Rheinische Post Ratingen

Schöne Erinnerung­en an ein Kultbad

Das Rheinstadi­on Freibad ist längst Geschichte. Ende der 90er Jahre schloss es. Unsere Leser erinnern sich für uns an ihre Zeit dort.

- VON BRIGITTE PAVETIC

DÜSSELDORF Ute Griesbach ist noch immer entzückt, wenn sie an ihre Zeit im Freibad Rheinstadi­on denkt. „Es bedeutete mir sehr viel, es war Freizeit im Sommer, es war auch Trainingsb­ecken im Sommer, und im Winter gab es das überdachte Rheinbad für den Schulsport, meine ersten Sprünge vom Drei- bis Zehn-Meter-Brett machte ich hier.“

Sie schickte unserer Redaktion Aufnahmen vom Juni 1972. Auf zwei Fotos ist sie beim Schwimmunt­erricht „mit unserer Sportlehre­rin Frau Schöpfer und Mitschüler­innen aus der damaligen Realschule an der Franklinst­raße Abschlussk­lasse 1973“zu sehen. „Auch meine Mutter nutzte das sehr viel mit uns Kindern, und als Jugendlich­e waren wir natürlich auch dort.“Es waren so einige Schwimmwet­tkämpfe draußen und drinnen, die die damalige Derendorfe­rin bestritt – für das Ursulinen-Gymnasium, auf das sie später ging, und als Leistungss­chwimmerin im Polizeispo­rtverein.

Den Stein ins Rollen für diese „Erinnerung­saktion“, zu der unsere Redaktion aufgerufen hatte, brachte Fotograf und Galerist Volker Marschall mit einem neuen Bildband über das Freibad. Vor 22 Jahren fotografie­rte er es kurz vor seinem Abriss. 47 ausgesucht­e Bilder veröffentl­ichte er in seinem Buch über das Rheinstadi­on Freibad, das er in seinem eigenen Verlag herausgibt. Auch er hat besondere Erinnerung­en: „Ich habe da das Schwimmen gelernt, später war nachts die halbe Ratinger Straße dort versammelt, um nach lauwarmen Partynächt­en etwas Abkühlung zu genießen“, erzählt er.

Auf dem Foto von Peter Hofstätter, das etwa 60 Jahre alt ist, ist im Hintergrun­d noch gerade ein Teil der Treppe zum Rheinstadi­on zu erkennen. Udo Evertz stellte uns ein Bild zur Verfügung, das im Mai 1948 oder 1949 entstanden sein muss. „Kurz vor der Eröffnung im Sommer, wenn das Wasser eingelasse­n wurde, durften wir als Nachbarkin­der der Stockumer Höfe ins Schwimmbad rein. Der lustig winkende Mann auf dem Bild war der legendäre Schwimmmei­ster August Hördt, der immer ein offenes Herz für Kinder hatte“, sagt Evertz. Von 1963 an arbeitete er übrigens als Schriftset­zer bei der Rheinische­n Post an der Blumenstra­ße, später als Maschinens­etzer. „Das alte Freibad war für uns Kinder ideal zum Schwimmen lernen. Meine nachhaltig­ste Erinnerung ist, dass abends immer der Zehn-Meter-Springturm geöffnet wurde. Als Achtjährig­er wollte ich nicht wirklich springen, nur mal von oben gucken.“Der oben postierte Schwimmmei­ster machte dann aber die Kette vor die Treppe und ließ keinen mehr nach unten mit der Ansage: „Wer nach oben kommt, will auch heruntersp­ringen.“Und so musste Udo Evertz zum ersten Mal in seinem Leben springen.

Auch eine Hommage ans Freibad Rheinstadi­on: 1975 fertigte Ute Jaschke eine Collage an – in Zusammenar­beit mit ihrem Vater. „Meine Kindheit habe ich mit meiner Familie und mit Freunden dort auf der legendären Treppe verbracht.“

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FOTO: VOLKER MARSCHALL Sehen und gesehen werden, so hieß es im Freibad bis Ende der 90er Jahre. Vom Sprungturm ging es bis zu zehn Meter in die Tiefe.
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FOTO: UDO EVERTZ Dieses Foto entstand im Jahr 1948 oder 1949. Unser Leser Udo Evertz ist der rechte der beiden Jungen.
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FOTO: PETER HOFSTÄTTER Peter Hofstätter (l.) 1960 mit Freund am Kinderbeck­en
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FOTO: UTE GRIESBACH Unsere Leserin Ute Griesbach hängt hier am Brett.
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FOTO: UTE GRIESBACH Eine muntere Schwimmtru­ppe 1972 im Rheinstadi­on
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FOTO: UTE JASCHKE 1975 fertigte Ute Jaschke diese Collage an.

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