Tanzschule erneuert Interesse an Bahnhof
Inhaber Mathias Vossel präsentiert den Ratinger Fraktionen sein Konzept zur Belebung des Ostbahnhofs.
RATINGEN „Als Unternehmer habe ich für die Situation kein Verständnis; als Bürger könnte ich platzen vor Wut.“Mathias Vossel ist der zunehmende Verfall des Bahnhofs Ost ein Dorn im Auge. Der Betreiber der Tanzschule am Wall würde das Haus gerne beleben und erneuert jetzt noch einmal sein Interesse, mit der Tanzschule von der Wallpassage in den Bahnhof zu ziehen.
Bereits im Jahr 2017 ging er mit seinem Konzept ins Rennen um den Ostbahnhof, unterlag aber einem Interessenten, der mit einem Gastronomiebetrieb in das historische Gebäude ziehen wollte. Dieser zog seine Bewerbung am Ende zurück. Vossel hofft nun, „diejenigen überzeugen zu können, die noch nicht an uns glauben.“
„Hell und lichtdurchflutet“will Vossel den Ostbahnhof gestalten und ihn so „zu einem attraktiven Eingangstor zur Stadt machen.“Die historische Anmutung des Gebäudes solle erhalten bleiben, ergänzt durch moderne Elemente und eine ausgeklügelte Lichtplanung aber einladend wirken. Wie das genau aussehen soll, erläuterte er am Freitag in einer Zoom-Konferenz Vertretern der Ratsfraktionen, von Jugendund Seniorenrat.
„Das Konzept basiert auf drei Säulen“, so Vossel. „Tanzschule, Café/ Bistro und Event-/ Kulturbahnhof.“Insgesamt vier Säle soll der Betrieb nutzen können, deren Größe durch mobile Trennwände variiert werden kann. Durch einen Ausbau des Kursprogramms unter anderem mit Workshops und Seniorenangeboten rechnet Vossel bei einer Öffnungszeit von 14.30 bis 22.45 Uhr an sieben Tagen in der Woche mit rund 1300 bis 1500 Gästen.
Auch der Gastronomiebereich soll an sieben Tagen in der Woche geöffnet haben (9 bis 23.30 Uhr). Rund 100 Sitzplätze plant Vossel (50 innen und 50 im Außenbereich). Das Café will er in unterschiedliche Bereiche teilen, um für Jugendliche ebenso eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen wie für Geschäftsleute. Auch die Treppe zur verschlossenen Unterführung könnte als Sitzgelegenheit genutzt werden. Zielgruppenorientierte Veranstaltungen wie Frühstücksangebote für Mütter kann sich Vossel ebenso vorstellen wie regelmäßige Vortragsveranstaltungen.
„Ein Saal kann für Jubiläen, Hochzeitsoder Firmenfeiern zur Verfügung gestellt werden“, so der Inhaber der Tanzschule. Den Service könne das Tanzschulteam übernehmen. Außerdem plant er Diskos, Karnevalsfeiern, Comedy-Veranstaltungen und Live-Musik. Wichtig ist dem Ratinger: „Der Bahnhof soll für alle geöffnet werden und keineswegs nur dem Tanzschulpublikum vorbehalten bleiben.“
CDU-Mitglied Hanno Paas bereiten die Kosten Kopfzerbrechen. Er macht eine Modellrechnung auf: „Bei einer Investition von Millionen zur Sanierung des Gebäudes bleiben der Stadt Ratingen rund 160.00 Euro Tilgung pro Jahr. Bei 6.500 Euro Miete monatlich stünden dem 78.000 Euro Einnahmen gegenüber“, gibt er zu bedenken. Das sei wenig wirtschaftlich und dem Bürger nur schwer zu vermitteln, fürchtet er. Mathias Vossel entgegnet: „Die Instandsetzungskosten fallen auch bei jeder anderen Nutzung an. Sie sind nicht zuletzt deshalb so hoch, weil die Stadt es versäumt hat, das Gebäude rechtzeitig zu sanieren.“
Wie hoch der Eigenanteil an den Sanierungskosten sei, will Dirk Brixius (SPD) von Vossel wissen. Der plant zwischen 100.000 und 150.000 Euro für den Ausbau ein.
Anneliese Robertz vom Seniorenrat gibt zu bedenken, dass der Parkraum rund um den Bahnhof begrenzt ist und die Unterführung bei Besuchern für ein mulmiges Gefühl sorgen könnte. „Unser personal kann Gäste nach einer Veranstaltung begleiten. Ich würde auch in eine Beleuchtung der Unterführung investieren“, so Vossel. Er will die Park-and-Ride-Parkplätze nutzen, die ab den Nachmittagsstunden meist nicht belegt seien.
Rainer Vogt (Bürger-Union) fürchtet, dass ein Kulturangebot neben dem Tanzschulbetrieb kaum durchführbar sei. Vossel dazu: „Der Samstag ist bei uns Jugendtag und endet um 18 Uhr. Danach wären auch Events möglich.“Thomas Angst von der BU führt an, dass vor einer Zusage der Stadt noch bestehende Mietverträge aufgelöst werden müssen. Auch das kostet Zeit.
Dieter Koenemann von den Grünen möchte gerne klären, bis wann eine Entscheidung zugunsten oder gegen die Tanzschule fallen muss, um einen Umzug zu organisieren. Da der Pachtvertrag der Tanzschule Ende 2023 in der Wallpassage ausläuft, strebt Vossel einen Umzug zum 1. Januar 2024 an.
Alles Dinge, über die verhandelt werden kann, findet Vossel. „Gerne arbeite ich mit Jugend-, Seniorenrat und Kulturamt zusammen.“Es mache jedoch keinen Sinn, eine Entscheidung zur Zukunft des Ostbahnhofs noch weiter aufzuschieben und das Gebäude weiter verfallen zu lassen.