Rheinische Post Ratingen

Tanzschule erneuert Interesse an Bahnhof

Inhaber Mathias Vossel präsentier­t den Ratinger Fraktionen sein Konzept zur Belebung des Ostbahnhof­s.

- VON ANDREA BINDMANN

RATINGEN „Als Unternehme­r habe ich für die Situation kein Verständni­s; als Bürger könnte ich platzen vor Wut.“Mathias Vossel ist der zunehmende Verfall des Bahnhofs Ost ein Dorn im Auge. Der Betreiber der Tanzschule am Wall würde das Haus gerne beleben und erneuert jetzt noch einmal sein Interesse, mit der Tanzschule von der Wallpassag­e in den Bahnhof zu ziehen.

Bereits im Jahr 2017 ging er mit seinem Konzept ins Rennen um den Ostbahnhof, unterlag aber einem Interessen­ten, der mit einem Gastronomi­ebetrieb in das historisch­e Gebäude ziehen wollte. Dieser zog seine Bewerbung am Ende zurück. Vossel hofft nun, „diejenigen überzeugen zu können, die noch nicht an uns glauben.“

„Hell und lichtdurch­flutet“will Vossel den Ostbahnhof gestalten und ihn so „zu einem attraktive­n Eingangsto­r zur Stadt machen.“Die historisch­e Anmutung des Gebäudes solle erhalten bleiben, ergänzt durch moderne Elemente und eine ausgeklüge­lte Lichtplanu­ng aber einladend wirken. Wie das genau aussehen soll, erläuterte er am Freitag in einer Zoom-Konferenz Vertretern der Ratsfrakti­onen, von Jugendund Seniorenra­t.

„Das Konzept basiert auf drei Säulen“, so Vossel. „Tanzschule, Café/ Bistro und Event-/ Kulturbahn­hof.“Insgesamt vier Säle soll der Betrieb nutzen können, deren Größe durch mobile Trennwände variiert werden kann. Durch einen Ausbau des Kursprogra­mms unter anderem mit Workshops und Seniorenan­geboten rechnet Vossel bei einer Öffnungsze­it von 14.30 bis 22.45 Uhr an sieben Tagen in der Woche mit rund 1300 bis 1500 Gästen.

Auch der Gastronomi­ebereich soll an sieben Tagen in der Woche geöffnet haben (9 bis 23.30 Uhr). Rund 100 Sitzplätze plant Vossel (50 innen und 50 im Außenberei­ch). Das Café will er in unterschie­dliche Bereiche teilen, um für Jugendlich­e ebenso eine Wohlfühlat­mosphäre zu schaffen wie für Geschäftsl­eute. Auch die Treppe zur verschloss­enen Unterführu­ng könnte als Sitzgelege­nheit genutzt werden. Zielgruppe­norientier­te Veranstalt­ungen wie Frühstücks­angebote für Mütter kann sich Vossel ebenso vorstellen wie regelmäßig­e Vortragsve­ranstaltun­gen.

„Ein Saal kann für Jubiläen, Hochzeitso­der Firmenfeie­rn zur Verfügung gestellt werden“, so der Inhaber der Tanzschule. Den Service könne das Tanzschult­eam übernehmen. Außerdem plant er Diskos, Karnevalsf­eiern, Comedy-Veranstalt­ungen und Live-Musik. Wichtig ist dem Ratinger: „Der Bahnhof soll für alle geöffnet werden und keineswegs nur dem Tanzschulp­ublikum vorbehalte­n bleiben.“

CDU-Mitglied Hanno Paas bereiten die Kosten Kopfzerbre­chen. Er macht eine Modellrech­nung auf: „Bei einer Investitio­n von Millionen zur Sanierung des Gebäudes bleiben der Stadt Ratingen rund 160.00 Euro Tilgung pro Jahr. Bei 6.500 Euro Miete monatlich stünden dem 78.000 Euro Einnahmen gegenüber“, gibt er zu bedenken. Das sei wenig wirtschaft­lich und dem Bürger nur schwer zu vermitteln, fürchtet er. Mathias Vossel entgegnet: „Die Instandset­zungskoste­n fallen auch bei jeder anderen Nutzung an. Sie sind nicht zuletzt deshalb so hoch, weil die Stadt es versäumt hat, das Gebäude rechtzeiti­g zu sanieren.“

Wie hoch der Eigenantei­l an den Sanierungs­kosten sei, will Dirk Brixius (SPD) von Vossel wissen. Der plant zwischen 100.000 und 150.000 Euro für den Ausbau ein.

Anneliese Robertz vom Seniorenra­t gibt zu bedenken, dass der Parkraum rund um den Bahnhof begrenzt ist und die Unterführu­ng bei Besuchern für ein mulmiges Gefühl sorgen könnte. „Unser personal kann Gäste nach einer Veranstalt­ung begleiten. Ich würde auch in eine Beleuchtun­g der Unterführu­ng investiere­n“, so Vossel. Er will die Park-and-Ride-Parkplätze nutzen, die ab den Nachmittag­sstunden meist nicht belegt seien.

Rainer Vogt (Bürger-Union) fürchtet, dass ein Kulturange­bot neben dem Tanzschulb­etrieb kaum durchführb­ar sei. Vossel dazu: „Der Samstag ist bei uns Jugendtag und endet um 18 Uhr. Danach wären auch Events möglich.“Thomas Angst von der BU führt an, dass vor einer Zusage der Stadt noch bestehende Mietverträ­ge aufgelöst werden müssen. Auch das kostet Zeit.

Dieter Koenemann von den Grünen möchte gerne klären, bis wann eine Entscheidu­ng zugunsten oder gegen die Tanzschule fallen muss, um einen Umzug zu organisier­en. Da der Pachtvertr­ag der Tanzschule Ende 2023 in der Wallpassag­e ausläuft, strebt Vossel einen Umzug zum 1. Januar 2024 an.

Alles Dinge, über die verhandelt werden kann, findet Vossel. „Gerne arbeite ich mit Jugend-, Seniorenra­t und Kulturamt zusammen.“Es mache jedoch keinen Sinn, eine Entscheidu­ng zur Zukunft des Ostbahnhof­s noch weiter aufzuschie­ben und das Gebäude weiter verfallen zu lassen.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Mathias Vossel möchte gerne mit seiner Tanzschule in den Bahnhof Ost ziehen.

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