Das Ende der Flughafen-Bäume naht
LOHAUSEN/UNTERRATH Der Wald, über den die Politik streitet, sieht eher aus wie eine Ansammlung von einigen Bäumen und viel Gestrüpp. Ist das ein Wald? Die Baumschutzgruppe spricht von einer „waldähnlichen Struktur“– vielleicht ein guter Kompromiss.
Die Umgebung lässt erst recht keine Naturromantik aufkommen. Auf der einen Seite rauscht die A44 vorbei, auf der anderen beginnt das große Areal des Flughafens. Ein ohnehin sehr kurzer Waldspaziergang verbittet sich: Die Grünfläche wird von Zäunen umschlossen, auf der einen Seite sind sie sogar mit Stacheldraht versehen.
Am Donnerstag wird aller Voraussicht nach das Aus für den Großteil der rund 120 Bäume und des anderen Grüns beschlossen. Der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung
kommt kurz vor der Ratssitzung in der Stadthalle zu einer Sondersitzung zusammen, um den noch einmal geänderten Bebauungsplan für die Airport City West zu genehmigen. Eine Mehrheit für das neue Büroquartier ist zu erwarten, da sich das schwarz-grüne Ratsbündnis einig ist.
In der Stadt herrscht nach wie vor keine Einigkeit, dass Büros an dieser Stelle besser sind als Bäume. Die Baumschutzgruppe hat am Montag noch einmal an die Politik appelliert. Das neue Viertel sei „keine Investition in die Zukunft, sondern eine aus der Vergangenheit“, argumentierten die Naturschützer. Düsseldorf wolle doch eigentlich den Klimaschutz stärken; darüber hinaus, so die Argumentation, seien mehr Büros in Zeiten von Homeoffice gar nicht mehr nötig. Ähnlich argumentiert die neuerdings in der Opposition befindliche FDP – beide
Airport City frei ist. An einer Stelle kann man über den Zaun zumindest einen halbwegs unverstellten Blick auf die Bäume werfen.
Aus Sicht der Gegner einer Rodung entfalten die Bäume ihren Wert gerade wegen ihrer wenig idyllischen Lage inmitten versiegelter Flächen für Auto- und Luftverkehr. Auf einer städtischen Karte zur Klimaanpassung ist der Flughafen orange markiert, das bedeutet ein „ungünstiges“Bioklima, wenn es heiß wird. Die Anpassung der Stadt an Hitzewellen ist eines der Themen, die derzeit groß diskutiert werden. Dass die Airport City West trotzdem aller Voraussicht nach eine Mehrheit finden wird, dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Plan schon lange im Raum steht. CDU und Grüne wollen Düsseldorf eigentlich zur „Klimahauptstadt“machen – solche Entscheidungen zu Ungunsten von Grünflächen dürften daher künftig schwerer fallen.
Die Befürworter des Areals, auf dem vier Bürogebäude geplant sind, argumentieren mit Arbeitsplätzen und Gewerbesteuer. Und sie verweisen darauf, dass viel weniger Bäume weichen müssen als ursprünglich geplant – Zahlen sind noch ungewiss. So soll ein Waldstreifen neben der A44 bleiben, der 200 Meter lang und 40 statt ursprünglich 25 Meter breit ist. Die Bürogebäude werden kleiner, zudem werden 100 neue Bäume gepflanzt, um den Bestand aufzuwerten. Dazu kommen Ersatzpflanzungen in Wittlaer.
Dafür werden wohl bald die Bagger anrollen an der waldähnlichen Struktur neben dem Flughafen.