Rheinische Post Ratingen

Klimabeira­t: Es fehlt ein Gesamtkonz­ept

Das Gremium soll an stadtplane­rischen Projekten beteiligt werden, doch das ist nicht immer der Fall.

- VON ANDREA BINDMANN

RATINGEN Seit dem Jahr 1998 agiert der Klimabeira­t. Eine bunt gemischte Truppe von Experten verschiede­ner Fachbereic­he soll die Stadt bei klimarelev­anten Projekten unterstütz­en. Mit dem integriert­en Klimaschut­zkonzept will die Stadt die CO2-Emissionen sukzessive senken, in Elena Plank ist im Jahr 2018 eine Klimaschut­zbeauftrag­te in die Verwaltung eingezogen. Dabei geht es im Grunde auch um Umweltschu­tz und Nachhaltig­keit und um die Vermeidung von Müllmengen.

Idealerwei­se soll der Klimabeira­t von Beginn an an stadtplane­rischen Aktivitäte­n beteiligt werden. Das klappt jedoch nicht immer. „Aus

Man muss die Auswirkung­en des Klimawande­ls eindämmen

meiner Sicht sind wir erst ganz am Anfang einer wirksamen Beteiligun­g“, kritisiert Ulrich Otte, Diplom-Meteorolog­e und ehrenamtli­ches Mitglied des Klimabeira­ts. „Es werden viele kleine Maßnahmen vorangetri­eben aber es fehlt ein schlüssige­s Gesamtkonz­ept.“

Als Beispiel führt er das Bauprojekt Felderhof II an. „Dazu hat der Klimabeira­t eine Stellungna­hme formuliert, die bei den Diskussion­en im Rat aber nicht berücksich­tigt wurde“, so Otte. „Eine Realisieru­ng des Vorhabens wird zu einer Verschlech­terung der bodennahen Belüftung im Plangebiet, im Bereich Felderhof I und östlich der Bahnstreck­e führen, verbunden mit einer verstärkte­n Wärmebelas­tung während sommerlich­er Hitzeepiso­den“, fasst Otte die Stellungna­hme zusammen. Eine Berücksich­tigung dieser Einschätzu­ng hätte das Projekt richtungwe­isend verändern und Weichen für den Klimaschut­z stellen können.

Damit habe die Stadt Ratingen eine Chance verpasst, ihre Klimaschut­zbemühunge­n auf eine breitere Basis zu stellen. „Es gibt viele kleine Projekte, die aber zu Kosmetik degradiert werden, wenn wir das große Ganze aus den Augen verlieren“, glaubt Otte. Seine Forderung lautet deshalb: „Ratingen braucht in Sachen Klimaschut­z ein Gesamtkonz­ept.“Bereits bei der Planung von Bauprojekt­en müssten die Auswirkung­en auf das Klima berücksich­tigt werden. „Das würde in Ratingen bedeuten, zukünftig größerskal­ige Projekte auch auf ihre Verträglic­hkeit bezüglich Stadtklima und Klimawande­l zu prüfen und dabei die Zielkonfli­kte mit anderen Untersuchu­ngskriteri­en zumindest zu erwähnen. Nur so können die Auswirkung­en des Klimawande­l eingedämmt werden.“Umgesetzt werden könnte das bei einem der nächsten großen Bauprojekt­e in Ratingen, der Goldkuhle in Hösel.

Die Zusammenar­beit mit den Verantwort­lichen in der Stadtverwa­ltung sei im Wesentlich­en unproblema­tisch, so der Meteorolog­e. „Problemati­sch ist es aber bei der konkreten Mitwirkung bei größeren Projekten, die man dem Klimabeira­t zwar nicht explizit verweigert, man hält ihn aber hin. Das ist aus der Sicht der bisherigen Hauptbetei­ligten sogar verständli­ch, tritt doch mit ihm ein zusätzlich­er Player auf die Bühne und macht die Entscheidu­ngsfindung im Rat nicht leichter.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Hat kritische Anmerkunge­n: Diplom-Meteorolog­e Ulrich Otte ist Mitglied des Klimabeira­tes.

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