„Musik ist keine Arbeit, sie entspannt“
Der Ratinger Anton Lenger, bekannt von Friday and the Fool, schreibt jetzt auch deutsche Songs.
RATINGEN Anton Lenger hat ein strammes Tagesprogramm. Er absolviert eine Ausbildung zum Mediendesigner in Düsseldorf, ist fester Bestandteil der Ratinger Band Friday and the Fool, baut gemeinsam mit zwei Freunden eine Agentur auf, organisiert und vermarktet das Jetzt-und-Immer-Festival und macht jetzt musikalisch zusätzlich sein eigenes Ding.
„Seit einigen Wochen nehme ich Musik für mich auf und schreibe eigene Stücke“, berichtet der Ratinger. Diese ist ganz anders, als das was Fans von Friday and the Fool bisher kennen. „Die Musik ist eher poppig“, so Lenger. „Die ausschließlich deutschen Texte könnte man als chaotisch bezeichnen. Ich verarbeite einfach alles, was ich so im Kopf habe.“Während Friday and the Fool häufig auch gesellschaftskritisch daherkommt, bewegt sich Anton Lenger diesmal in seinem eher privaten Kosmos.
„Die Idee dazu bestand schon länger“, verrät der 21-Jährige, der in der Vergangenheit schon immer mal wieder Texte schrieb. „Durch den Ausbruch der Corona-Pandemie war ich viel zu Hause und hatte jetzt die Zeit, mich an die Realisierung zu machen.“Das Repertoire wird noch wachsen, Aufnahmen sind – zumindest vorerst – nicht geplant. Bisher schreibt Lenger allein und spielt auch alle Instrumente selbst ein. „Natürlich würde ich die Stücke irgendwann gerne öffentlich herausbringen“, so der Musiker. Dafür werde er sich aber technische Unterstützung suchen.
Der Ratinger Musikwelt geht Lenger aber nicht verloren. Vielmehr bahnen sich auch bei Friday and the Fool, die Lenger seit fünf Jahren verstärkt, Neuigkeiten an. Die Gruppe hat gerade erst sieben Songs aufgenommen und fertig gemischt. „Jetzt werden die Videos gedreht“, so der Ratinger.
Lenger ist an Tasteninstrumenten – Piano, Keyboard, Synthesizer – zu Hause. „Ich habe früh angefangen Klavier zu spielen“, sagt er. Zunächst bei den Westhäkchen. „Dann habe ich meine Leidenschaft für Jazz entdeckt und auch drei Semester Jazzmusik studiert.“Doch so recht wurde der Musiker in dem Studiengang nicht heimisch und begann eine Ausbildung.
Viele Musikerkollegen kennt Lenger
bereits seit der Schulzeit. Eines jedoch fehlt ihnen allen: „Die Live-Auftritte“, so Lenger. „Friday and the Fool hat auf vielen Festivals gespielt. Auch wenn es immer mehr Fans werden, hofft man natürlich auf den Durchbruch. Dafür fehlen die Auftritte vor Publikum.“
Einen Rahmen für junge Ratinger Musiker schaffte im Jahr 2019. „Unsere Band spielte auf vielen Festivals, die wir cool fanden“, so Lenger. Nur in der Region gab es nichts Ähnliches. Nachdem auch noch das Düsseldorfer Open-Source-Festival
weggefallen war, reifte die Idee: Wir nehmen das selbst in die Hand. Also rief „ein bunter Haufen“, wie Lenger es nennt, das Jetzt- und-Immer-Festival ins Leben.
Mit Erfolg. „Eigentlich wollten wir nur mit 200 bis 300 Leuten auf der grünen Wiese eine gute Zeit haben“, so der Ratinger. Doch die Resonanz sprengte alle Erwartungen. Rund 2000 Besucher registrierte das erste Jetzt-und-Immer-Festival am Grünen See. Die Mischung aus regionalen Bands und bekannten Gästen kam gut an. Zur Freude der Organisatoren:
„Es ist extrem wichtig, dass hier Kultur passiert. Es fehlt eine Plattform für junge Bands.“
Umso größer war die Enttäuschung, dass das Festival im Jahr 2020 coronabedingt abgesagt werden musste. Die Sponsorensuche war erledigt, die Technik organisiert, die ersten Karten verkauft. Jetzt blickt das Team nach vorne. „Es wird wohl nicht möglich sein, mit 3500 bis 4000 Menschen zu feiern“, vermutet Lenger. „Sobald sich abzeichnet, dass wir in einem kleineren Rahmen etwas auf die Beine stellen können, legen wir los. Die gute Vorbereitung aus dem Vorjahr kommt uns dabei zugute.“Ein Konzept ist in Arbeit. Das Datum steht schon fest: 11. September 2021.
Es sieht also ganz so aus, als würde das stramme Tagesprogramm für Anton Lenger bestehen bleiben. Der sieht es gelassen. „Ich versuche, alles unter einen Hut zu bekommen. Da eins ins andere greift, klappt das auch ganz gut. Die Musik“, so Lenger, „sehe ich nicht als Arbeit, eher als Entspannung. Sie sorgt für die Balance.“