Einkaufsspaß für ein paar Stunden
Für kurze Zeit wurde am Montag in Düsseldorf wieder fast so geshoppt wie vor dem Lockdown. Ein Besuch vor Ort.
STADTMITTE/ALTSTADT Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) NRW zu den Corona-Beschränkungen im Einzelhandel hat am Montag kurzzeitig für einen erhöhten Ansturm in der Düsseldorfer Innenstadt gesorgt. Viele Geschäfte an den großen Einkaufsstraßen im Zentrum öffneten am Mittag ihre Türen komplett und entfernten auch die Anmelde-Schalter am Eingang. Zahlreiche Kunden nutzten diese Chance, ohne Einschränkungen und vorherige Anmeldung einkaufen zu gehen. Wer allerdings lange zögerte, ehe er sich in die Innenstadt aufmachte, hatte das Nachsehen: Nur wenige Stunden später waren die Beschränkungen wieder in Kraft.
Am Vormittag entscheidet das OVG in Münster nach der Klage eines Elektronikmarktes: Die Kundenbegrenzung pro Quadratmeter und die Pflicht zur Terminbuchung sind nicht mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz vereinbar. Denn Buchhandlungen, Schreibwarengeschäfte sowie Blumengeschäfte und Gartenmärkte waren bisher davon ausgenommen. Die Regelung wird außer Kraft gesetzt – viele Händler reagieren sofort, und die Innenstadt sieht am Montagmittag für einige Stunden fast wieder so aus, wie
Geahndet 167 Einsätze hatte der städtische Ordnungs- und Servicedienst am Wochenende, davon standen 66 im Zusammenhang mit der Überwachung der Coronaschutzverordnung. In allen Fällen wurden Verstöße gegen die Maskenpflicht geahndet.
Infiziert Wie viele andere Mittelständler kämpfen auch die Düsseldorfer Hausbrauereien mit den Unbilden der Pandemie. Dazu gehören neben den betrieblichen Einschränkungen auch Corona-Fälle in der Belegschaft. Jetzt hat es bei der Schumacher-Brauerei einen der Brauer erwischt, der vorsichtshalber zum Test gegangen war. Schumacher-Chefin Nina-Thea Ungermann schickte die komplette Schicht für gut zwei Wochen nach Hause, die Kollegen der anderen Schicht sprangen ein. Die Trennung der Einheiten gibt es schon seit eiem Jahr. Sogar die Etagen sind in der Nutzung voneinander getrennt, so dass der Schutz im Unternehmen horizontal und vertikal funktioniert.
Gesucht Nach zwei Raubüberfällen in der Nähe des Kriegerdenkmals an der Landskrone im Hofgarten sucht die Polizei Zeugen und prüft einen Zusammenhang man es aus der Zeit vor dem Lockdown kennt. Viele Menschen laufen mit prall gefüllten Einkaufstaschen über die Schadowstraße, bleiben vor den Schaufenstern stehen, betreten Geschäfte.
Das Tempo, mit dem die Regelung bekannt und umgesetzt wird, sorgt allerdings auch für Unsicherheit. Einige Geschäfte laden zwar mit weit geöffneten Türen zum Betreten ein; die Kunden wagen sich aber trotzdem nur vorsichtig hinein und warten ab, ob sie aufgehalten werden. Peek & Cloppenburg an der Schadowstraße gehört zu denen, die am frühen Mittag recht gut besucht wirken – nicht so voll, dass ein Gedränge entstehen würde, aber belebter als zu „Click & Meet“-Zeiten. Kunden probieren Kleidungstücke an, an mehreren Kassen stehen Menschen an, per Durchsage wird im Geschäft auf das aktuelle Urteil hingewiesen. Auch bei C&A oder Esprit kann man nun kurzerhand eintreten und wird am Eingang nicht mehr nach seinen Daten gefragt.
Doch nicht alle Händler ziehen sofort mit – einige ahnen offenbar, dass es nicht bei der neuen Regelung bleiben wird, und schränken weiterhin den Zugang ein. Mitarbeiter haben entsprechend auch damit zu tun, diejenigen Kunden aufzuhalten, die die Nachrichten gehört haben und nun optimistisch
der Taten. Am Freitagabend waren gegen 21.40 Uhr zwei Mädchen von etwa fünf Männern in ein Gespräch verwickelt worden, von denen zwei plötzlich mit einem Messer drohten und ihre Handtaschen raubten. Am Samstagabend wurden zwei 32-jährige Düsseldorfer von einer Gruppe junger Männer zum Anhalten aufgefordert und später in Höhe der ehemaligen Unterführung attackiert. Die Täter erbeuteten dabei den Schlüsselbund von einem der Opfer. Im ersten Fall werden die beiden Haupttäter als etwa 16-jährig und um 1,75 Meter groß beschrieben, einer hatte auffallend buschige Augenbrauen und einen Undercut-Haarschnitt. Im zweiten Fall sollen die Angreifer 18 bis 22 Jahre alt und 1,85 Meter groß sein. Das Jugendkommissariat bittet um Hinweise unter unter 0211 8700.
Verhaftet Bei der Ausreise nach Istanbul ist am Düsseldorfer Flughafen ein Belgier aufgefallen, der von der Polizei in München zur Festnahme ausgeschrieben war. Der 38-Jährige war bereits 2018 wegen Betruges zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die er nie bezahlte. Weil er die 1800 Euro auch bei der Bundespolizei nicht begleichen konnte, kam er ins Gefängnis. und flotten Schrittes eintreten. „Aber ich habe eben im Radio gehört, dass das jetzt wieder erlaubt ist“, sagt eine Frau vor dem Eingang von TK Maxx, wo ein Schild verkündet, dass für heute alle Termine ausgebucht seien. Der geduldige Mitarbeiter erklärt, dass sein Arbeitgeber an der Anmelde-Regelung festhält, die Kundin zieht mit etwas säuerlicher Miene davon. Auch bei Karstadt wird weiterhin mit Anmeldungen und Einlasskontrollen gearbeitet, hier fragen ebenfalls einige Besucher erstaunt nach.
Nur wenige Stunden nach dem OVG-Beschluss ist dann klar: Der Spaß war tatsächlich nur von kurzer Dauer. Das Land erlässt eine neue Regelung, von der nun auch Buchhändler und Gartenmärkte erfasst werden. Und tatsächlich reagieren auch die Düsseldorfer Händler wieder ähnlich schnell und begrenzen erneut den Zugang zu ihren Räumen.
Wenig später bilden sich vor den größeren Mode-Geschäften bereits wieder Einlass-Schlangen, Angestellte fragen nach dem Einkaufstermin und erklären, wie man sich vor Ort noch rasch anmelden kann. Eine Mitarbeiterin im Kö-Bogen II winkt eine zögerliche Kundin heran. „Kommen Sie ruhig rein. Sie müssen nur bitte Ihre Daten eintragen.“