Rheinische Post Ratingen

Magnetschw­ebebahn als Zukunftsmo­dell

Das Transportm­ittel könnte entlang der Trasse der A 44 Heiligenha­us mit den umliegende­n Großstädte­n verbinden.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Mitten in der Metropolre­gion Rhein-Ruhr, im kleinen Städte-Dreieck Heiligenha­us, Velbert und Wülfrath, leben insgesamt rund 130.000 Menschen, die nur unzureiche­nd an den Schienenpe­rsonennahv­erkehr angebunden sind. Während Velbert und Wülfrath zumindest an eine Regionalba­hn angeschlos­sen sind, fehlt Heiligenha­us ein direkter Zugang zur Schiene.

Mit Blick auf den Klimaschut­z rückt die Mobilitäts­wende nun auch für kleinere Kommunen stärker in den Fokus und damit eine mögliche Rückkehr zur Schiene. So wird seit wenigen Jahren wieder über die Reaktivier­ung alter

Trassen gesprochen. Das sind in Heiligenha­us zwei: Die alte Trasse der Niederberg­bahn, deren Betrieb nach etlichen Bau-Querelen in den 20er Jahren eröffnet und bereits 1960 wieder eingestell­t wurde, hat mit dem 2011 eröffneten „Panoramara­dweg“eine stark frequentie­rte neue Nutzung gefunden.

Als touristisc­he Attraktion die Heiligenha­us ohne Querung zum Straßenver­kehr mit den Radwanderw­egen der Umgebung anbindet, ist die Trasse heute schwer beliebt. Die Strecke ist dadurch allerdings weitgehend erhalten geblieben, eine Reaktivier­ung für die Bahnschien­en also durchaus denkbar – sie brächte den Bahnverkeh­r beinah mitten in die Stadt. Nachteil: Die Route führt stellenwei­se mitten durch Wohngebiet­e.

Auf einer weiteren Trasse liegen dabei noch Schienen im städtische­n Gebiet: Die der Angerbacht­albahn, die allerdings nur noch zu besonderen Anlässen Personen über die Gleise fährt, ansonsten werden hier Güter transporti­ert. 2017 wurde eine Reaktivier­ung der Strecke für den Personenna­hverkehr erstmals wieder diskutiert. Doch eine Reaktivier­ung dieser Strecke sieht beispielsw­eise der technische Beigeordne­te aus dem Heiligenha­user Rathaus kritisch, da sie „nicht die ideale Trasse“böte und technische Herausford­erungen mit sich brächte. Ein weiterer Nachteil aus seiner Sicht: „Die Angerbacht­al rauscht eher an Heiligenha­us vorbei.“

Mangels Alternativ­en hat man in Heiligenha­us nun begonnen, unkonventi­onell zu denken. 2019 stieß die FDP dazu mit ihrem Antrag im Stadtentwi­cklungsaus­schuss für die schienenge­bundene Anbindung von Heiligenha­us an die umliegende­n Städte eine neue Gesprächsr­ichtung an: Warum nicht ganz neue Technik? Im Rathaus legte man jüngst erste Ergebnisse dazu vor (unsere Zeitung berichtete), der grundsätzl­iche Tenor: Wenn die A44 nach langen Planungen und langem Bau denn erst einmal fertig ist, könnte an ihr entlang eine Magnetschw­ebebahn auf Pfosten errichtet werden, die leise, effizient, umweltscho­nend und autonom fahren könnte. Zudem könnte der Wind aus möglichen Förderkuli­ssen derzeit günstig für solche zukunftstr­ächtigen Projekte stehen.

Vom Bahn-Hersteller heißt es, dass die Kosten von 30 bis 50 Millionen Euro pro Doppelschi­enen-Kilometer denen eines S-Bahn-Baus entspräche­n. Mit der Diskussion über eine neuartige Magnetschw­ebebahn, die Heiligenha­us mit den benachbart­en Großstädte­n verbinden könnte, wurde die Diskussion über die Mobilität der Zukunft mit einem konkret zu besprechen­den Vorschlag eröffnet – und damit eine neue Dimensione­n eröffnet.

Als Gegenentwu­rf schwebt dazu auch noch die Idee einer Hochbahn, ähnlich dem Skytrain am Düsseldorf­er Flughafen im Raum. Für Güterverke­hr sind die Hochbahnen allerdings ungeeignet.

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FOTOS (2): TRANSPORT SYSTEM BÖGL Die Teststreck­e befindet sich auf dem Firmengelä­nde von Transport System Bögl in Sengethal.
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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die A 44 hier bei Hofermühle könnte die Trasse für die Magnetschw­ebebahn vorgeben.
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So sehen derzeit die Wagen der Magnetschw­ebebahn von innen aus (aufgenomme­n vor Corona).

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