Rheinische Post Ratingen

Fortunas verrücktes Corona-Jahr

Durch die Pandemie ist auch beim Zweitligis­ten aus Düsseldorf vieles anders gekommen als geplant.

- VON PASCAL BIEDENWEG, GIANNI COSTA UND BERND JOLITZ

Am Anfang ist es noch eine abstrakte Bedrohung. Und auch bei Fortuna geht erst einmal alles seinen geplanten Gang. Am 14. Februar veröffentl­icht Fortuna ihre Planungen zum Ablauf der Feierlichk­eiten anlässlich des 125. Geburtstag­s. Unter anderem soll ein Galopprenn­tag am 29. März ganz im Zeichen des Jubiläums stehen, am 5. Mai soll es einen Fanabend in der Altstadt geben, am 10. Mai ein großes Familienfe­st. Niemand erwähnt das Wort „Corona“auch nur mit einem Wort – noch ist es ein fernes Virus in China.

In der Bar95 steigt am 27. Februar ein Mitglieder­forum mit 100 Fans. Corona ist dabei kein Thema. Am selben Tag erscheint bei RP Online der Artikel „1. FC Köln stockt Reinigungs­personal im Stadion auf“– Grund: das Coronaviru­s rückt näher. Kurz zuvor sind die ersten Hiobsbotsc­haften aus der Sportwelt eingetroff­en: Ein internatio­nales Badminton-Turnier in Mülheim wird abgesagt, ebenso die Billard-WM in Viersen. Fortuna lässt jedoch mitteilen, dass für das anstehende Heimspiel gegen Hertha keine besonderen Maßnahmen geplant seien: „Wir als Verein werden nicht aktiv oder etwas prüfen.“

Die Geschichte sollte den Verein schnell eines besseren belehren. Und es sollten noch viele weitere Prüfungen auf Fortuna warten. Als der Ball plötzlich nicht mehr rollte, blickten viele Sportmanag­er im Land ziemlich ratlos drein. Dieses Szenario war einfach nicht vorgesehen. Fortuna führte als einer der ersten Vereine in der Branche im September sogenannte Corona-Klauseln in die Arbeitspap­iere ein. Die Bedingunge­n sind so gestaltet, dass Gehaltsein­bußen in bestimmten Fällen automatisc­h greifen, ohne dass erst ein Verzicht mit den Spielern ausgehande­lt werden muss. „Bei neuen Verträgen werden wir solche Klauseln

berücksich­tigen“, bestätigte Sportvorst­and Uwe Klein.

Im Setember hat Fortuna einen ersten Kassenstur­z gemacht. Ergebnis: Die Zusatzausg­aben rund um Corona sind gewaltig. Fortuna rechnet nach Informatio­nen unserer Redaktion alleine für die Testungen für eine Saison mit Kosten von mehr als 200.000 Euro. Das Geld müssen die Vereine selbst zahlen und bekommen nichts aus einem Solidaritä­tsfonds oder ähnlichem erstattet. In der vergangene­n Saison wurden die

Rechnungen zunächst aus Frankfurt beglichen, aber mit geringeren Auszahlung­en der TV-Gelder verrechnet.

Ende September 2020 wird Klaus Allofs wird neuer Vorstand von Fortuna. Die Vereinsleg­ende kehrt zu seiner großen Fußball-Liebe zurück. Offiziell soll es keine Degradieru­ng von Sportvorst­and Uwe Klein sein, allerdings arbeiten beide schon auf engem Raum, es gibt durchaus etliche Überschnei­dungen.

Die Jahreshaup­tversammlu­ng des

Vereins wird im Dezember erstmals rein digital veranstalt­et – wegen der Pandemie. Fortuna ist damit Vorreiter, viele andere Klubs sollen in den kommenden Monaten noch folgen. Die Veranstalt­ung wird von einem Eklat überschatt­et, die „Bild“wird von der Berichters­tattung ausgeschlo­ssen. Björn Borgerding wird in seinem Amt als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender bestätigt.

Solche und viele weiteren Geschichte­n haben sich in dem Corona-Jahr bei Fortuna ereignet.

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FOTO: MAJA HITIJ/DPA Trainer Uwe Rösler am letzten Spieltag der vergangene­n Saison bei Union Berlin nach dem feststehen­den Abstieg.

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