Auch wenn nicht gerade PandemieZeiten sind, stehen im Einkaufszentrum Mosaik viele Ladenlokale leer.
WEST Einige Parameter aus den 60er Jahren sorgen heute für manch einen Beobachter für ein Déjà-vu. Akute Wohnungsnot und Pendlerströme aus der Nachbarstadt veranlassten die Stadt Ratingen, im November 1964 einem Flächentausch mit der Stadt Düsseldorf zuzustimmen, dem sogenannten „Angerlandvergleich.“Auf den bis dahin landwirtschaftlich genutzten Flächen entstand sukzessive bis in die 80er Jahre der Stadtteil Ratingen West. Mittendrin: das Einkaufszentrum Mosaik am Berliner Platz.
Der einstige Glanz ist im Laufe der Jahrzehnte verblasst. Bemühungen, Leben in den Stadtteil zu bringen gab es genug. Bei verkaufsoffenen Sonntagen wollten die Händler unter dem Titel „Open West“ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen, kulturelle Veranstaltungen wurden aus der Taufe gehoben .....
Der Stadtteil West ist wenig beliebt und darunter leidet auch das Mosaik. Ein Bummel durch die einst glanzvolle Einkaufsmeile enthüllt: Zahlreiche Geschäfte stehen leer, die Frequenz lässt zu wünschen übrig – auch außerhalb von Pandemiezeiten.
Bernd Falkenau, viele Jahre Vorsitzender des Bezirksausschusses mit dem Versuch einer Erklärung: „Seitdem die Postfiliale geschlossen hat, fehlt im Mosaik die Laufkundschaft.“Ein weiterer Sargnagel war die Schließung der Sparkassenfiliale. Was früher direkt vor der Haustür erledigt werden konnte, erfordert nun einen Ausflug, meist in die Innenstadt. Weiteres Manko: „Es fehlen Parkflächen“, so Falkenau. In den vergangenen Jahren vermarktet zunehmend die LEG-Immobiliengesellschaft freie Flächen für ihre Mieter, nachdem Fluggäste
diese früher als kostenlosen Parkplatz während ihrer Urlaubszeit genutzt haben.
Gut besucht sind lediglich die Lebensmitteldiscounter Aldi und Netto. „Eine größere Treppe vom Aldi-Parkplatz zum Mosaik hätte vielleicht geholfen“, mutmaßt Falkenau. Besuchern bleibt das Mosaik so häufig verborgen. Eine Steuerung der Laufwege müsste her, damit Besucher das Mosaik für sich neu entdecken.
Wie das anzustellen ist? Da ist auch Falkenau ratlos. Er selbst stand noch im regelmäßigen Kontakt mit der Neuen Heimat, die einst den Stadtteil maßgeblich errichtete. „Der Mieterbeirat hatte ein eigenes Büro“, erinnert sich Falkenau. So gab es kurze Wege von Bürger zur Immobiliengesellschaft. „Anfangs stand auch die LEG noch in engem Kontakt mit dem Mieterbeirat.“Doch das ist Geschichte.
Dazu kommt, dass im Stadtteil ein besonderes Klientel lebt. Was auf der einen Seite für exotisches Flair sorgt – das Mosaik bietet ein abwechslungsreiches Angebot an in- und ausländischen Spezialitäten – verlangt den Geschäftsinhabern einiges ab: „Wer im Mosaik ein Café oder einen Imbiss eröffnet, muss auch bereit sein, 15 Stunden täglich zu arbeiten“, so Falkenau.
Die LEG-Immobilien-Gruppe, zu der auch das Einkaufszentrum gehört, sieht die Lage ganz anders: „Die Ansicht, dass im Mosaik zahlreiche Ladenlokale leer stehen, können wir nicht teilen. Von insgesamt 32 Gewerbeeinheiten sind derzeit nur vier unvermietet. Der Eindruck mag dadurch entstehen, dass gerade die großen Gewerbeflächen leer stehen. Diese sind aber nicht nur an diesem Standort, sondern auch an vergleichbaren Stellen nicht so nachgefragt.“
An der Höhe der Mieten liegt es nach Angaben der LEG nicht: „Wir denken nicht, dass die Mieten zu hoch sind. Für die kleineren Flächen haben wir Anfragen, die wir ablehnen mussten, um einen Mietermix mit einer ansprechenden Durchmischung unterschiedlicher Anbieter aufrechtzuerhalten. Das gilt insbesondere für den Gastronomiebereich. Auch haben wir zahlreiche Bestandsmieter, die sich über die bereits gemietete Fläche hinaus erweitern wollen. Auch das spricht für den Standort.“
Die Stadt Ratingen unterstützt die Immobiliengesellschaft bei der Vermarktung der freien Flächen und tritt bei Interessenten als Vermittler auf. „Alle Ladenlokale sind ebenerdig angelegt. Durch die Glasüberdachung kann jedes Geschäft trockenen Fußes erreicht werden“, wirbt die Stadt auf ihre Internetseite. „Das Einkaufszentrum zeichnet sich auch durch überwiegend inhabergeführte Geschäfte aus. Unsere Hauswarte sind fußläufig zu erreichen und garantieren zusätzlichen Service, sowie einen Ansprechpartner vor Ort“, heißt es weiter.