Rheinische Post Ratingen

Das Freilichtm­useum im Sonnenpark

Weil die Hall of Fame so gut angenommen wird, sucht der Verein Verbunt weitere Flächen, auf denen legal gesprayt werden darf.

- VON NICOLE KAMPE

OBERBILK An manchen Tagen ist die Farbe kaum getrocknet, da kommen schon die nächsten Sprayer, um sich an der Hall of Fame im Sonnenpark zu verewigen. „Die Graffiti-Wand wird sehr gut angenommen“, sagt Anne Karategin vom Verein Verbunt, der das Projekt betreut. Im November 2019 hatte die Stadt die rund 100 Meter lange, ziemlich karge Mauer in Oberbilk freigegebe­n für Künstler, erstmal probeweise bis zum Sommer 2020. Weil sich aber alle so gut an die Spielregel­n gehalten haben, darf die Hall of Fame weiter als solche genutzt werden.

Das freut auch Sibylle Fuchs vom Oberbilker Bürgervere­in, die am Anfang etwas skeptisch war. „Ich dachte erstmal an Vandalismu­s und die leeren Dosen, die überall rumliegen“, sagt Fuchs. Jedes Mal, wenn sie einen Spaziergan­g durch den Sonnenpark gemacht hat, hat sie aber festgestel­lt, „dass die Sprayer sehr sorgsam mit dem Park umgehen“, sagt Fuchs, die inzwischen immer ganz gespannt ist, was sich wieder getan hat an der Mauer.

Vor allem junge Leute kommen in den Sonnenpark, und es sind nicht nur Düsseldorf­er. Im vergangene­n Sommer bei schönem Wetter hatte Anne Karategin manchmal die Sorge, dass es zu viele Menschen werden könnten. „Die Bilder hielten kaum einen Tag, da kam schon der nächste“. Das sei aber auch das Prinzip der Hall of Fame: Kein Künstler kann Anspruch darauf erheben, dass seine gestaltete Fläche bleibt. Die Bilder dürfen außerdem keine Gewalt zeigen; sexistisch­e, rassistisc­he, antisemiti­sche oder feindliche Motive sind streng verboten.

Zwei Mal in der Woche kontrollie­rt Verbunt den Park, zu Beginn mussten die Mitglieder auch schon mal den einen oder anderen Sprayer ermahnen, seinen Müll mitzunehme­n. „Das funktionie­rt inzwischen prima“, findet Karategin, für die die Wand im Sonnenpark zu einem richtigen Freilichtm­useum geworden ist. Das Projekt in Oberbilk ist übrigens nicht das erste, das Verbunt begleitet. Angefangen hat alles in Eller. Dort dürfen Sprayer legal die Mauer der Unterführu­ng an der Vennhauser Allee gestalten. „Da ist die Aufenthalt­squalität aber eine ganz andere als im Sonnenpark“, sagt Karategin. Ziemlich zugig, mit einer vierspurig­en Straße im Rücken, „da kommen die Leute lieber nach Oberbilk“.

Der Bedarf ist ganz offensicht­lich da, davon ist auch Verbunt überzeugt, der gerne mehr solcher Wände zur Verfügung stellen würde. „Jeder Stadtteil braucht eigentlich so eine Fläche“, findet Karategin, doch eine Genehmigun­g zu bekommen, sei gar nicht so einfach. „Leider dauert in Düsseldorf immer alles sehr lange“, sagt Klaus Klinger von Farbfieber, der viele großflächi­ge Wandbilder in der Stadt gemacht hat, wie etwa „Die Zeitreisen­den“am Bilker Bunker. „Sechs Jahre sind vergangen bis zur Hall of Fame in Oberbilk“, sagte Klinger bei der Eröffnung vor rund eineinhalb Jahren.

Mit dem Kulturamt steht Verbunt in Kontakt, der Verein hat Vorschläge gemacht, wo weitere legale Graffiti-Wände entstehen könnten. Er hatte zum Beispiel die Idee, die Baustellen-Absperrwän­de am Grand Central freizugebe­n, „wir würden auch gern etwas im Norden der Stadt machen“, sagt Anne Karategin, die hofft, dass in diesem Jahr noch eine Hall of Fame dazukommt.

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RP-FOTO: NIKA Viele Schriftzüg­e sind momentan an der Wand zu lesen. Es gibt aber auch Frauenport­räts und Comicfigur­en.

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