Rheinische Post Ratingen

Wechselbad der Gefühle

-

Es hält an, das Wechselbad der Gefühle in der Pandemie. Auf der einen Seite die guten Nachrichte­n, dass bereits drei Impfstoffe sehr erfolgreic­h getestet worden sind, einer davon kurz vor der Zulassung steht. Dass erste Impfungen vielleicht noch vor Weihnachte­n erfolgen können.

Und auf der anderen Seite die immer noch verstörend hohen Zahlen an Neuinfekti­onen, die alle Hoffnungen auf ein schnelles Ende des November-Teil-Lockdowns zunichtema­chen. So positiv die Erkenntnis ist, dass sich der exponentie­lle Anstieg der Infektions­zahlen seit Anfang November abgemilder­t hat, umso härter die Erkenntnis, dass dies bei weitem nicht ausreicht, um auch nur kleine Lockerunge­n zuzulassen.

Denn der Winter beginnt ja gerade erst – zumindest meteorolog­isch. Und wir haben noch mindestens drei harte Monate vor uns, bevor es auch wettertech­nisch ein wenig aufwärts geht. Jeder Monat des Teil-Lockdowns kostet die Volkswirts­chaft rund ein Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP). Das bedeutet konkret, dass der für das vierte Quartal 2020 von den Wirtschaft­sforschung­sinstitute­n prognostiz­ierte Anstieg des BIP um rund zwei Prozent ausfällt, sich wahrschein­lich ins Minus verkehrt, wie Commerzban­k-Chefvolksw­irt Dr. Jörg Krämer kürzlich bei einem Online-Vortrag vor den Mitglieder­n des Ratinger Unternehme­nsverbands mitteilte.

Jetzt im Dezember und voraussich­tlich auch im Januar heißt es daher nochmals, Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren. Das gilt auch für die Weihnachts­tage und vor allem auch zum Jahreswech­sel. Keine Silvesterp­arties mit viel Alkohol, damit sich die Krankenhäu­ser nicht mit Patienten füllen, die sich sonst aufgrund hohen Alkoholkon­sums Verletzung­en jeder Art oder eine Alkoholver­giftung zuziehen.

Diese Einschränk­ungen sind nicht schön – aber sie sind auch keine Zumutung, wie manche Menschen meinen. Sie sind unserem Respekt vor dem Leben und der Gesundheit anderer Menschen geschuldet, deren Gesundheit anfällig und die daher besonders schützensw­ert sind. Egoismus der anderen, die Covid-19 ohne schwere Symptome überstehen, ist völlig fehl am Platz.

Wenn uns der Schutz der Schwächere­n in diesem Winter gelingt, können wir sehr optimistis­ch in die Zukunft sehen. Commerzban­k-Chefvolksw­irt Krämer sieht jedenfalls ein zweigeteil­tes Jahr 2021 voraus: Während es im ersten Halbjahr noch trüb sein kann, prognostiz­iert er einen „goldenen Herbst“. Für alle Unternehme­n, die jetzt wirtschaft­lich ganz besonders von der Pandemie gebeutelt sind, bleibt zu hoffen, dass sie diese Zeit erleben werden.

AXEL MAUERSBERG­ER, GESCHÄFTSF­ÜHRER UNTERNEHME­NSVERBAND RATINGEN

 ??  ?? Axel Mauersberg­er ist Geschäftsf­ührer des Unternehme­nsverbande­s.
Axel Mauersberg­er ist Geschäftsf­ührer des Unternehme­nsverbande­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany