Als die Corona-Pandemie in unser Leben trat
Genau vor einem Jahr ist der erste Bürger im Kreis Mettmann an den Folgen von Covid-19 gestorben. Eine persönliche Betrachtung.
Längst verordnet der Kopf automatisch, dass man Kontakte meiden soll. Größere Menschenansammlungen sind tabu – genauso wie Konzerte, Theaterveranstaltungen und vieles andere mehr. Wer sich Filme anschaut, der staunt: Akteure ohne Maske, geradezu intime Nahbarkeit. Erinnerungen an eine Zeit, die gar nicht so lange her ist. Filme, die man aktuell nur schwer begreifen kann, denn die Augen gleichen vieles mit der Pandemie-Realität ab. Corona hat den Kopf irgendwie neu codiert.
Genau vor einem Jahr starb der erste Bürger des Kreises Mettmann an den Folgen von Covid-19. Damals sickerte die reale Bedrohung in die Städte. Das Virus wurde omnipräsent, bestimmte immer mehr die Schlagzeilen – auch in Ratingen. Längst wissen die Bürger, was ein SaE ist – ein Stab für außergewöhnliche Ereignisse, der wesentliche Entscheidungen trifft.
Die Bürger haben verinnerlicht, wie man sich zum Beispiel für einen Besuch des Freibades registrieren lassen muss. Und sie kennen die Aha-Regeln und vieles mehr in-. und auswendig. Das Virus ist ummantelt von einer eigenen Wissenswelt, geschaffen von Wissenschaftlern und Politikern.
Mittlerweile gibt es Ratinger Impflotsen, die älteren Menschen Termine im Impfzentrum des Kreises in Erkrath besorgen. Man verfügt über Test-Standorte, an denen geprüft wird, ob man sich mit dem Virus infiziert hat.
Man erinnert sich an den ersten wilden Ansturm auf die FFP2-Masken, die längst wie ein Alltagsgegenstand behandelt werden. Die Menschen treffen sich in virtuellen Welten. Familienfeiern, Geburtstage,
Lockdown – längst ein fester Bestandteil des verbalen Alltags.
Klassentreffen, Abifeiern, Vereinssitzungen, Schützenfeste – vieles abgesagt, verschoben oder improvisiert. Das Virus sorgt für permanente Unplanbarkeit.
Corona macht müde und mürbe. Doch die Ratinger haben in diesen schweren Zeiten gezeigt, dass sie zusammenhalten. Die Kommunalpolitik gibt sich sehr konsenstauglich, man konzentriert sich aufs Wesentliche: also auf Hilfen für den Einzelhandel, die Gastronomie, Künstler und Vereine. Botschaft: Wir lassen euch nicht im Stich!
Das Wort Lockdown ist fester Bestandteil des verbalen Alltags. Und man redet längst nicht mehr im Konjunktiv. Hätte, könnte, wäre – aus dem Vokabular gestrichen. Man orientiert sich an den Fakten und fragt nicht mehr hartnäckig, was der Sommer an Lockerungen bringen wird.
Die Bundespolitik mit ihren Lockdown-Verlängerungswochen hat die Bürger skeptisch gemacht. Auch wenn die Ratingen Marketing GmbH (RMG) und der innerstädtische Werbering City-Kauf das Veranstaltungsjahr 2021 eng getaktet haben – die Zweifel bleiben. Doch man will sich einfach nicht unterkriegen lassen. Die Stadtgesellschaft beobachtet sehr genau die Inzidenz-Zahlen für den Kreis Mettmann und natürlich für Ratingen. Ist eine Besserung der Lage in Sicht? Vorerst nicht.
Was also tun? Akzeptieren, dass Corona in unser Leben getreten ist, aber nicht kapitulieren vor den Herausforderungen, die dieses Virus noch hervorbringen wird. An die schönen Dinge des Lebens denken, also an einen Spaziergang im Cromford-Park oder ein leckeres Eis im Sonnenschein. Ja, es ist bittere Realität: Mittlerweile liegt die Zahl der Toten im Kreis Mettmann bei weit über 600. Unfassbar – wie diese gesamte Pandemie.