Weniger Ehen – aber sie halten besser
Die Corona-Krise hat die Heiratslust gedämpft, aber auch die Scheidungsquote ist gesunken.
DÜSSELDORF Zehn Jahre Glück und Herzeleid in Düsseldorf, das heißt rein statistisch mit Blick auf Eheschließungen und -lösungen: Beide gibt es nicht mehr so oft. Die Corona-Krise hat zu einer Abnahme der Starts in den siebten Ehehimmel geführt, zwei Jahre hintereinander ist das berühmte Ja-Wort für den geliebten Menschen weniger oft ausgesprochen worden als im Vorjahr. Vor allem aber gibt es im Vergleich zu früheren Jahren, und das ist sicher eine gute Nachricht, weniger Scheidungen.
Im Jahr 2010 wurden in der Landeshauptstadt 2517 Ehen geschlossen, gleichzeitig gab es 1343 Scheidungen, die von den Fachleuten Ehelösungen genannt werden. Die Scheidungsquote lag damit bei 52,9 Prozent; traurigerweise war das sogar ein Rückgang, denn im Vorjahr hatte diese 0,5 Prozentpunkte höher gelegen. Das passt zur Singlestadt Düsseldorf, wo mehr als die Hälfte der Haushalte nur von einer Person bewohnt werden.
In der abgelaufenen Dekade ist Düsseldorf mächtig gewachsen. Vor zehn Jahren hatte die Landeshauptstadt die Marke von 600.000 Einwohnern noch nicht geknackt, zum Ende des vergangenen Jahres wurden dagegen 646.000 Einwohner
gezählt. 2018 wurde innerhalb der letzten zehn Jahre mit 3202 der Höchstwert bei den Hochzeiten erreicht, dann setzte ein Rückgang ein: um fast zehn Prozentpunkte erst auf 2885, im Corona-Jahr betrug die Zahl bei einem Rückgang um gut 16 Prozentpunkte 2421. Dass Hochzeitsfeiern wegen der Pandemie kaum möglich waren, dürfte der Hauptgrund gewesen sein.
Der Anteil der Ehelösungen aber ist generell gesunken, er lag 2018 bei lediglich 34,8 Prozent. Ein bundesweites Phänomen, wie Christoph Spörlein, Soziologie-Professor an der Heinrich-Heine-Universität, erklärt. „Die Heiratsneigung geht allgemein zurück, es steht ein kleinerer Pool an Heiratswilligen zur Verfügung.“Die aber hielten der Ehe selbst zunehmend die Treue. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) unterstützt diese These. „Einerseits handelt es sich um strukturelle Gründe, wie die rückläufige Zahl verheirateter Personen insgesamt und der steigende Anteil Älterer unter den Verheirateten, weil im jüngeren Alter seltener geheiratet wird“, sagen die Experten.
Ehen würden heute später und häufig erst nach längerem nichtehelichen Zusammenleben geschlossen – was wiederum offenbar eine gute Ausgangsbasis für weniger Scheidungen sei.