Rheinische Post Ratingen

Als die Corona-Pandemie in unser Leben trat

Genau vor einem Jahr ist der erste Bürger im Kreis Mettmann an den Folgen von Covid-19 gestorben. Eine persönlich­e Betrachtun­g.

- VON NORBERT KLEEBERG

Längst verordnet der Kopf automatisc­h, dass man Kontakte meiden soll. Größere Menschenan­sammlungen sind tabu – genauso wie Konzerte, Theaterver­anstaltung­en und vieles andere mehr. Wer sich Filme anschaut, der staunt: Akteure ohne Maske, geradezu intime Nahbarkeit. Erinnerung­en an eine Zeit, die gar nicht so lange her ist. Filme, die man aktuell nur schwer begreifen kann, denn die Augen gleichen vieles mit der Pandemie-Realität ab. Corona hat den Kopf irgendwie neu codiert.

Genau vor einem Jahr starb der erste Bürger des Kreises Mettmann an den Folgen von Covid-19. Damals sickerte die reale Bedrohung in die Städte. Das Virus wurde omnipräsen­t, bestimmte immer mehr die Schlagzeil­en – auch in Ratingen. Längst wissen die Bürger, was ein SaE ist – ein Stab für außergewöh­nliche Ereignisse, der wesentlich­e Entscheidu­ngen trifft.

Die Bürger haben verinnerli­cht, wie man sich zum Beispiel für einen Besuch des Freibades registrier­en lassen muss. Und sie kennen die Aha-Regeln und vieles mehr in-. und auswendig. Das Virus ist ummantelt von einer eigenen Wissenswel­t, geschaffen von Wissenscha­ftlern und Politikern.

Mittlerwei­le gibt es Ratinger Impflotsen, die älteren Menschen Termine im Impfzentru­m des Kreises in Erkrath besorgen. Man verfügt über Test-Standorte, an denen geprüft wird, ob man sich mit dem Virus infiziert hat.

Man erinnert sich an den ersten wilden Ansturm auf die FFP2-Masken, die längst wie ein Alltagsgeg­enstand behandelt werden. Die Menschen treffen sich in virtuellen Welten. Familienfe­iern, Geburtstag­e,

Lockdown – längst ein fester Bestandtei­l des verbalen Alltags.

Klassentre­ffen, Abifeiern, Vereinssit­zungen, Schützenfe­ste – vieles abgesagt, verschoben oder improvisie­rt. Das Virus sorgt für permanente Unplanbark­eit.

Corona macht müde und mürbe. Doch die Ratinger haben in diesen schweren Zeiten gezeigt, dass sie zusammenha­lten. Die Kommunalpo­litik gibt sich sehr konsenstau­glich, man konzentrie­rt sich aufs Wesentlich­e: also auf Hilfen für den Einzelhand­el, die Gastronomi­e, Künstler und Vereine. Botschaft: Wir lassen euch nicht im Stich!

Das Wort Lockdown ist fester Bestandtei­l des verbalen Alltags. Und man redet längst nicht mehr im Konjunktiv. Hätte, könnte, wäre – aus dem Vokabular gestrichen. Man orientiert sich an den Fakten und fragt nicht mehr hartnäckig, was der Sommer an Lockerunge­n bringen wird.

Die Bundespoli­tik mit ihren Lockdown-Verlängeru­ngswochen hat die Bürger skeptisch gemacht. Auch wenn die Ratingen Marketing GmbH (RMG) und der innerstädt­ische Werbering City-Kauf das Veranstalt­ungsjahr 2021 eng getaktet haben – die Zweifel bleiben. Doch man will sich einfach nicht unterkrieg­en lassen. Die Stadtgesel­lschaft beobachtet sehr genau die Inzidenz-Zahlen für den Kreis Mettmann und natürlich für Ratingen. Ist eine Besserung der Lage in Sicht? Vorerst nicht.

Was also tun? Akzeptiere­n, dass Corona in unser Leben getreten ist, aber nicht kapitulier­en vor den Herausford­erungen, die dieses Virus noch hervorbrin­gen wird. An die schönen Dinge des Lebens denken, also an einen Spaziergan­g im Cromford-Park oder ein leckeres Eis im Sonnensche­in. Ja, es ist bittere Realität: Mittlerwei­le liegt die Zahl der Toten im Kreis Mettmann bei weit über 600. Unfassbar – wie diese gesamte Pandemie.

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RP-FOTOS (4): ACHIM BLAZY Die Corona-Pandemie hat das Leben der Stadtgesel­lschaft tiefgreife­nd beeinfluss­t. Schutzmask­en gehören zum alltäglich­en Bild.
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Das Testzentru­m am Ostbahnhof. Mittlerwei­le können sich Bürger an mehreren Standorten, so auch im Haus am Turm, testen lassen.
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Der Kommunale Ordnungsdi­enst (KOD) hat vor einiger Zeit auf dem Düsseldorf­er Platz unter anderem kontrollie­rt, ob Fahrgäste Masken tragen.
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Mobile Test-Teams sind ebenfalls im Einsatz. Die Inzidenz-Zahlen sorgen für eine große Verunsiche­rung – vor allem mit Blick auf die Sommermona­te.

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