Rheinische Post Ratingen

Zehn Jahre Haft wegen Totschlags an Mutter

Im Keller eines Mehrfamili­enhauses machten Bewohner 2017 eine grausame Entdeckung: In Mülltüten steckten Leichentei­le.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

DÜSSELDORF Wegen Totschlags an seiner Mutter (62) hat das Landgerich­t einen 49-Jährigen zu zehn Jahren Haft verurteilt. Demnach erschlug er die Frau vor fast vier Jahren in ihrer Wohnung in Holthausen, zerstückel­te den Leichnam und versteckte die Leichentei­le in Müllsäcken im Keller. Der Staatsanwa­lt hatte auf heimtückis­chen Mord plädiert und lebenslang­e Haft gefordert. Der Angeklagte bestritt alle Vorwürfe, seine Anwältin plädierte auf Freispruch.

Die Bluttat hatte Anfang Mai 2017 im Umfeld des Opfers für Entsetzen gesorgt. Auf einem Ledersofa, das ihr in der Wohnung zum Schlafen diente, war die 62-Jährige laut Anklage durch drei wuchtige Schläge mit einem stumpfen Gegenstand im

Schlaf getötet worden. Dabei blieb der Staatsanwa­lt auch in seinem Schlussplä­doyer. Die Schläge hätten dem Opfer nur im Zustand der „Arg- und Wehrlosigk­eit“zugefügt werden können, weil die 62-Jährige mit dem Gesicht zur Wand auf dem Sofa lag, als die Hiebe ihren Kopf trafen. Zudem seien beim Opfer keine Abwehrverl­etzungen entdeckt worden. Die Richter hielten es für denkbar, dass es zwischen der Mutter und ihrem ältesten Sohn kurz zuvor einen heftigen Streit gegeben hatte, der 49-Jährige sich dabei zu den Hieben hinreißen ließ. Damit wäre dann das Mordmerkma­l der Heimtücke nicht erfüllt, die Tat daher als Totschlag zu werten. Als Täter komme nur der Angeklagte in Betracht, der danach per Fernbus in die serbische Heimat abgereist war – und erst Jahre später bei einem Grenzübert­ritt

nach Kroatien festgenomm­en wurde. Auch sein Bruder (47) in Düsseldorf war kurz nach Entdeckung der Leichentei­le in den Fokus der Ermittler geraten, galt als Verdächtig­er. Als Zeuge hatte er jegliche Aussage gegen seinen älteren Bruder verweigert und nur erklärt, er glaube nicht daran, dass der Angeklagte die Mutter getötet habe.

In einer ersten Zwischenbe­wertung nach mehreren Prozesstag­en hatte es das Landgerich­t zu Jahresanfa­ng für möglich gehalten, dass auch der jüngere Bruder des Angeklagte­n als Verdächtig­er in Betracht kommen könnte. Doch im Urteil stützten sich die Richter auf das offenkundi­g seit Jahren angespannt­e Verhältnis des Angeklagte­n zur Mutter. Er habe ihr angelastet, vor Jahren ihren Ehemann samt Kindern in Serbien wegen eines anderen Mannes

verlassen, sich zuletzt in Düsseldorf niedergela­ssen und hier ohne Rücksicht auf ihre Kinder ein vermeintli­ch unbeschwer­tes Leben geführt zu haben.

Als Beweis gegen den Mann hatte der Staatsanwa­lt angeführt, dass es nur von diesem Angeklagte­n verräteris­che Spuren an den Müllsäcken mit den Leichentei­len der Mutter gegeben habe. Verteidige­rin Josepa Salm-Francki gab sich jedoch sicher: „Falls das Gericht meinen Mandanten verurteilt, dann verurteilt es einen Unschuldig­en!“Der 49-Jährige verlas danach mit tränenerst­ickter Stimme ein 20 Seiten langes Schlusswor­t, wiederholt­e darin seine frühere Version, wonach er seine Mutter geliebt und nicht getötet habe. Nach Bewertung aller Umstände kamen die Richter am 11. Prozesstag jedoch zum Schuldspru­ch.

 ?? F.: WUK ?? Der Angeklagte mit seiner Verteidige­rin Josepa Salm-Francki
F.: WUK Der Angeklagte mit seiner Verteidige­rin Josepa Salm-Francki

Newspapers in German

Newspapers from Germany