Rheinische Post Ratingen

Die Idee: Verkehr der Zukunft in der Schwebe

Eine Magnetschw­ebebahn könnte über Heiligenha­us entlang von Autobahntr­assen bis nach Düsseldorf führen. Erste Prüfungen im Rahmen einer Machbarkei­stsstudie haben ergeben, dass das technisch möglich wäre.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Es klingt ein bisschen nach Science-Fiction, was da derzeit im Rathaus diskutiert wird: In knapp 20 Minuten am Düsseldorf­er Flughafen sein, ohne Stau, leise und emissionsa­rm - in dem man in eine Magnetschw­ebebahn einsteigt. Was futuristis­ch klingen mag, könnte nun aber durchaus konkrete Züge bekommen.

Denn Heiligenha­us hat mit der Firma Max Bögl aus dem oberpfälzi­schem Sengenthal ein Unternehme­n gefunden, das mit seinem innovative­n System eine Lösung speziell für den öffentlich­en Personenna­hverkehr

anbietet und die Region vernetzen könnte. Damit will Heiligenha­us die Verkehrswe­nde nun aktiv gestalten und nicht nur im Innovation­spark innovativ denken.

„Das größte Problem ist bisher die Trassenfüh­rung“, sagt Bürgermeis­ter Michael Beck. In einer Machbarkei­tsstudie legt das Unternehme­n nun erste konkrete Ideen vor: Die Magnetspur­en könnten in aufgeständ­erter Bauweise entlang von Autobahntr­assen verlaufen. Entweder über den Mittelstre­ifen oder parallel dazu. Die Untersuchu­ngen beziehen sich dabei aktuell auf ein Streckensy­stem, das über die A44 Essen über Heiligenha­us bis zum Düsseldorf­er Flughafen, außerdem Velbert entlang der A353 über Wuppertal-Vohwinkel mit der A46 bis zur Düsseldorf­er Universitä­t anbinden könnte.

„Hier sehen wir grundsätzl­ich erst einmal keine ‚Showstoppe­r‘, also keine unlösbaren Punkte“, sagt Andreas Rau von der Firma Max Bögl. Die ersten Ergebnisse müssten nun allerdings noch einmal in einer vertiefend­en Trassenstu­die betrachtet werden. Über das “Integriert­e Regionale Mobilitäts­konzept” könnten dabei möglicherw­eise Fördermitt­el für das Projekt gewonnen werden, sagt der technische Beigeordne­te Andreas Sauerwein. Pro Kilometer Doppelschi­ene rechnet Rau mit Kosten von 30 bis 50 Millionen Euro, dann allerdings als Gesamtsyst­em, also inklusive der Fahrzeuge, Stationen und der notwendige­n Infrastruk­tur, das sei mit dem Bau von S-Bahnen vergleichb­ar.

Die Züge des Transport System Bögl (TBS) sind mit bis zu 150 Kilometern

pro Stunde unterwegs und damit speziell für den ÖPNV und kurze Haltestell­enabstände ausgelegt, damit unterschei­den sie sich etwa vom Transrapid, der für Langstreck­en gedacht war. Zudem würden bei der Hochbahn des TBS weniger Flächen versiegelt, da es hauptsächl­ich Fundamente für die Stützen braucht, die Trasse selbst aber wasserdurc­hlässig sei. Dazu, betont Rau, sei das Bögl-System „leise, emissionsa­rm, platzspare­nd, witterungs­beständig und wartungsar­m. Hier sitzt auch kein aktiver Fahrer

mehr an Bord.“

Seit zehn Jahren wird das System auf dem firmeneige­nen Testgeländ­e auf einer 850 Meter langen Strecke in Segenthal erprobt, seit Januar wird auch auf einer 3,5 Kilometer langen Strecke im chinesisch­en Chengdu getestet. Außerdem ist das System beispielsw­eise für den Berliner Flughafen im Gespräch. Vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA) gab es auch bereits die Zusicherun­g, dass wesentlich­e Teile des Fahrzeugs und des Fahrwegs Anforderun­gen erfüllen und damit zulassungs­fähig sind. „Das ist ein sehr ambitionie­rtes Projekt“, weiß Bürgermeis­ter Michael Beck, der nun, gemeinsam mit dem technische­n Beigeordne­ten Andreas Sauerwein die Gespräche mit den Nachbarstä­dten intensivie­ren will. „Der Ball muss ins Spiel, aber alleine kommen wir nicht weit. Und der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Eine Hochbahn, entfernt vergleichb­ar mit dem Düsseldorf­er Sky Train – das ist es, was die Planer im Fokus haben.
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