Rheinische Post Ratingen

Neue Ansprüche bei der Wohnungssu­che

Das eigene Zuhause wird in der Corona-Krise wichtiger. Das hat Folgen für den Immobilien­markt – auch für die Preise.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Die Corona-Krise verändert die Nachfrage auf dem Düsseldorf­er Wohnungs- und Häusermark­t. Kurz gesagt: Die Ansprüche der Suchenden wachsen. Belege dafür liefert eine Umfrage unter Immobilien­experten von Aengevelt Research aus der Zeit kurz vor dem zweiten Lockdown.

Die Ergebnisse passen zum Trend, dass der eigenen Wohnsituat­ion im Zuge von Lockdowns, Quarantäne und verordnete­m Homeoffice immer größere Bedeutung zugemessen wird. Unter dem dänischen Begriff „Hygge“werden schon länger neue Formen der Gemütlichk­eit daheim zusammenge­fasst. Verstärkt wird das Ganze nicht nur durch Heimarbeit, sondern durch Home-Schooling, Home-Fitness, Home-Shopping. Die Folgen für den Wohnungsma­rkt laut Aengevelt: 59 Prozent der Marktakteu­re nehmen eine gestiegene Nachfrage nach größeren Wohnungen wahr. Sogar 76 Prozent sagen, dass Terrassen und Balkone wichtiger werden. Knapp 50 Prozent sehen zudem, dass sich die Suche von der Innenstadt ins Umland verlagert. Dazu passt, dass der Ring Deutscher Immobilien­makler zurzeit wie berichtet in Städten wie Ratingen, Neuss und Mettmann größere Preissprün­ge als in Düsseldorf registrier­t. Eine Art neue Stadtfluch­t sehen da manche schon kommen.

Der Grund ist klar, fürs Geld bekommt man im Umland einfach mehr Raum. Der wird vor allem in Erwartung von mehr Homeoffice auch nach der Pandemie gewünscht. Im Bericht von Aengevelt heißt es: „Ein separates Arbeitszim­mer wird immer wichtiger. Paarhausha­lte brauchen Wohnungen mit mindestens dreieinhal­b Zimmern, mitunter fragen sie sogar Wohnungen mit zwei Arbeitszim­mern

nach, damit beide zum Beispiel parallel an Videokonfe­renzen teilnehmen können.“Auch der Trend zu offenen Grundrisse­n sei damit gestoppt. Vielmehr werde sogar Schallschu­tz zwischen den Räumen wichtiger und ein guter Internetan­schluss.

Ebenfalls auffällig ist aus Sicht der Experten, dass die Ansprüche an Balkone und Terrassen steigen. Sie sollen mehr Fläche und Schutz vor Regen und Sonne bieten. Innenräume sollen zudem der Hitze standhalte­n. Matthias Brinkmann von Aengevelt Research: „Die Architektu­r

ist gefordert, Lösungen zu entwickeln, die bei Neubauproj­ekten, aber auch bei Maßnahmen im Bestand den veränderte­n Anforderun­gen entgegenko­mmen.“

Volker Eichener von der Hochschule Düsseldorf, der die Aengevelt-Studie geleitet hat, sieht damit auch finanziell­e Auswirkung­en einhergehe­n. „Der Anteil des Haushaltsn­ettoeinkom­mens, der für die Wohnung ausgegeben wird, wird weiter steigen.“Auch, weil es bei den Mobilitäts­kosten durch mehr Homeoffice zu Entlastung­en kommen werde.

Werner Fliescher, Vorstand von Haus und Grund in Düsseldorf, bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion den beschriebe­nen Trend. „Wohnqualit­ät ist das entscheide­nde Stichwort.“Dazu zähle die Größe, aber zum Beispiel auch Nahversorg­ung, Verkehrsan­bindung und Internetve­rfügbarkei­t.

Für den Markt in Düsseldorf erwarte er aufgrund der „Ausweichbe­wegung ins Umland“sogar etwas nachlassen­den Druck und preislich eine „Seitwärtsb­ewegung“. Dafür spreche auch, dass mehr und mehr Neubauten fertig würden und die

Zuwanderun­g in Folge von Finanzkris­e und Arbeitslos­igkeit in anderen europäisch­en Ländern nachlasse.

Die Deutsche Bank sieht in einer aktuellen Studie auch in diesem letztgenan­nten Grund ein Ende der steigenden Preise für Deutschlan­d voraus, für Düsseldorf ab 2023. Ein weiterer Faktor sei, dass Immobilien im internatio­nalen Vergleich nicht mehr unterbewer­tet und somit weniger interessan­t für Investoren würden. Mehr als einen Rückgang um fünf Prozent in drei Jahren sieht die Bank aber nicht kommen.

 ?? FOTO: DPA ?? Szene aus dem Homeoffice: Ein Kind malt ein Bild, während die Mutter am Laptop arbeitet.
FOTO: DPA Szene aus dem Homeoffice: Ein Kind malt ein Bild, während die Mutter am Laptop arbeitet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany