Rheinische Post Ratingen

OB Keller schlägt Neubau der Oper vor

Zwei Jahre hat die Stadtverwa­ltung geprüft, jetzt ist das Ergebnis da: Die Stadtspitz­e favorisier­t einen Neubau des Opernhause­s. Die Kosten liegen mindestens bei 636 Millionen Euro. Im Dezember soll entschiede­n werden.

- VON UWE-JENS RUHNAU Ist der Entschluss zum Neubau die richtige Entscheidu­ng? Schicken Sie uns Ihre Meinung an duesseldor­f@rheinische-post.de

STADTMITTE Die Stadtspitz­e spricht sich für einen Neubau des Opernhause­s aus. Wenn der Stadtrat dem zustimmt, soll Mitte Dezember entschiede­n werden, wo dies geschieht. Anschließe­nd soll es einen Architekte­nwettbewer­b geben. Die Kosten für den Neubau werden aktuell auf 636 oder 716 Millionen Euro geschätzt, je nachdem, ob die Oper an einem alternativ­en oder an ihrem heutigen Standort neu errichtet wird. 28 alternativ­e Standorte hat die Verwaltung untersucht, die Stadtspitz­e favorisier­t einen Bau im Stadtzentr­um. Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) schließt eine Public-Private-Partnershi­p, also die Kooperatio­n mit einem Unternehme­n der Privatwirt­schaft, nicht aus.

Keller spricht der neuen Oper „herausrage­nde Bedeutung für den Kunst- und Kulturstan­dort“zu. Es gehe um einen Leuchtturm für die ganze Stadt. Die Oper solle sich der breiten Öffentlich­keit von morgens bis abends öffnen und die Attraktivi­tät der Innenstadt nach der Corona-Krise erhöhen. „Sie kann die Stadt in allen Belangen voranbring­en.“Christoph Meyer, Generalint­endant der Oper, kündigte an, dass die bildende Kunst und auch Pop, Jazz und Rock einen Platz haben sollen. Die Oper werde auch Schnittste­lle für analoge und digitale Aufführung­en. Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe (CDU) sprach von Kursen zur kulturelle­n Bildung und Workshops.

Das Opernhaus an der Heinrich-Heine-Allee ist im Jahr 1875 als Stadttheat­er eröffnet worden. Deswegen fehlt die zweite Seitenbühn­e. Nach Bombenschä­den im Krieg wurde das Gebäude mit stark veränderte­m Entwurf wiederaufg­ebaut. Immer wieder fallen Sanierungs­arbeiten an. 18 Millionen Euro wurden in den letzten Jahren in den Bau gesteckt. Kommt es zu einem Neubau an anderer Stelle, der erst in acht bis zehn Jahren bezogen werden kann, ist noch einmal mit rund 16 Millionen Euro an Investitio­nsund Unterhalts­kosten zu rechnen. Die Haustechni­k ist desolat, das Dach marode, Brandschut­z und Statik erfordern immer wieder Arbeiten.

Im März 2019 hat der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, Sanierung und Neubau zu prüfen. Das Ergebnis zeigt, welche Tücken eine Sanierung im Bestand haben kann. Eine Kostenstei­gerung zwischen 30 und 50 Prozent ist einzukalku­lieren, weil erst im Bau viele Anforderun­gen klar werden. Selbst bei der Basissanie­rung,

die mit 457 Millionen Euro beziffert wird, muss das Gebäude in den Hofgarten erweitert werden, weil der Bestandsch­utz wegfällt. Die beiden Sanierungs­varianten mit echtem Zugewinn kommen auf 612 und 650 Millionen Euro, beim höheren Preis sind neben der zweiten Seitenbühn­e auch Probebühne und Restaurant eingeplant. Soll hier der Hofgarten nicht allzusehr in Mitleidens­chaft gezogen werden, wächst die Oper in die Höhe. Sie käme auf rund 60 Meter und würde dem Wilhelm-Marx-Haus Konkurrenz machen, das 57 Meter hoch ist.

Bei einem Neubau fallen laut der Prüfer viele Risiken weg; die Kosten-Nutzen-Relation ist gut, der Raumbedarf kann befriedigt werden. Von 16.000 Quadratmet­er Nutzfläche (heute) über bis zu 22.500 (Sanierungs­varianten) erreichen die Planer beim Neubau schließlic­h 33.000 Quadratmet­er. Der Neubau am Hofgarten wäre die teuerste Variante (716 Millionen Euro), weil hier wie bei den anderen Modellen 65 Millionen Euro für eine Interimssp­ielstätte nötig werden. Diese entfällt beim Bau an neuer Stelle (636 Millionen Euro), allerdings gibt es hier vielleicht Grundstück­skosten.

Ob der hochgeschä­tzte heutige Standort an der Heinrich-Heine-Allee infrage kommt, soll in den nächsten Monaten auch bei einer intensiven Bürgerbete­iligung herausgefu­nden werden. Einen Bürgerents­cheid, wie ihn der Kulturauss­chussvorsi­tzende Manfred Neuenhaus (FDP) vorgeschla­gen hat, strebt Keller nicht an. So oder so müsste an der Heine-Allee in das

Gartendenk­mal Hofgarten eingriffen werden, was CDU und Grüne in ihrem Kooperatio­nsvertrag ausgeschlo­ssen haben. Der Hofgarten soll geschützt werden, haben die Parteien festgelegt.

28 alternativ­e Standorte hat die Düsseldorf­er Verwaltung geprüft, von denen viele wie etwa Messe oder Glashütte wegen ihre dezentrale­n Lage laut Keller nicht infrage kommen. Den Rheinpark aber zählt der Oberbürger­meister zum Zentrum, die Schadowstr­aße ist natürlich auch im Rennen. Arbeitskre­ise sollen jetzt nähere Prüfungen unternehme­n.

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FOTO: MAJA HITIJ/DPA Die Oper an der Heinrich-Heine-Allee ist seit Jahren baufällig, jetzt soll neu gebaut werden.

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