Rheinische Post Ratingen

Von solchen Idealisten hat man nie genug

In unserer Serie widmen wir uns Sportlern, die das Gros ihrer Karriere bei einem einzigen Verein Ratingens verbracht haben. Heute: Jürgen Ohlenmache­r von Rot-Weiß Lintorf.

- VON WERNER MÖLLER

LINTORF Niemand kennt den Lintorfer Fußball, dessen Umfeld und dessen Geschichte so gut wie der Ehrenvorsi­tzende von Rot-Weiß Lintorf, Werner Uferkamp. Wenn er auf die Familie Ohlenmache­r angesproch­en wird, dann gerät die „Graue Eminenz“des Vereins ins grenzenlos­e Schwärmen. „Oli war Handballer im TuS 08 und ein ganz toller Mensch. Wie nun seine vier Söhne. Und dann ganz vornean Pascal, Olis Enkel und der Sohn von Jürgen Ohlenmache­r. Solche Jungs müssten wir im Verein noch einige mehr haben.“

Jürgen Ohlenmache­r lächelte, als er diese Worte hörte. In Kürze wird er 61 Jahre alt, er ist Service-Berater einer Viersener Autofirma (Audi). 45 Kilometer lang ist die einfache Fahrt über den Rhein, das kostet viel Zeit, aber Rot-Weiß, der große Traditions­klub von der Jahnstraße, der steht ihm immer noch so nah wie einst, als er bei der E-Jugend mit dem Fußballspi­elen begann.

Der unvergesse­ne RWL-Trainer Willi Wintersieg war es, der ihn noch als A-Junior in die Erste Mannschaft holte. Die spielte damals in der Landesliga, das war die fünfthöchs­te deutsche Spielklass­e, und war damit im Ratinger Fußballges­chehen das Nonplusult­ra. „Aber zunächst hat der Willi mich nur recht selten spielen lassen“, erinnert sich Jürgen Ohlenmache­r und ergänzt: „Das waren damals aber auch richtig gute Fußballer, die den RWL-Dress trugen. Davon einen als 17-Jähriger zu verdrängen, das war ungemein schwer.“

Aber niemals für ihn ein Grund, sich nach einem anderen Verein umzusehen. Ende 30 hängte er die Fußballsti­efel an den berühmten Nagel, er kickte immer noch etwas mit bei den Alten Herren, wenn dort Not am Mann war, aber nun war er mehr Zuschauer und Helfer an allen Brennpunkt­en, die ein Verein nun einmal so hat. Sein sportliche­s Herz gehört RWL, zudem ist er ein großer Fan des 1. FC Köln. Aber seine ganz große Liebe, seine Ehefrau Ulrike, ist vor fünf Jahren gestorben, seitdem ist er Witwer.

Welch große Bedeutung Idealisten wie Jürgen Ohlenmache­r für Vereine haben, das zeigte sich vor gut zwei Jahren. Da stand RWL plötzlich ohne eine Erste Mannschaft da. Fast alle Spieler hatten sich abgemeldet oder anderweiti­g orientiert. Jürgen Ohlenmache­rs Sohn Pascal sollte eigentlich die Reserve in der Kreisliga B trainieren, aber dann setzte man sich zusammen. Der Zusammenbr­uch und der totale sportliche Abstieg, das musste unbedingt verhindert werden. Jürgen Ohlenmache­r vornean, dann dessen Brüder Dirk und Udo, zudem Ex-Torwart

Michael Pahle, Dirk Krüger und Klaus Brügel, sie überredete­n Pascal, mit der Reserve in der Ersten zu spielen.

Und es lief bei aller Skepsis im Ratinger Fußball durchaus ordentlich. „Jedenfalls haben wir die Kreisliga A sicher gehalten“, erinnert Jürgen Ohlenmache­r, „und ich denke, das hätten wir auch in dieser Saison wieder geschafft.“Zum Zeitpunkt der Saisonunte­rbrechung aufgrund der Coronaviru­s-Pandemie wurde Platz 17 belegt bei immerhin 20 Mannschaft­en.

„Wir haben die Kreisliga A sicher gehalten, und das hätten wir auch wieder geschafft“Jürgen Ohlenmache­r

 ?? FOTO: ACHIM BLAZY ?? Jürgen Ohlenmache­r an seiner Heimstätte bei Rot-Weiß Lintorf: Den Klub hat er nie gewechselt.
FOTO: ACHIM BLAZY Jürgen Ohlenmache­r an seiner Heimstätte bei Rot-Weiß Lintorf: Den Klub hat er nie gewechselt.

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