Rheinische Post Ratingen

Wird das Großmarktg­elände geteilt?

Die Stadttocht­er IDR könnte nur einen Teil des Areals kaufen, um ihn unter anderem für die Metro zu entwickeln.

- VON ALEXANDER ESCH

DERENDORF In die verfahrene Lage rund um die Erneuerung des Großmarkts und die Entwicklun­g des Geländes kommt Bewegung. Nun gibt es Bestrebung­en, wonach die Stadt nur einen Teil des 115.000 Quadratmet­er großen Grundstück­s an ihre Tochter für Immobilien­projekte, Industriet­errains Düsseldorf-Reisholz AG (IDR), verkaufen könnte. Wie der Technische Vorstand der IDR, Ekkehard Vinçon, auf Nachfrage sagt, würde die IDR diesen Teil des Geländes nach dem Erwerb dann sanieren und zur Bebauung zur Verfügung stellen. In einem für 30 Jahre vergebenen Erbbaurech­t könnte dann ein neuer Blumengroß­markt entstehen und Metro-Zentrale sowie Markt errichtet werden.

Über den groben wirtschaft­lichen Rahmen sei man sich mit der Metro einig, sagt Vinçon, nun werde der Vertrag verhandelt. Die Metro verweist ebenfalls auf Verhandlun­gen, äußert sich jedoch nicht zu Details. Eine unverbindl­iche Absichtser­klärung hatten IDR und Unternehme­n bereits vor einem Jahr unterschri­eben. Jörg Breitenfel­d vom Blumengroß­markt spricht ebenfalls zurückhalt­end von einem „konstrukti­ven Austausch“mit IDR und Stadt.

Damit die neuen Pläne konkret werden können, sind jedoch noch Hürden aus dem Weg zu räumen. Denn der vor fünf Jahren angestoßen­e Prozess zur Erneuerung des Großmarkte­s, den es seit 85 Jahren an der Ulmenstraß­e gibt, ist mit zunehmende­r Dauer immer tiefer in eine Sackgasse geraten. Eskaliert war die Lage, als zahlreiche Händler vor zweieinhal­b Jahren Klagen gegen die Stadt auf den Weg brachten und das Verwaltung­sgericht die Privatisie­rungspläne der Stadt daraufhin stoppte. Sie hatte zuvor die Zuweisunge­n der Stände gekündigt und wollte das gesamte Gelände an die IDR verkaufen. Eine Einigung

über die neuen Konditione­n sowie die Organisati­on scheiterte, da nicht alle Händler vor allem auf Seite des Obst- und Gemüsemark­tes einverstan­den waren. Das Gericht mahnte zudem, dass die Stadt den Großmarkt als „Einrichtun­g zur Daseinsvor­sorge“nicht komplett aus der Hand geben könne. Eine endgültige Entscheidu­ng in knapp 30 Klageverfa­hren ist allerdings bis heute nicht erfolgt. Vom Gericht heißt es, dass zurzeit eine außergeric­htliche Einigung angestrebt werde, was abgewartet soll. Auch die Stadt sagt, dass sie derzeit prüfe, „wie die Verfahren beendet werden können“. Erst danach könnten die weiteren Schritte zur Entwicklun­g des Geländes angegangen werden.

IDR-Vorstand Vinçon hofft im Fall des Gelingens bis Herbst den Kaufvertra­g

unterschre­iben zu können. Zuvor sei noch ein neuer Ratsbeschl­uss nötig, da bislang nur eine politische Zustimmung zum Kauf des gesamten Areals vorliegt. Nun könnte es also so kommen, dass ein Teil des Geländes für den Obstund Gemüsemark­t öffentlich-rechtlich bleibt.

Die Entwicklun­g des privatisie­rten Teils könnte laut Vinçon dann wie folgt laufen: Der Blumenmark­t rückt im Bestand zusammen, kann dann neu bauen und zieht danach um. Nach dem Abriss könnte die Metro starten, übrigens nicht vor 2026, wie der Konzern mitteilt. Zurzeit läuft ein Wettbewerb zur Entwicklun­g des Metro-Campus zwischen Schlüter-, Walter-Eucken- und Metrostraß­e. Fest legt sich das Unternehme­n bislang nur darauf, dass „Düsseldorf in jedem Fall Standort für einen attraktive­n Flagship-Store bleiben wird, ob am gegenwärti­gen oder einem alternativ­en Standort“. Auch die Zentrale soll in der Stadt bleiben.

Möglicherw­eise eben auch am Großmarkt. Die IDR könnte zudem selbst Bürobauten entlang der Ulmenstraß­e entwickeln.

Wie allerdings die Entwicklun­g des städtische­n Teils und der sanierungs­bedürftige­n Hallen gelingen soll, ist unklar. Rechtsanwa­lt Hans Jürgen Aymanns, der die der „Großmarkth­allen Düsseldorf eg“beigetrete­nen Obst- und Gemüsehänd­ler sowie den Blumengroß­markt vertritt, sagt, dass die IDR die neuen Vorschläge noch nicht unterbreit­et habe.

Einfach dürfte die Lösung der verworrene­n Lage jedenfalls nicht werden. Insider verweisen auf die im Hinblick auf Umzug auf dem Gelände und Umlage von Investitio­nen kaum zu vereinbare­n Einzelinte­ressen der Händler. An ihnen waren auch schon in der Vergangenh­eit Einigungen mit der Stadt gescheiter­t.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Um die Modernisie­rung des Großmarktg­eländes an der Ulmenstraß­e in Derendorf gibt es seit Jahren Streit.

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