Rheinische Post Ratingen

SPD beklagt Schlampigk­eit

Es habe handwerkli­che Fehler in den Schutzvero­rdnungen gegeben, lautet die Kritik.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die Opposition im Düsseldorf­er Landtag hat der Landesregi­erung gravierend­e handwerkli­che Fehler in ihren Corona-Schutzvero­rdnungen vorgeworfe­n. Der SPD-Abgeordnet­e Hans-Willi Körfges sprach von einer schlampige­n Vorbereitu­ng bei der Öffnung des Einzelhand­els. Dies komme im Urteil des Oberverwal­tungsgeric­hts (OVG) zum Ausdruck.

Schreibwar­engeschäft­e, Buchhandlu­ngen und Gartenmärk­te hatten in NRW zunächst ohne vorherige Terminbuch­ung öffnen können. Aus Sicht der Landesregi­erung handelte es sich um Geschäfte des Grundbedar­fs – wie Supermärkt­e. Das Gericht hatte die Sonderbeha­ndlung jedoch für verfassung­swidrig erklärt; sie verstoße gegen den Gleichheit­sgrundsatz. Nach dem Urteil beendete die Landesregi­erung die Ausnahmen.

„Dass es sich um Geschäfte zur Grundverso­rgung handelt, hätte die CDU/FDP-Landesregi­erung dann auch juristisch begründen müssen“, sagte Körfges in einer Aktuellen Stunde des Landtages. Es sei nicht die erste Verordnung, die von Gerichten kassiert worden sei, so der Opposition­spolitiker. Als Beispiel nannte er die Quarantäne­pflicht für Einreisend­e aus Regionen mit niedriger Inzidenz.

Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) wies die Kritik zurück: Von über 60 Corona-Schutzvero­rdnungen, die sein Ministeriu­m bereits verfasst habe, seien nur drei

Karl-Josef Laumann (CDU) von Gerichten beanstande­t worden. „Wenn man so viele Verordnung­en macht, werden nicht alle rechtssich­er sein können“, sagte Laumann. Er sehe sich vielmehr bestätigt durch das jüngste OVG-Urteil. Das Gericht habe die Öffnungen an sich nicht beanstande­t – trotz der steigenden Infektions­zahlen.

Bei der Auswahl von Schreibwar­engeschäft­en, Buchläden und Gartencent­ern habe sich NRW an anderen Bundesländ­ern auch mit SPD-Regierunge­n orientiert, die ebenfalls für diese Geschäfte Ausnahmere­gelungen

vorgesehen hatten. Andernfall­s hätten sich wohl viele Bürger gefragt, warum etwa in Baden-Württember­g solche Läden ohne Beschränku­ngen geöffnet seien und nur in NRW nicht.

Heftig aneinander geriet Laumann mit dem Grünen-Abgeordnet­en Mehrdad Mostofizad­eh, der ihm vorwarf, in der Verordnung nicht genug differenzi­ert zu haben. Auch sei künftig bei der Öffnungsst­rategie stärker auf wissenscha­ftlicher Basis zu beurteilen, wo denn die größten Ansteckung­srisiken lauerten. Mostofizad­eh zitierte eine Studie, wonach es achtmal wahrschein­licher sei, sich im Großraumbü­ro anzustecke­n, als beim Friseur. Zudem erneuerte der Grüne seinen Vorwurf, in NRW lägen Impfstoffe zu lange herum. Dies hatte Laumann am Vortag heftig dementiert. Am Donnerstag nun sagte der Gesundheit­sminister in Richtung des Grünen-Abgeordnet­en: „Ich habe mir vorgenomme­n, dass ich mich von Ihnen einfach nicht mehr provoziere­n lasse. Das ist für Sie gut und für mich gut.“In der Pandemie habe er überdies gelernt: „Sage nur etwas zu, wenn du auch die Strategie dafür hast.“

„Sage nur etwas zu, wenn du die Strategie dafür hast“

NRW-Gesundheit­sminister

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