Die Idee: Verkehr der Zukunft in der Schwebe
Eine Magnetschwebebahn könnte über Heiligenhaus entlang von Autobahntrassen bis nach Düsseldorf führen. Erste Prüfungen im Rahmen einer Machbarkeistsstudie haben ergeben, dass das technisch möglich wäre.
HEILIGENHAUS Es klingt ein bisschen nach Science-Fiction, was da derzeit im Rathaus diskutiert wird: In knapp 20 Minuten am Düsseldorfer Flughafen sein, ohne Stau, leise und emissionsarm - in dem man in eine Magnetschwebebahn einsteigt. Was futuristisch klingen mag, könnte nun aber durchaus konkrete Züge bekommen.
Denn Heiligenhaus hat mit der Firma Max Bögl aus dem oberpfälzischem Sengenthal ein Unternehmen gefunden, das mit seinem innovativen System eine Lösung speziell für den öffentlichen Personennahverkehr
anbietet und die Region vernetzen könnte. Damit will Heiligenhaus die Verkehrswende nun aktiv gestalten und nicht nur im Innovationspark innovativ denken.
„Das größte Problem ist bisher die Trassenführung“, sagt Bürgermeister Michael Beck. In einer Machbarkeitsstudie legt das Unternehmen nun erste konkrete Ideen vor: Die Magnetspuren könnten in aufgeständerter Bauweise entlang von Autobahntrassen verlaufen. Entweder über den Mittelstreifen oder parallel dazu. Die Untersuchungen beziehen sich dabei aktuell auf ein Streckensystem, das über die A44 Essen über Heiligenhaus bis zum Düsseldorfer Flughafen, außerdem Velbert entlang der A353 über Wuppertal-Vohwinkel mit der A46 bis zur Düsseldorfer Universität anbinden könnte.
„Hier sehen wir grundsätzlich erst einmal keine ‚Showstopper‘, also keine unlösbaren Punkte“, sagt Andreas Rau von der Firma Max Bögl. Die ersten Ergebnisse müssten nun allerdings noch einmal in einer vertiefenden Trassenstudie betrachtet werden. Über das “Integrierte Regionale Mobilitätskonzept” könnten dabei möglicherweise Fördermittel für das Projekt gewonnen werden, sagt der technische Beigeordnete Andreas Sauerwein. Pro Kilometer Doppelschiene rechnet Rau mit Kosten von 30 bis 50 Millionen Euro, dann allerdings als Gesamtsystem, also inklusive der Fahrzeuge, Stationen und der notwendigen Infrastruktur, das sei mit dem Bau von S-Bahnen vergleichbar.
Die Züge des Transport System Bögl (TBS) sind mit bis zu 150 Kilometern
pro Stunde unterwegs und damit speziell für den ÖPNV und kurze Haltestellenabstände ausgelegt, damit unterscheiden sie sich etwa vom Transrapid, der für Langstrecken gedacht war. Zudem würden bei der Hochbahn des TBS weniger Flächen versiegelt, da es hauptsächlich Fundamente für die Stützen braucht, die Trasse selbst aber wasserdurchlässig sei. Dazu, betont Rau, sei das Bögl-System „leise, emissionsarm, platzsparend, witterungsbeständig und wartungsarm. Hier sitzt auch kein aktiver Fahrer
mehr an Bord.“
Seit zehn Jahren wird das System auf dem firmeneigenen Testgelände auf einer 850 Meter langen Strecke in Segenthal erprobt, seit Januar wird auch auf einer 3,5 Kilometer langen Strecke im chinesischen Chengdu getestet. Außerdem ist das System beispielsweise für den Berliner Flughafen im Gespräch. Vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA) gab es auch bereits die Zusicherung, dass wesentliche Teile des Fahrzeugs und des Fahrwegs Anforderungen erfüllen und damit zulassungsfähig sind. „Das ist ein sehr ambitioniertes Projekt“, weiß Bürgermeister Michael Beck, der nun, gemeinsam mit dem technischen Beigeordneten Andreas Sauerwein die Gespräche mit den Nachbarstädten intensivieren will. „Der Ball muss ins Spiel, aber alleine kommen wir nicht weit. Und der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.“