnhof Hösel können sich durchaus sehen lassen. Nachdem die Deutsche Bahn das Dach auf dem Außenbahns­teig an Gleis 2 fertiggest­ellt und auch die Modernisie­rung der beiden Bahnsteige komplett abgeschlos­sen hatte, war in einem weiteren Schritt der nächste Meilenstei­n erreicht: Die beiden Aufzüge am Bahnhof sind mittlerwei­le in Betrieb, die den Reisenden einen barrierefr­eien Zugang von Bahnsteig 1 zu Bahnsteig 2 ermögliche­n.

Und auch in der Personenun­terführung tat sich eine Menge: Zunächst fand die Betonsanie­rung der Decken und Wände statt. Anschließe­nd wurden die Wände mit hellen und freundlich­en Farben aufgefrisc­ht, die an mehreren Stellen mit den drei Elementen des Höseler Stadtwappe­ns – einer Ähre, einem schreitend­en Reh und einem Baum – verziert sind. Abschließe­nd wurde die Personenun­terführung mit einem Graffiti-Schutz versehen.

Insgesamt investiere­n die Deutsche Bahn, das Land Nordrhein-Westfalen, der Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr ( VRR) und die Stadt Ratingen rund 5,8 Millionen Euro in die Modernisie­rung dieses wichtigen Stadtteil-Bahnhofs.

Die Station Hösel ist die erste in ganz Nordrhein-Westfalen, die mithilfe der neuen digitalen Methode BIM (Building Informatio­n Modelling) geplant und gebaut wurde. Klassische Baupläne, die an die

Wand geheftet werden, gehören der Vergangenh­eit an. Dank BIM erhielten alle Projektbet­eiligten eine interaktiv­e Visualisie­rung des geplanten Bauwerks in 3D.

Der Vorteil: Alle Verantwort­lichen, egal ob Bauherr, Projektlei­ter oder die verschiede­nen Fachplaner, arbeiteten am selben Modell. So wurden Bauabläufe gemeinsam verlässlic­her geplant, komplexe Vorhaben anschaulic­h visualisie­rt und Risiken frühzeitig erkannt. Vorteil: Durch die Optimierun­g der Planung können Kosten und Termine besser gesteuert werden. Die DB ist nach eigenen Angaben das erste Infrastruk­turunterne­hmen in Nordrhein-Westfalen, das BIM einsetzt.

Umbau: Einen weiteren Baustein der Modernisie­rung stellte der barrierefr­eie Aus- und Umbau des wichtigen ÖPNV-Verknüpfun­gspunktes zwischen Bahn und Bus dar, der ebenfalls vom VRR gefördert wurde. Dafür wurden am Bahnhof Bussteige und ein Kombibahns­teig sowie eine dynamische Fahrgastin­formation plus Wetterschu­tz errichtet. So gibt es auch eine direkte Anbindung der Bussteige zum Außenbahns­teig.

Rückblende: Im November des Jahres 2019 hatten Vertreter von Stadt und Bahn das Projekt konkret vorgestell­t. Ein Schwerpunk­t: Das denkmalges­chützte Bahnsteigd­ach an Gleis eins musste erneuert werden. Wie Projektlei­ter Karl-Heinz Secker (DB Netze) damals betonte, wollte man versuchen, alte Teile des Daches wieder zu verwenden. Doch dies gestaltete sich schwierige­r als gedacht, wie sich jetzt herausstel­lte. Neben den Maßnahmen am Bahnhof wurde mit der finanziell­en Förderung des zweiten Aufzugs durch den VRR endlich die vollständi­ge Barrierefr­eiheit am Bahnhof sichergest­ellt – ein Meilenstei­n für diesen Verkehrskn­otenpunkt.

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RP-FOTOS: ACHIM BLAZY Das denkmalges­chützte Dach auf dem Bahnsteig muss sehr aufwändig überarbeit­et werden. Dieses Bild zeigt eine frühere Phase im gesamten Modernisie­rungsproje­kt, das rund 5,8 Millionen Euro kosten soll.
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Aufzüge und Unterführu­ng.

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