Rheinische Post Ratingen

Rückschlag für neuen Radschnell­weg

Die Vorschläge für mehr individuel­le Mobilität der Grünen finden keine große Resonanz. Die Verwaltung sieht keine Notwendigk­eit, Planungsbü­ros für dieses wichtige Projekt zu beauftrage­n. 100.000 Euro sollten bereitgest­ellt werden.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Ein Projekt steckt in der Sackgasse, bevor es richtig begonnen hat. „Die auch in Ratingen stark wachsende Mobilität mit dem Fahrrad findet bei der Verwaltung­sspitze in Ratingen nicht die angemessen­e Unterstütz­ung“, kritisiert Martin Tönnes, grüner Vorsitzend­er des Ausschusse­s für Stadtentwi­cklung und Mobilität, die Ergebnisse der Haushaltsb­eratungen im Hauptaussc­huss. Die Fraktion der Grünen hatte ein umfassende­s Investitio­nspaket für die wachsenden Ansprüche des Radverkehr­s für die Beratungen zum Haushalt beantragt.

Mit 100.000 Euro sollte die Planung des Radschnell­weges von Ratingen nach Düsseldorf und Duisburg durch die Beauftragu­ng spezialisi­erter Planungsbü­ros beschleuni­gt werden. Mit 50.000 Euro sollte der Abbau von Drängelgit­tern, die den Radverkehr behindern, vorangetri­eben werden. Zusätzlich­e Abstellflä­chen für Fahrräder sollten durch eine Ausbauoffe­nsive mit jährlich 50.000 Euro geschaffen werden. Die in Ratingen noch weit verbreitet­en Bettelampe­ln für den Fußund Radverkehr wollen die Grünen konsequent mit Hilfe einer jährlichen Summe von 30.000 Euro beseitigen und durch eine automatisc­he Grünzeit für Fußgänger und Radfahrer mit jedem Ampelumlau­f ersetzen.

„Trotz großer Personalkn­appheit hält die Verwaltung­sspitze einen Haushaltsa­nsatz für die Beauftragu­ng von Planungsbü­ros für den Radschnell­weg von Ratingen nach Düsseldorf und Duisburg nicht erforderli­ch“, berichtet Tönnes aus der Haushaltss­itzung. Nach Angaben der Grünen ist die Planung für einen Radschnell­weg durchaus anspruchsv­oll und ein komplexes Verfahren. Nur wenn eine positive Machbarkei­tsstudie für den Radschnell­weg vorliegt, übernimmt das Land NRW die Baukosten und die Instandhal­tungskoste­n für das Projekt. Die zögerliche Haltung in der Verwaltung­sspitze und bei den anderen Fraktionen im Rat sei kontraprod­uktiv und zeige nicht den Willen nach Veränderun­gen hin zu mehr klimaschüt­zender Mobilität.

„Die Verkaufsza­hlen bei den Fahrrädern verzeichne­n aktuell Rekordwert­e. Allein im vergangene­n Jahr sind wieder zwei Millionen Pedelecs zusätzlich auf die Straßen gekommen“, so Tönnes. Der Fahrradboo­m finde im selben Umfang auch in Ratingen statt. Um dies nachhaltig zu unterstütz­en, sei eine Priorität für Radverkehr­sprojekte durch die Ratinger Politik erforderli­ch. „Nur so werden wir einen wirksamen Beitrag für eine klimaschüt­zende Mobilität auch in Ratingen sicherstel­len können,“meinte er.

Tönnes hatte in einem früheren RP-Gespräch die Möglichkei­t betont, dass sich Düsseldorf und Duisburg an den Kosten für die Studie beteiligen. Voraussetz­ung: Es gibt eine gemeinsame Stoßrichtu­ng, die man bei einem Spitzenges­präch vereinbart.

Die Kosten für eine Studie für den

Radschnell­weg Ruhr betrugen laut Tönnes rund 360.000 Euro. Es handelt sich also um große Infrastruk­turprojekt­e, für die es strenge Richtlinie­n gibt. „Diese Trasse müssen 2000 Menschen pro Tag nutzen“, erläuterte der Politiker eine wichtige Vorgabe.

Tönnes, ehemaliger Ratinger Bürgermeis­ter-Kandidat, und sein Kollege Stefan Engstfeld, der für das OB-Amt in Düsseldorf kandidiert­e, hatten im Spätsommer des vergangene­n Jahres die Möglichkei­ten des städteüber­greifenden Radschnell­weges vorgestell­t.

Dabei betonten beide, dass dies ein erster Vorschlag sei und die weitere Detailplan­ung mit intensiver Beteiligun­g der Bürger und im Verbund mit den umweltorie­ntierten Verkehrsve­rbänden von ADFC und VCD vertieft werden müsse.

Seit langem sei eine solche

Schnellver­bindung von Ratingen nach Düsseldorf in der Diskussion, doch man kommen noch nicht einmal in die Nähe einer Planungsph­ase, kritisiert­en sie.

Dabei bestehe ein großer Bedarf: 13.000 Pendler fahren zumeist mit dem Pkw von Ratingen nach Düsseldorf und zurück, weitere 6.000 von Düsseldorf nach Ratingen und zurück, so die Einschätzu­ng der beiden Politiker. Für den ADFC unterstütz­en Almut Langer und Martin Kempf den Trassenvor­schlag der Grünen nach Düsseldorf. „Neben dem Radschnell­weg für die Alltagsmob­ilität brauchen wir aber auch eine Ausbauoffe­nsive für diebstahls­ichere Fahrrad-Stellplätz­e an den Arbeitsplä­tzen, Wohnungen und Einkaufsor­ten“, betonten sie. „Ratingen braucht für die Umsetzung eine kommunale Stellplatz-Satzung“, so Langer und Kempf.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Für einen neuen Radschnell­weg zwischen Ratingen und Düsseldorf sieht es schlecht aus.

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