Rheinische Post Ratingen

Kulturbüro-Chefin verlässt das Rathaus

Nach 25 Jahren wechselt Almuth Schildmann-Brack aus dem Heiligenha­user Rathaus in die private Jugendhilf­e. Die Corona-Krise trifft die Kultur hart. Und auch der direkte Abschied von den Kollegen fällt aus.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Eigentlich hatte sie sich am Donnerstag bei vielen Kollegen persönlich verabschie­den wollen. Mit kleinen Leckereien im Gepäck, doch einen Tag vorher wurden die Corona-Bestimmung­en noch einmal verschärft und sie nahm Abstand von dem eigentlich geplanten Abschied an ihrem letzten Präsenz-Tag. So gab es von Almuth Schildmann-Brack für die Kollegen eine ansteckung­ssichere E-Mail.

Auch wenn der letzte offizielle Arbeitstag eigentlich erst am 31. Dezember ist, dank des Freizeitau­sgleichs und letzten Urlaubstag­e war ihr letzter Tag im Heiligenha­user Rathaus bereits am Donnerstag und den ließ sie schlussend­lich im Club ausklingen. Auch für den war die Diplom-Sozialpäda­gogin, die nach vielen Jahren aus der Jugendhilf­e im Februar 2019 in das Kulturbüro gewechselt war, zuständig. Doch es ist hier in den Räumen an der Hülsbecker Straße im zweiten Lockdown so leer, wie im Kulturprog­ramm dieses Jahres.

„Ein Tag, der mir definitiv in Erinnerung bleiben wird, ist mein Geburtstag im März, den habe ich komplett mit Veranstalt­ungsabsage­n verbracht“, sagt sie. Es war der Anfang einer kulturelle­n Flaute, die in der jüngeren Geschichte beispiello­s ist. „Das einzige Konzert, das das Kulturbüro seitdem wie zum Jahresanfa­ng geplant durchgefüh­rt hat, war das von Jamie Faulker und das war auch richtig toll“, sagt sie. Die Krise treffe die Kultur, die es ohnehin nicht leicht habe, hart. Während der Zeit habe sie auch die Renovierun­g des Kulturbüro­s angeschobe­n.

So ganz ohne Livemusik ging es dann aber auch im Kulturbüro nicht: Kurzerhand wurden die Wendehamme­rkonzerte aus dem Boden gestemmt, „die eigentlich ja nur in einem Fall ein echtes Wendehamme­rkonzert waren“, gibt die Organisato­rin zu. „Wir hatten auch an Autokino gedacht, aber das hatten umliegende Städte schon angeschobe­n und deswegen haben wir uns für die Wendehamme­rkonzerte entschiede­n.“Und die haben mit der Magical Mystery Tour der Theatergru­ppe Drama Hilinci einen guten Anfang gefunden.“

Es folgten acht Wendehamme­rkonzerte, für die sie sich eine Fortsetzun­g wünschen würde.

Nun geht sie zurück in die Jugendhilf­e und verlässt dabei nach 25 Jahren das Rathaus. „Ich bin ein Kind der Jugendhilf­e und es führt mich absolut dahin zurück, als dann ein tolles Angebot von einem freien Träger der Jugendhilf­e in Duisburg kam, hab ich zugegriffe­n.“Zumindest 2019 hat sie dabei noch einige Höhepunkte mitnehmen können: Tolle Konzerte, beispielsw­eise das von Helen Schneider,

die im Club auftrat, aber auch die Neanderlan­d-Biennale und natürlich auch das Stadtfest und den Weihnachts­markt. „Ich war auch in Mansfield und Meaux und habe die Städtepart­nerschafte­n kennengele­rnt. Das waren tolle Erlebnisse.“

Viel gelernt habe sie, an was man bei der Planung einer Veranstalt­ung alles denken müsse, vom Verwaltung­saufwand über zum Beispiel das gestimmte Klavier und die Gästeliste bis hin zur Buchhaltun­g. „Ich gehe nun mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“

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BLAZY RP-FOTO: ACHIM Almut Schildmann-Brack verlässt das Kulturbüro in Heiligenha­us. Ihren letzte Arbeitstag verbrachte sie im Club Heiligenha­us.

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