Ein neuer Bildband dokumentiert den Wiederaufbau und das Aufleben von Kultur und Freizeit in der jungen Landeshauptstadt.

DÜSSELDORF Das Jahrzehnt des Wiederaufbaus, des Wirtschaftswachstums und der Renaissance von Freizeit und kulturellem Leben: Das waren die 50er Jahre in Düsseldorf. Ein neuer Bildband des Stadtarchivs zeigt rund 100 Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dieser Zeit, die sowohl die Besonderheiten als auch den Alltag der Menschen in der Stadt dokumentieren. Benedikt Mauer, Leiter des Stadtarchivs, und Andrea Trudewind, die das Fotoarchiv verantwortet, haben die Bilder ausgesucht.

Leicht gefallen ist ihnen das nicht. „In der Vorauswahl waren mehr als 350 Fotos, alle auf ihre Weise spannend“, sagt Mauer. Wichtig war den Archivaren, dass die Fotos die ganze Bandbreite des Lebens in der Landeshauptstadt zeigen: Industrieund Wirtschaftswachstum sowie den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg genauso wie die noch weit verbreitete Armut, ganz Alltägliches und die Wiederkehr von Brauchtum und Festen. „Man sieht auch den Hunger der Menschen nach Leben“, sagt Trudewind.

Außerdem haben die Archivare darauf geachtet, auch Bilder auszuwählen, die noch nie zuvor gezeigt wurden. Dazu gehört ein Bild von 1958, auf dem ein Mann mit einem Gepard über die Königsallee spaziert. Es wurde vorab auf der Facebook-Seite des Archivs veröffentlicht, viele Nutzer diskutierten: Könnte es sich dabei um den legendären Altstadtgastronomen Helmut Mattner gehandelt haben, dem Kontakte zum russischen Geheimdienst nachgesagt werden und der seit den 80ern verschollen ist? „Nachweisen werden wir das nicht können“, sagt Mauer, dafür sei das Gesicht des Mannes zu schlecht zu erkennen.

Das Lieblingsbild der beiden ist aber ohnehin ein anderes: zwei kleine Karnevalisten an der Rheinpromenade im Jahr 1955. „Das ist so niedlich“, sagt Trudewind, „und dazu einfach typisch Düsseldorf.“

Info Benedikt Mauer, Andrea Trudewind, „Die junge Landeshauptstadt – Düsseldorf in den 50er Jahren“, 96 Seiten mit zahlreichen SchwarzWeiß-Fotos, Wartberg Verlag, ISBN 9783-8313-3292-2, Preis: 19,90 Euro im Buchhandel oder online.

FOTOS: STADTARCHIV DÜSSELDORF Blick von der Oberkasseler Brücke auf die Altstadt, 1957.

Ein Mann geht mit seinem Gepard 1958 über die Königsallee. Wer er ist, ist bis heute ungeklärt.

Kriegsruinen und das „Dommel-Hochhaus“an der Immermannstraße 1956.

Armut trotz Wiederaufbau: 1951 standen Nissenhütten in Unterrath.

Zwei kleine Narren an der Rheinpromenade 1955.

Frauen lesen 1951 die „Düsseldorfer Nachrichten“.