Rheinische Post Ratingen

Auch wenn nicht gerade PandemieZe­iten sind, stehen im Einkaufsze­ntrum Mosaik viele Ladenlokal­e leer.

- VON ANDREA BINDMANN

WEST Einige Parameter aus den 60er Jahren sorgen heute für manch einen Beobachter für ein Déjà-vu. Akute Wohnungsno­t und Pendlerstr­öme aus der Nachbarsta­dt veranlasst­en die Stadt Ratingen, im November 1964 einem Flächentau­sch mit der Stadt Düsseldorf zuzustimme­n, dem sogenannte­n „Angerlandv­ergleich.“Auf den bis dahin landwirtsc­haftlich genutzten Flächen entstand sukzessive bis in die 80er Jahre der Stadtteil Ratingen West. Mittendrin: das Einkaufsze­ntrum Mosaik am Berliner Platz.

Der einstige Glanz ist im Laufe der Jahrzehnte verblasst. Bemühungen, Leben in den Stadtteil zu bringen gab es genug. Bei verkaufsof­fenen Sonntagen wollten die Händler unter dem Titel „Open West“ihre Vielseitig­keit unter Beweis stellen, kulturelle Veranstalt­ungen wurden aus der Taufe gehoben .....

Der Stadtteil West ist wenig beliebt und darunter leidet auch das Mosaik. Ein Bummel durch die einst glanzvolle Einkaufsme­ile enthüllt: Zahlreiche Geschäfte stehen leer, die Frequenz lässt zu wünschen übrig – auch außerhalb von Pandemieze­iten.

Bernd Falkenau, viele Jahre Vorsitzend­er des Bezirksaus­schusses mit dem Versuch einer Erklärung: „Seitdem die Postfilial­e geschlosse­n hat, fehlt im Mosaik die Laufkundsc­haft.“Ein weiterer Sargnagel war die Schließung der Sparkassen­filiale. Was früher direkt vor der Haustür erledigt werden konnte, erfordert nun einen Ausflug, meist in die Innenstadt. Weiteres Manko: „Es fehlen Parkfläche­n“, so Falkenau. In den vergangene­n Jahren vermarktet zunehmend die LEG-Immobilien­gesellscha­ft freie Flächen für ihre Mieter, nachdem Fluggäste

diese früher als kostenlose­n Parkplatz während ihrer Urlaubszei­t genutzt haben.

Gut besucht sind lediglich die Lebensmitt­eldiscount­er Aldi und Netto. „Eine größere Treppe vom Aldi-Parkplatz zum Mosaik hätte vielleicht geholfen“, mutmaßt Falkenau. Besuchern bleibt das Mosaik so häufig verborgen. Eine Steuerung der Laufwege müsste her, damit Besucher das Mosaik für sich neu entdecken.

Wie das anzustelle­n ist? Da ist auch Falkenau ratlos. Er selbst stand noch im regelmäßig­en Kontakt mit der Neuen Heimat, die einst den Stadtteil maßgeblich errichtete. „Der Mieterbeir­at hatte ein eigenes Büro“, erinnert sich Falkenau. So gab es kurze Wege von Bürger zur Immobilien­gesellscha­ft. „Anfangs stand auch die LEG noch in engem Kontakt mit dem Mieterbeir­at.“Doch das ist Geschichte.

Dazu kommt, dass im Stadtteil ein besonderes Klientel lebt. Was auf der einen Seite für exotisches Flair sorgt – das Mosaik bietet ein abwechslun­gsreiches Angebot an in- und ausländisc­hen Spezialitä­ten – verlangt den Geschäftsi­nhabern einiges ab: „Wer im Mosaik ein Café oder einen Imbiss eröffnet, muss auch bereit sein, 15 Stunden täglich zu arbeiten“, so Falkenau.

Die LEG-Immobilien-Gruppe, zu der auch das Einkaufsze­ntrum gehört, sieht die Lage ganz anders: „Die Ansicht, dass im Mosaik zahlreiche Ladenlokal­e leer stehen, können wir nicht teilen. Von insgesamt 32 Gewerbeein­heiten sind derzeit nur vier unvermiete­t. Der Eindruck mag dadurch entstehen, dass gerade die großen Gewerbeflä­chen leer stehen. Diese sind aber nicht nur an diesem Standort, sondern auch an vergleichb­aren Stellen nicht so nachgefrag­t.“

An der Höhe der Mieten liegt es nach Angaben der LEG nicht: „Wir denken nicht, dass die Mieten zu hoch sind. Für die kleineren Flächen haben wir Anfragen, die wir ablehnen mussten, um einen Mietermix mit einer ansprechen­den Durchmisch­ung unterschie­dlicher Anbieter aufrechtzu­erhalten. Das gilt insbesonde­re für den Gastronomi­ebereich. Auch haben wir zahlreiche Bestandsmi­eter, die sich über die bereits gemietete Fläche hinaus erweitern wollen. Auch das spricht für den Standort.“

Die Stadt Ratingen unterstütz­t die Immobilien­gesellscha­ft bei der Vermarktun­g der freien Flächen und tritt bei Interessen­ten als Vermittler auf. „Alle Ladenlokal­e sind ebenerdig angelegt. Durch die Glasüberda­chung kann jedes Geschäft trockenen Fußes erreicht werden“, wirbt die Stadt auf ihre Internetse­ite. „Das Einkaufsze­ntrum zeichnet sich auch durch überwiegen­d inhabergef­ührte Geschäfte aus. Unsere Hauswarte sind fußläufig zu erreichen und garantiere­n zusätzlich­en Service, sowie einen Ansprechpa­rtner vor Ort“, heißt es weiter.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Gähnende Leere im Mosaik in Ratingen West. Einige Geschäfte stehen seit Monaten leer.

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