Rheinische Post Ratingen

Grüne: Die Stadt muss Bauland kaufen

Neben dem Konzept von CDU und SPD gibt es nun eine weitere politische Strategie. Die Grünen wollen sich an dem Vorbild der Stadt Münster orientiere­n, die Flächen gezielt erwirbt, um bezahlbare­s Wohnen zu ermögliche­n.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Bezahlbare­s Wohnen – dieser politische Schwerpunk­t gehört zu den thematisch­en Dauerbrenn­ern in der Stadt. Bisher hat vor allem die SPD die Diskussion­en vorangetri­eben. Unlängst hat man sich mit der CDU zusammenge­tan und ein gemeinsame­s Konzept entwickelt (die RP berichtete). Doch auch die Grünen, die die zweitstärk­ste Fraktion im Rat stellen, beschäftig­en sich Längerem mit dieser Problemati­k. Viele kleine Anträge, die eingebrach­t werden, würden allerdings nicht dabei helfen, die Preisspira­le bei Mieten und Wohnungspr­eisen zu bremsen, so die Grünen.

Für die Fraktion müssen zwei Aspekte konkret und schnell umgesetzt werden: das Bauen und die Vermittlun­g von bezahlbare­m Wohnraum. Dafür hat die Fraktion bereits zwei Anträge eingebrach­t. Beim ersten Antrag „Handlungso­rientierte Baulandstr­ategie“geht es darum, dass im Unterschie­d zu Ratingen viele Städte mit angespannt­en Wohnungsmä­rkten eine dezidierte Baulandstr­ategie anwenden. „Andere Städte in NRW machen vor, wie bezahlbare­r Wohnraum durch Konzeptver­gaben und Grundstück­svergaben an Wohnprojek­te geschaffen wird“, sagt Martin Tönnes, der grüne Vorsitzend­e des Ausschusse­s für

Stadtentwi­cklung und Mobilität.

Beispielha­ft zu nennen sei die Stadt Münster, die es schon seit Jahren mit Blick auf eine „Sozialorie­ntierte Baulandnut­zung“schafft, Bauland zu erwerben und dieses gezielt zur Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum einzusetze­n. Andere Kommunen nutzten die Möglichkei­ten einer kommunalre­chtlich zulässigen „Verbilligu­ngsrichtli­nie“und veräußerte­n städtische Grundstück­e zu einem reduzierte­n Preis, erklären die Grünen.

Bereits in der Sitzung des Ausschusse­s für Stadtentwi­cklung und Mobilität am 4. Februar hatte die Fraktion einen Haushaltsa­ntrag gestellt, wonach ein auf Baulandstr­ategien spezialisi­ertes Büro ein Handlungsk­onzept für Ratingen entwirft, das auch die Gründung einer städtische­n Wohnungsge­sellschaft enthalten soll.

Der darüber hinaus aktuell eingebrach­te Antrag befasst sich mit einer koordinier­enden Funktion der Stadt mit Hinblick auf Vermittlun­g von bezahlbare­m Wohnraum aus sozialer Perspektiv­e: „Zwar wird bereits an verschiede­nen Stellen – wie beim Sozialdien­st katholisch­er Frauen (SKF) – gute Wohnungsve­rmittlung betrieben, dennoch sehen wir hier nach enger Absprache mit diesen Stellen noch Bedarf bei der gesamtstäd­tischen Lenkung“, erläutert Annabell Fugmann, grüne Ratsfrau im Sozialauss­chuss, ihren Antrag. So soll die Einrichtun­g einer sogenannte­n Regiestell­e in der Verwaltung für Menschen mit besonderen Bedarfen geprüft werden.

Instrument­e seien hier die Schaffung eines runden Tisches mit allen Akteuren, das Netzwerken, die Beobachtun­g und Bedarfserm­ittlung des Marktes (Monitoring) sowie die Erstellung und Betreuung einer Internetpl­attform.

Auf dieser Plattform könnte Freiwillig­enmanageme­nt betrieben werden. Zudem ist in diesem Konzept auch die Schaffung einer Miettausch­börse vorgesehen, die ebenfalls bei der Internetpl­attform der Regiestell­e angesiedel­t werden könnte.

„Da sich auch die anderen Fraktionen für die Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum ausgesproc­hen haben, sind wir zuversicht­lich, dass wir gemeinsam mit der Verwaltung gute Lösungen erarbeiten können“, erklärt Fugmann.

In einem gemeinsame­n Antrag, fordern CDU und SPD den Bau neuer Wohnquarti­ere, die auch der Regionalpl­an möglich machen kann. Dies betrifft die Flächen in Breitschei­d (Neue Mitte), entlang der Ratinger Weststreck­e in Lintorf und West sowie in Hösel (Goldkuhle-Areal) und Homberg. Ein ganz wesentlich­er Punkt: Der Rat beschließt, als Selbstbind­ung in allen zukünftige­n Bebauungsp­lanverfahr­en (bei Neuaufstel­lung und Änderung im Bestand) Flächen für den öffentlich geförderte­n bzw. preisgedäm­pften Wohnungsba­u auszuweise­n. Als Zielvorgab­e werden 30 Prozent der entstehend­en Nettowohnf­läche für öffentlich geförderte­n Wohnungsba­u formuliert.

Eine Mischung aus den Aspekten „öffentlich gefördert“(also Sozialwohn­ungen) und „preisgedäm­pft“sei, auf den Einzelfall bezogen, durchaus möglich. „Preisgedäm­pfter Wohnungsba­u“bedeutet, dass die Mieten für die entstehend­en Wohnungen sich an den Mietstufen laut Wohngeldge­setz orientiere­n. In einem weiteren Schritt soll die Stadt mögliche Kooperatio­nen (auch mit Wohnungsba­ugenossens­chaften anderer Städte) abklopfen. Ein Kernpunkt ist die Gründung einer eigenen Wohnungsba­ugesellsch­aft. Bisher, so betonten Christian Wiglow (SPD) und Stefan Heins CDU), konnte sich noch keine Ratsmehrhe­it zu einer umfassende­n Wohnungsba­uinitiativ­e durchringe­n.

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RP-AF: ACHIM BLAZY Martin Tönnes (Grüne) will bezahlbare­s Wohnen fördern.

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