67-Jähriger stahl Lebensmittel
Nach einem dramatischen Absturz wurde ein TV-Kameramann zum Ladendieb.
DÜSSELDORF (wuk) Vom dramatischen Absturz eines TV-Kameramanns erfuhr am Montag das Amtsgericht. Sieben Anklagen lagen gegen den 67-Jährigen vor – stets wegen Lebensmittel-Diebstählen. Einmal war er auch beim Stehlen von zwei Flaschen Wein erwischt worden. „An meinem Geburtstag – ich konnte mir nicht mal leisten, meine Freunde zu einem Glas einzuladen“, so der Angeklagte.
Obdachlos zu werden nach Jahrzehnten eines absolut geregelten und straffreien Lebens – „das hat mich sehr frustriert“, räumte der Angeklagte alle Vorwürfe ein. Nach 25 Jahren in einer City-Wohnung musste er 2017 wegen Sanierungsarbeiten ausziehen. Mit 365 Euro Rente, amtlich aufgestockt auf 420 Euro, habe er keine neue Bleibe finden können, geschweige denn zum Monatsende noch Geld für Nahrungsmittel gehabt. „Das waren keine Luxusgüter“, bestätigte die Richterin bei Durchsicht der Diebstahlslisten: Da ging es immer um Käse oder Wurst, Fleisch, mal ein Brot oder eine Flasche Billig-Wein, mit der er gelegentlich versuchte, seine Sorgen wegzuspülen, wie der Angeklagte sagte: „Es hat mich mitgenommen, in meinem Alter auf der Straße zu landen.“
Früher hat er für einen Berliner TV-Sender den Fall der Mauer gefilmt, war für TV-Produktionen um die halbe Welt gereist. Nur um seine Rente habe er sich nicht gekümmert. „Dadurch ist er auf der Strecke geblieben“, ergänzte seine Anwältin. Die Richterin erkannte eine „unverschuldete Notlage“des 67-Jährigen, mochte ihn aber auch nicht straflos ausgehen lassen. Sechs Monate Bewährungsstrafe plus Betreuung durch einen Bewährungshelfer seien die richtige Antwort der Justiz auf den Absturz des Angeklagten. Der will sich jetzt dringend um eine Wohnung bemühen – und um einen Nebenjob.