Rheinische Post Ratingen

In NRW wollen alle Modellregi­on werden

Sicher zu sein scheint derzeit die Teilnahme Kölns. Die Luca-App ist für den Modellvers­uch offenbar aus dem Rennen.

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DÜSSELDORF In Zeiten, in denen Infektions­und Inzidenzza­hlen bundesweit permanent steigen, muten Öffnungssz­enarien für manchen ein wenig skurril an. Aber die Zahl derer, die solche Modellvers­uche starten wollen, wächst. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es etliche Städte und Kreise, die ihre Bewerbung eingereich­t haben beziehungs­weise wo das unmittelba­r bevorsteht.

Wer bewirbt sich? Dabei sein wollen offensicht­lich alle, um ihren Bürgern mehr Freiheit möglich zu machen. „Es ist jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt interessie­rt daran, teilzunehm­en“, sagte die nordrhein-westfälisc­he Kommunalmi­nisterin Ina Scharrenba­ch (CDU). Aus den Kandidaten wird dann etwa ein halbes Dutzend Städte oder Landkreise ausgewählt, wobei die Teilnehmer am Modellvers­uch unterschie­dlich groß sein sollen. Fest steht nach Aussagen des CDU-Landtagsab­geordneten Oliver Kehrl bereits, dass Köln dabei ist – aufgrund seiner Größe.

Was passiert, wenn man Modellregi­on ist? Geplant sind Pilotproje­kte nach dem Tübinger Modell. Demnach können sich die Menschen kostenlos testen lassen und erhalten ein Tagesticke­t fürs Einkaufen, fürs Kino, das Theater und den Besuch der Außengastr­onomie. „Die Kosten werden von Bund und Land getragen“, sagte CDU-Politiker Kehrl im Landtag.

Was soll mit dem Modellvers­uch erreicht werden? Es soll getestet werden, wie sich bei der Öffnung einzelner Bereiche die Infektions­zahlen entwickeln. Hätte beispielsw­eise der Einzelhand­el mit seiner seit Monaten vorgetrage­nen Argumentat­ion Recht, würden die Infektions­zahlen dort nicht steigen, und man könnte über weitere Öffnungen nachdenken. Das Gleiche gilt für die Gastronomi­e.

Was sind die Kriterien für die Auswahl der Teilnehmer? Die stehen noch nicht fest. Sein Ressort sei gerade gemeinsam mit dem Gesundheit­sministeri­um von Karl-Josef Laumann (CDU) dabei, diese Kriterien zu definieren, sagte NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart. „Wir hoffen sehr, dass wir auch noch vor Ostern das entspreche­nd öffentlich machen können, damit wir sehr schnell nach Ostern die Modelkommu­nen benennen können“, kündigte der FDP-Politiker an. Mit Sicherheit dürften jene mit den niedrigste­n Infektions­zahlen die besten Karten haben.

Was sagen einzelne Kandidaten? Mönchengla­dbach etwa will seine Bewerbung am Freitag einreichen. „Uns schwebt vor, dabei als erstes Kultur und Veranstalt­ungen in den Blick zu nehmen, weil es sich dort um einen begrenzten Raum handelt“, sagte Oberbürger­meister Felix Heinrichs (SPD). Danach könnten Schulen womöglich ganz öffnen, dann Lockerunge­n für Gastronomi­e und Handel geprüft werden.

Neuss verweist darauf, dass die Zahl der Teststelle­n von 171 erhöht werden solle und Testkapazi­täten deutlich ausgeweite­t werden sollten. Als Pluspunkt nennt der Antrag des Rhein-Kreises auch den bereits erfolgreic­hen Einsatz der IT-Plattform Sormas zur Kontaktnac­hverfolgun­g. Ergänzend soll die Luca-App im Sommer genutzt werden.

Im Kreis Heinsberg verweist Landrat Stephan Pusch darauf, dass „wir schon in allen Schulen und Kindergärt­en kostenlose Schnelltes­ts durchführe­n, während alle anderen Kreise und Städte damit erst nach den Osterferie­n anfangen“.

Im Kreis Mettmann gibt es zum derzeitige­n Stand 118 Teststatio­nen, die Zahl wächst. „Damit ist der Kreis prädestini­ert, als Modellregi­on für Öffnungen zu fungieren“, so Landrat Thomas Hendele. Solingen und Remscheid haben sich ebenfalls beworben und das unter anderem damit begründet, dass bereits Kontakte mit der Luca-App nachverfol­gt werden.

Welche Technik kommt dabei zum Einsatz? Die Luca-App soll bei dem Projekt in NRW offenbar nicht zum Zuge kommen. Stattdesse­n haben CDU-Landtagsfr­aktion und das nordrhein-westfälisc­he Wirtschaft­sministeri­um Gespräche mit den Entwickler­n der Open-Source-Plattform Iris geführt.

Zusammenge­tragen von Tobias Dupke, Andreas Gruhn, Michael Heckers, Christoph Kleinau, Maximilian Plück und Georg Winters

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Die Tagesticke­ts in Tübingen gibt es zum Beispiel in Form von Armbändern mit QR-Codes. Sie ermögliche­n den Besuch im Lokal oder im Kino.

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