Das Freilichtmuseum im Sonnenpark
Weil die Hall of Fame so gut angenommen wird, sucht der Verein Verbunt weitere Flächen, auf denen legal gesprayt werden darf.
OBERBILK An manchen Tagen ist die Farbe kaum getrocknet, da kommen schon die nächsten Sprayer, um sich an der Hall of Fame im Sonnenpark zu verewigen. „Die Graffiti-Wand wird sehr gut angenommen“, sagt Anne Karategin vom Verein Verbunt, der das Projekt betreut. Im November 2019 hatte die Stadt die rund 100 Meter lange, ziemlich karge Mauer in Oberbilk freigegeben für Künstler, erstmal probeweise bis zum Sommer 2020. Weil sich aber alle so gut an die Spielregeln gehalten haben, darf die Hall of Fame weiter als solche genutzt werden.
Das freut auch Sibylle Fuchs vom Oberbilker Bürgerverein, die am Anfang etwas skeptisch war. „Ich dachte erstmal an Vandalismus und die leeren Dosen, die überall rumliegen“, sagt Fuchs. Jedes Mal, wenn sie einen Spaziergang durch den Sonnenpark gemacht hat, hat sie aber festgestellt, „dass die Sprayer sehr sorgsam mit dem Park umgehen“, sagt Fuchs, die inzwischen immer ganz gespannt ist, was sich wieder getan hat an der Mauer.
Vor allem junge Leute kommen in den Sonnenpark, und es sind nicht nur Düsseldorfer. Im vergangenen Sommer bei schönem Wetter hatte Anne Karategin manchmal die Sorge, dass es zu viele Menschen werden könnten. „Die Bilder hielten kaum einen Tag, da kam schon der nächste“. Das sei aber auch das Prinzip der Hall of Fame: Kein Künstler kann Anspruch darauf erheben, dass seine gestaltete Fläche bleibt. Die Bilder dürfen außerdem keine Gewalt zeigen; sexistische, rassistische, antisemitische oder feindliche Motive sind streng verboten.
Zwei Mal in der Woche kontrolliert Verbunt den Park, zu Beginn mussten die Mitglieder auch schon mal den einen oder anderen Sprayer ermahnen, seinen Müll mitzunehmen. „Das funktioniert inzwischen prima“, findet Karategin, für die die Wand im Sonnenpark zu einem richtigen Freilichtmuseum geworden ist. Das Projekt in Oberbilk ist übrigens nicht das erste, das Verbunt begleitet. Angefangen hat alles in Eller. Dort dürfen Sprayer legal die Mauer der Unterführung an der Vennhauser Allee gestalten. „Da ist die Aufenthaltsqualität aber eine ganz andere als im Sonnenpark“, sagt Karategin. Ziemlich zugig, mit einer vierspurigen Straße im Rücken, „da kommen die Leute lieber nach Oberbilk“.
Der Bedarf ist ganz offensichtlich da, davon ist auch Verbunt überzeugt, der gerne mehr solcher Wände zur Verfügung stellen würde. „Jeder Stadtteil braucht eigentlich so eine Fläche“, findet Karategin, doch eine Genehmigung zu bekommen, sei gar nicht so einfach. „Leider dauert in Düsseldorf immer alles sehr lange“, sagt Klaus Klinger von Farbfieber, der viele großflächige Wandbilder in der Stadt gemacht hat, wie etwa „Die Zeitreisenden“am Bilker Bunker. „Sechs Jahre sind vergangen bis zur Hall of Fame in Oberbilk“, sagte Klinger bei der Eröffnung vor rund eineinhalb Jahren.
Mit dem Kulturamt steht Verbunt in Kontakt, der Verein hat Vorschläge gemacht, wo weitere legale Graffiti-Wände entstehen könnten. Er hatte zum Beispiel die Idee, die Baustellen-Absperrwände am Grand Central freizugeben, „wir würden auch gern etwas im Norden der Stadt machen“, sagt Anne Karategin, die hofft, dass in diesem Jahr noch eine Hall of Fame dazukommt.